Meister-Kunst mitten in Pinneberg: Privatsammlung von Boetticher wird gezeigt
Langweilig, öde, spießig – das sind so die üblichen Vorurteile der Hamburger über Pinneberg. Alles Quatsch! Zumindest, was die bildende Kunst angeht. Noch bis zum 9. November läuft in der Pinneberger „Drostei“ die spannendste Kunstausstellung Norddeutschlands. Zu sehen sind Werke von Weltstars der Kunst wie Anthonis van Dyck, Lucas Cranach, Gerhard Richter, Andy Warhol oder Banksy.
Vor Jahren machte der CDU-Politiker und Ex-Köllnflocken-Chef Christian von Boetticher Schlagzeilen, weil er eine 30 Jahre jüngere Freundin hatte. 2022 heiratete der damals 51-Jährige die 21-jährige Sarah im Hamburger Michel. Zwillingssöhne vervollständigten das Glück. Es wurde ruhig um das Ehepaar. Jetzt gingen beide wieder an die Öffentlichkeit – und das, was sie in der „Drostei“ präsentieren, ist nichts anderes als eine Sensation. Die Hamburger Kunsthalle dürfte angesichts der gezeigten 80 Bilder vor Neid erblassen.
Erstmals wird die Privatsammlung von Boetticher gezeigt
Nach 200 Jahren wird hier eine exquisite Privatsammlung erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie geht zurück auf den britischen Kaufmann Thomas Boyes (1799-1883). 1823 war er nach Hamburg gezogen, wenig später legte er den Grundstein für die Sammlung. 40 Jahre später zählte die Kollektion neben den Sammlungen Abendroth, Jenisch oder Sloman zu den bedeutendsten der Hansestadt.

Die Enkelin des Briten heiratete 1885 in die Dresdner Kunsthändler-Familie von Boetticher ein. In einer Villa im sächsischen Weinstädtchen Radebeul wurden beide Sammlungen vereinigt und überstanden größtenteils beide Weltkriege. Mehr noch: Wie durch ein Wunder gelang es dem Hausmeister 1945, die Werke aus der sowjetisch besetzten Zone in den Westen zu schaffen. Christian von Boetticher erbte schließlich viele dieser Bilder und baute die Sammlung zusammen mit seiner Frau ganz im Stillen weiter aus. Sarah von Boetticher hat Kunstgeschichte studiert, sie kaufte Werke holländischer Meister des 16. und 17. Jahrhunderts und moderne Kunst nach.
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Folgerichtig heißt die Schau in Pinneberg „Von Brueghel zu Banksy“. In dieser Mischung dürfte die Sammlung einmalig sein. Stolz ließen sich die Boettichers vor dem 2 mal 1,1 Meter großen „Martyrium des heiligen Sebastian“ fotografieren. Das 126 Kilogramm schwere Werk entstand um 1625 und bildet einen spannenden Kontrast zu den vielen modernen Ausstellungsstücken.
Die Drostei: bis 9.11., Mi-So 11-17 Uhr, Dingstätte 23, Pinneberg, 4 Euro, drostei.de

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