• Wollten einen anderen Weg gehen, haben aber nicht den nötigen Erfolg verzeichnet: Sportvorstand Jonas Boldt, Ex-Trainer Daniel Thioune und Sportchef Michael Mutzel
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17 Wechsel in 10 Jahren: HSV-Boss: Negativspirale nimmt Einfluss auf die Trainer

Nun also Daniel Thioune. Der HSV hat mal wieder den Trainer gewechselt. Ein bekanntes Ritual im Volkspark. Es war der 17. Wechsel in den vergangenen zehn Jahren.

Allein seit dem Abstieg 2018 wurden mit Christian Titz, Hannes Wolf, Dieter Hecking und Thioune vier komplett unterschiedliche Trainer ausprobiert. Das Muster war dabei im Prinzip immer gleich. Zunächst ging es bei allen in die richtige Richtung, dann folgte der Einbruch und die Ziele wurden verfehlt. Diese Entwicklung gab es beim HSV auch unter Thioune. Jetzt muss er vorzeitig gehen, weil er vom Weg abgekommen ist.

Jonas Boldt bedauert Daniel Thiounes Aus beim HSV

„Es ist sehr schade und kein Geheimnis, dass ich nach wie vor sehr viel in Daniel Thioune sehe. Aber wir haben festgestellt, dass die Dynamik in den letzten Tagen deutlich schneller und dramatischer geworden ist und wir große Gefahr laufen, auch von unserem Weg abzukommen. Von diesem Weg wollen und werden wir nicht abkommen. Deswegen haben wir es als zwingend angesehen, hier eine größere Justierung vorzunehmen. Es ist sehr bedauerlich, dass es so gekommen ist“, sagt Sportvorstand Jonas Boldt.

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Was ist dieser Weg? Sollte es dabei nicht eigentlich um Entwicklung und auch Kontinuität auf den wichtigen Positionen gehen? Und hatte Boldt nicht am Freitag nach dem 1:1 gegen Karlsruhe betont, dass er mit Blick auf den Trainer Geduld habe? „Ich habe nach wie vor die Geduld. Und ich kann verstehen, dass die Menschen draußen das jetzt als typischen HSV-Mechanismus sehen. Es geht nicht darum, auf stur etwas durchzuziehen, was augenscheinlich nicht mehr funktioniert“, sagt Boldt.

Daniel Thioune hatte die HSV-Mannschaft am Ende verloren

Thioune passt nicht mehr zum Weg, bei dem Entwicklung und Ambition die entscheidenden Schlagworte sind. Ausschlaggebend waren dafür die letzten Spiele. Statt weiter auf vertraute und erfolgreiche Mechanismen zu setzen, stellte sich der Trainer über die Mannschaft. Er überdrehte beim Versuch, den Erfolg mit neuen taktischen Maßnahmen zu erzwingen. Letztlich verlor er damit nicht nur die Spiele, sondern auch die Mannschaft. Seine „All in“-Marschroute vor dem Karlsruhe-Spiel war der letzte Versuch. Angeschlagen und hilflos wirkte er danach.

„Die Gefahr war da, dass wir die Saison abschenken und dadurch viel zu viel kaputt machen, auch für den weiteren Weg“, sagt Boldt.

Jonas Boldt: Trennung von HSV-Trainer Thioune ist alternativlos

Dass Thioune noch mal zum Weg zurückfindet, wurde ihm nicht zugetraut.  Diese Grundentscheidung wurde am Wochenende getroffen. Da war die sofortige Trennung letztlich nur noch die logische Konsequenz. Ein freiwilliger Rückzug war es nicht. Boldt: „Daniel hat keine proaktiven Signale gesendet, dass er sich nicht mehr in der Lage sieht. Er kann die Entscheidung aber nachvollziehen. Es hätten uns sehr gutgetan, diesen Weg gemeinsam weiter zu gehen. So schade wie es ist und so leid es uns allen tut, es ist alternativlos.“

Für die Zukunft des HSV stellen sich mal wieder Fragen

Dass für die Fortsetzung des erst im vergangenen Sommer neu eingeschlagenen Weges mal wieder der Trainer gewechselt werden muss und die Entscheidung auch erst so spät in der Saison fällt, dass zumindest in dieser Spielzeit kaum noch etwas zu retten ist, spricht nicht für den HSV. Und wirft auch für die Zukunft Fragen auf.

Welche Trainer kann sich in Hamburg trotz aller Widerstände dauerhaft durchsetzen? Mit Titz, Wolf, Hecking und Thioune haben es in der 2. Liga vier unterschiedliche Trainertypen versucht. Ob Nachwuchs-Coach, erfahrener Trainer oder Analytiker – alle teilten am Ende das gleiche Schicksal.

Lähmt die eigene Vergangenheit den HSV und seine Trainer?

Eine Negativ-Spirale, Druck und immer wieder auch eine Konfrontation mit der Vergangenheit gehören für Boldt zu den Knackpunkten. „Es haben mehrere Trainer jetzt gezeigt, dass das anscheinend etwas mit ihnen macht. Ich kann nicht sagen, wieso das dazu führt, dass man nicht bei sich bleibt, sondern vielleicht ein Stück von dem Weg abgeht. Das werde ich mit Daniel sicherlich auch noch mal ausführlicher besprechen“, sagt der HSV-Sportvorstand, der ohne Wenn und Aber weiter an seinem Konzept festhalten will.

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„Die Entscheidung, die wir getroffen haben, ist, diesen Weg beim HSV nicht abbrechen zu lassen. Auch wenn das für den einen oder anderen widersprüchlich klingt. Es geht nicht darum, Kontinuität auf einer Position durchzuziehen und stur zu bleiben, nur um der Kontinuität wegen, wenn man erkennt, dass es definitiv in eine falsche Richtung geht.“

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