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John Neumeier lehnt entspannt an einer Ballettstange und lächelt in die Kamera.
  • John Neumeier lehnt entspannt an einer Ballettstange und lächelt in die Kamera. In Dänemark sieht er sich mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert.
  • Foto: Christian Charisius/dpa

Rassismus-Vorwürfe gegen Hamburger Ballett-Chef John Neumeier

Versteckter Rassismus? Das Königliche Ballett in Kopenhagen hat die Zusammenarbeit mit dem Hamburger Ballettdirektor auf unbestimmte Zeit pausiert. Hintergrund ist ein Streit über Neumeiers „Othello“-Fassung.

„Rassistische Stereotype“ – die Kritik kam von den Tänzerinnen und Tänzern persönlich. Nun wurde die angekündigte Aufführung von John Neumeiers „Othello“ gestrichen. Stattdessen zeigt das Ballet in Kopenhagen seit Anfang November Neumeiers „Sommernachtstraum“. Nach Angaben von Ballettchef Nikolaj Hübbe ging es vor allem um die Darstellung Othellos in einer Szene, die sich Desdemona im Traum vorstellt, und in der Othello einen afrikanischen Jagdtanz aufführt. 

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Neumeier, der seit 1973 Ballettdirektor und Chefchoreograf des Hamburg Balletts ist, schrieb in einer Mail an die Deutsche Presse-Agentur am Mittwochabend, er habe vor der Probe am Premierentag des „Sommernachtstraums“ „zum ersten Mal offen und ehrlich meine Meinung zu der Entscheidung“ erklärt, sein Ballett „Othello“ abzusagen. Dabei habe er sein Konzept verteidigt.

„Dramaturgischer Zweck“ anstatt Rassismus

„Ich habe gesagt, dass ich, obwohl ich Einwände dagegen verstehen kann, den Körper eines Tänzers anzumalen, um in eine Rolle zu schlüpfen, nicht daran glaube, Choreografien wegen der negativen Fehlinterpretation eines Einzelnen zu zensieren“, schrieb Neumeier. „Ich habe mein Konzept und den dramaturgischen Zweck des ,Wilden Kriegers‘ im Kontext des Balletts erläutert und meine Recherchen zu den afrikanischen Jagdtänzen, die ich für die Gestaltung dieser Rolle verwendet habe, beschrieben und physisch demonstriert.“

Neumeier: 60-jährige Beziehung wurde beendet

Das habe anscheinend zu dem Bruch geführt, obwohl die Probe seiner Einschätzung nach anschließend harmonisch verlaufen sei. Am vergangenen Mittwoch habe ihn das Königliche Ballett in einer Mail informiert, dass es nicht zur Feier seines 50-jährigen Jubiläums beim Hamburger Ballett komme, und dass sein Stück zu Mahlers 3. Symphonie im kommenden Herbst nicht in Kopenhagen wiederaufgeführt werde. „Leider scheint meine lange, harmonische, fruchtbare und freundschaftliche Beziehung zum Ballett, die 60 Jahre zurückreicht, für den Moment beendet zu sein“, hieß es.

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Ein Sprecher des Kopenhagener Balletts begründete die Pause in einer Mail an dpa am Mittwochabend mit „einem unterschiedlichen Blick darauf, wie die Zusammenarbeit aussehen soll“. Mediendarstellungen, dass die Zusammenarbeit ganz beendet sein soll, widersprach er. Ballettchef Nikolaj Hübbe sagte in der Dokumentation „Der Tanz mit Rassismus“ im dänischen Fernsehen, er halte Neumeiers „Othello“ nicht für rassistisch. „Aber ich kann gut verstehen, dass die Generation (der Tänzerinnen und Tänzer) das findet.“ Das müsse er respektieren. „Mir gefällt es nicht, junge Tänzer auf die Bühne zu schicken, die sich in einer Rolle unwohl fühlen.“ (dpa/mp)

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