Scooter live in Hamburg: Als Gott auf die Trabrennbahn kam
Ein wenig verwundert schaut sich der ein oder andere schon um, als am Samstagabend auf der Bahrenfelder Trabrennbahn statt stumpfem Techno-Geballer zunächst düstere Orgelmusik aus den Boxen schallt. Soll hier nicht eigentlich ein Scooter-Konzert stattfinden? Ja – und das tut es auch. Die Orgelpfeifen leiten nur ein, was gleich folgt: ein Abend unter dem Motto „God Save the Rave“ – also: „Gott schütze den Rave“. Ein durch und durch göttlicher Abend wird es allerdings nicht.
Kaum ist der letzte Orgelton verklungen, raunt eine tiefe Männer-Stimme: „We are back“ – „wir sind zurück.“ Aber wer ist wir? „Wir sind das Licht in der Finsternis.“ Aha. Noch ein paar ähnlich schwülstige Beschreibungen folgen, dann das charakteristische Strobolicht-Gewitter, der Bass setzt ein, Feuerwerk spritzt, die ersten Töne von „God Save the Rave“ erklingen.
Ein wenig verwundert schaut sich der ein oder andere schon um, als am Samstagabend auf der Bahrenfelder Trabrennbahn statt stumpfem Techno-Geballer zunächst düstere Orgelmusik aus den Boxen schallt. Soll hier nicht eigentlich ein Scooter-Konzert stattfinden? Ja – und das tut es auch. Die Orgelpfeifen leiten nur ein, was gleich folgt: ein Abend unter dem Motto „God Save the Rave“ – also: „Gott schütze den Rave“. Ein durch und durch göttlicher Abend wird es allerdings nicht.
Kaum ist der letzte Orgelton verklungen, raunt eine tiefe Männer-Stimme: „We are back“ – „wir sind zurück.“ Aber wer ist wir? „Wir sind das Licht in der Finsternis.“ Aha. Noch ein paar ähnlich schwülstige Beschreibungen folgen, dann das charakteristische Strobolicht-Gewitter, der Bass setzt ein, Feuerwerk spritzt, die ersten Töne von „God Save the Rave“ erklingen.
Scooter-Frontmann H.P. Baxxter – für viele der „Gott des Techno“
Ob mit „Gott“, von dem in diesem Song die Rede ist, Scooter-Frontmann H.P. Baxxter gemeint ist? Möglich. Einige Fans halten ihn vermutlich tatsächlich für einen Gott – den Gott des Techno. Erfunden hat Hans-Peter Geerdes, wie der 58(!)-Jährige bürgerlich heißt, diese Musikrichtung zwar nicht. Aber kaum jemand hält daran so eisern und erfolgreich fest wie er – genau genommen seit fast 30 Jahren. Sein halbes Leben hat der gebürtige Ostfriese, der mittlerweile in Duvenstedt lebt, auf der Bühne verbracht – immer Vollgas, immer hardcore.
So heißt dann auch der zweite Song des Abends: „One (Always Hardcore)“ – einer dieser Hits, die jede:r nach dem ersten Refrain mitsingen kann: „Ye-eh eh-ja, yeee-eh I feel hardcore. Ye-eh eh-jaha, yeee-he, always hardcore.“ Kein Wunder, dass von den rund 20.000 Anwesenden kaum jemand stumm bleibt. Alle grölen mit: Männergruppen, viele Pärchen und sogar Familien mit Kindern (die meisten mit Ohrschützern).
Dabei lässt der Sound allerdings etwas zu wünschen übrig – je weiter man sich von der Publikumsmitte entfernt, desto blecherner und unsauberer klingt er. Dafür gibt es bei einigen Liedern einen netten Service für die weniger treuen Scooter-Jünger im Publikum: Die passenden Songtexte werden an die Bühnen-Rückwand gestrahlt – etwa der Refrain von „We Love Hardcore“, der passenderweise so geht: „We. Love. Hardcore.“
Gestandene Männer liegen sich beim Scooter-Konzert in den Armen
Besinnlich wird es bei „Nessaja“: Zu den Anfangstönen des Peter-Maffay-Covers schwanken gestandene Zwei-Meter-Männer einträchtig schunkelnd, Arm in Arm, von links nach rechts. Das Bild rührt einige Umstehende, weitere Menschen fallen sich in die Arme – jedoch nur, bis der Refrain erklingt, dann schmeißen alle die Hände nach oben und schlagen gegen imaginäre Boxsäcke über ihren Köpfen.
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Der Gott der Gestik aber ist Baxxter: Unverwüstlich stochert er den ganzen Abend über volle Pulle mit beiden Zeigefingern Löcher in die Luft. Er wirbelt von links nach rechts, brüllt in sein Mikrofon, hüpft auf und ab. Mit dem Publikum nimmt er dagegen wenig Kontakt auf – wenn überhaupt, dann auf Englisch: „Fantastic vibe in Hamburg“, ruft er etwa. Aber es wirkt irgendwie halbherzig und so richtig will der Funke nicht überspringen.
Die Erkennungsmelodie eines jeden Scooter-Fans: „Döp-döp-döp, dö-dö döp-döp-döp“
Erst gegen Ende der Show wir die Stimmung euphorischer: Als die Klassiker aus dem Hause Scooter gespielt werden – „How Much Is the Fish?“, „Fuck the Millenium“, „J’Adore Hardcore“ oder „Jumping All Over the World“ – wird leidenschaftlich abgezappelt und mitgesungen. Vielleicht liegt’s auch am mittlerweile gestiegenen Bierkonsum? A propos Bier: Ein halber Liter kostet an diesem Abend stattliche 9 Euro (inkl. Pfand), da wünscht man sich in diesen Zeiten eher finanziellen als göttlichen Beistand.
Bevor der Techno-Gottesdienst endet, gibt es noch eine ausführliche Zugabe. Und die beginnt mit einer Ode an die Gottesmutter: „Maria (I like It Loud)“ – der Erkennungsmelodie eines jeden Scooter-Fans, besser bekannt als „Döp-döp-döp, dö-dö döp-döp-döp“. Es folgt ein Medley aus „Endless Summer“, „Hyper Hyper“ und „Move Your Ass“ – und noch eine Zugabe zur Zugabe: „Jump That Rock (Whatever You Want)“, ein Cover des Status Quo-Megahits. Baxxter erklärt – zum ersten Mal auf Deutsch – die Songauswahl: „Das Lied ist für meine Mutter, die sitzt nämlich im Publikum.“ In diesem Fall heißt die Gottesmutter übrigens nicht Maria, sondern Ellen.
Nach rund zwei Stunden ist dann Schluss, auch wenn die meisten Techno-Jünger sicher gern noch weitergemacht hätten. Für heute jedoch ist der Rave „gesaved“ – dem Techno-Gott sei Dank. Amen.