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  • Zugeknöpft: Omar Marmoush war nach St. Paulis 0:4-Klatsche in Kiel sichtlich frustriert (rechts Sportchef Andreas Bornemann).
  • Foto: WITTERS

„Omar ist halt Omar“: Darum ist Marmoush noch nicht reif für die Bundesliga

Er bringt unheimlich viel mit. Tempo, Technik, Spielfreude, Leidenschaft. Aber es fehlt auch noch einiges. Bei der 0:4-Niederlage des FC St. Pauli im Spitzenspiel bei Holstein Kiel zeigte Omar Marmoush einmal mehr, dass er noch nicht reif für die große Fußballbühne ist. Der Eindruck ist nicht ganz neu, hat sich aber mit dem Auftritt des Leih-Stürmers vom VfL Wolfsburg im Nord-Duell verfestigt. Davon könnte der Kiezklub profitieren.

In eine warme Jacke gehüllt, die Kapuze über den Kopf gezogen, schlich Marmoush nach der höchsten Saisonniederlage der Kiezkicker über den Platz als wolle er sich verstecken. 

Es war nicht sein Spiel gewesen. Im Gegenteil. Der 22-Jährige hatte eines seiner schwächsten Spiele im St. Pauli-Trikot gemacht. Denn: Die Gegner wissen mittlerweile, mit welchen Mitteln man die Offensiv-Rakete ärgern und auch stoppen kann.

Omar Marmoush enttäuschte gegen Holstein Kiel

Nach zunächst schwungvollem Beginn hatte sich Marmoush zusehends von der körperbetonten und giftigen Spielweise seiner direkten Gegenspieler Simon Lorenz und Johannes van den Bergh beeindrucken und aus dem Konzept bringen lassen, obwohl er beiden fußballerisch und auch in Sachen Tempo deutlich überlegen ist.

Marmoush verlor Zweikämpfe, den Ball und dann die Nerven. Mit Wut im Bauch und im Jetzt-erst-recht-Modus wollte er zu viel, oft mit dem Kopf durch die Wand, verzettelte sich dabei, ließ sich in verbale Scharmützel verwickeln, rieb sich auf – und verlor recht schnell die Lust. Er reklamierte, diskutierte, haderte und erledigte die für das Spiel der Kiezkicker so wichtige Rückwärtsbewegung im Schritttempo.

St. Pauli-Trainer Schultz weiß um Stärken und Schwächen von Marmoush

Déja-vu. Sein Auftritt war fast eine Kopie des Spiels in Düsseldorf (0:2) vor zwei Wochen, in dem die Fortuna St. Paulis Wirbelwind mit den gleichen einfachen und wirkungsvollen Mitteln aus der Spur gebracht hatte. 

„Omar ist halt Omar“, sagte Trainer Timo Schultz nach der Partie in Kiel auf das Thema Marmoush angesprochen. Der Coach weiß um die Problematik, will den sensiblen Profi aber auch nicht verbal zu hart anpacken. „Er ist als Gesamtpaket zu nehmen – mit all seinen Stärken, aber auch all den Sachen, die man noch besser machen kann.“

Wolfsburg-Leihgabe Marmoush noch nicht auf Bundesliga-Level

Machen muss, wenn man wie Marmoush in der Bundesliga spielen will, noch dazu bei einem Spitzenklub wie Wolfsburg, der in der kommenden Saison europäisch spielt, möglicherweise sogar in der Champions League. Schultz will ihm dabei helfen, besser zu werden.

FC St. Pauli: Omar Marmoush (l.) im Zweikampf mit Simon Lorenz von Holstein Kiel.

Körperbetont: Omar Marmoush ließ sich von der harten Gangart der Kieler (hier Simon Lorenz) beeindrucken.

Foto:

WITTERS

Der Ägypter halt zweifellos das Potenzial für die Erste Liga, aber er ist noch nicht stabil genug, nicht konstant auf einem hohen Niveau, nicht resistent genug für das nächste Wettbewerbs-Level. Bei der Arbeit gegen den Ball ist besonders viel Luft nach oben. Kurz: Marmoush ist noch nicht auf dem Niveau, das er erreichen möchte – oder auf dem er sich möglicherweise schon sieht.

Marmoush muss Emotionen besser in den Griff kriegen

Wenn es in einem Spiel mal nicht auf Anhieb läuft, dann läuft oftmals gar nichts bei Marmoush, der im Spielverlauf nicht mehr die Kurve kriegt.

„Er ist extrem ehrgeizig und deswegen wurmt in das“, weiß Schultz darum, dass mit Marmoush die Emotionen durchgehen. „Manchmal will er dann auch zu viel und zu schön. Es wäre manchmal besser, ein bisschen einfacher zu spielen und sich selbst herunterzuregulieren. Das gehört für ihn zum Lernprozess dazu.“

Schmaler Grat zwischen Kritik und Kränkung bei Marmoush

Genau das ist der nächste wichtige Entwicklungsschritt: Fokussiert bleiben, wenn es mal nicht so läuft. Einfacher spielen, nicht zaubern, auf die nächste Gelegenheit warten, die eine möglicherweise entscheidende Aktion, die man verpassen oder auch vermasseln könnte, wenn man zuvor den Kopf verliert.

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„Auf der anderen Seite“, gibt Schultz zu bedenken, „ist das ja auch seine Stärke, dass er unbedingt will und so viel macht.“ Der Coach wählt seine Worte sorgfältig, betont immer wieder auch das Positive. Der Grat zwischen Kritik und Kränkung ist bei Marmoush äußerst schmal.

FC St. Pauli: Hoffnung auf Rückkehr von Marmoush wächst

Zwei Spiele sind in dieser Saison noch zu spielen, dann wird Omar Marmoush zu seinem Stammverein Wolfsburg zurückkehren. Vorerst. Auftritte wie in Kiel – und das ist das Positive, zumindest aus Sicht der Kiezkicker – erhöhen die Chance, dass Marmoush auch in der kommenden Saison seinen Reifeprozess im Unterhaus fortsetzt.

Bestenfalls im Trikot des Vereins, bei dem er bereits wichtige Schritte in die richtige Richtung gemacht hat.

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