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Großer Bildschirm mit Fußball auf der Bühne, davor Musiker
  • Fußball und Musik auf der Bühne – ungewöhnliche Klänge in der Laeiszhalle.
  • Foto: Markus Scholz/dpa

Geigen, Trommeln: So klingt’s, wenn Musiker das Aufstiegsspiel von St. Pauli vertonen

Wie hört sich ein Fußballspiel an, wenn Musiker es live vertonen? In Hamburg ist das mit einem St.-Pauli-Spiel ausprobiert worden. Einen besseren Tag für das Experiment konnte es gar nicht geben.

Trommeln für den Sturm, ein lang gezogener Ton für weite Bälle und Mordslärm für ein Tor: In der Laeiszhalle am Johannes-Brahms-Platz (Neustadt) ist am Sonntagnachmittag das fulminante Aufstiegsspiel des Fußballvereins FC St. Pauli live vertont worden. Zwei Ensembles sind dafür vor gut 650 Besucherinnen und Besuchern gegeneinander angetreten und haben das Spiel FC St. Pauli gegen den VfL Osnabrück zu einem witzig-unterhaltsamen Klangerlebnis gemacht. Sozusagen: FC Freejazz gegen den VfL Elektro-Smooth-Jazz.

Laeiszhalle: Aufstiegsspiel als musikalischer Leckerbissen

Das zehnköpfige Ensemble Resonanz und deren Dirigentin Friederike Scheunchen waren dabei das St.-Pauli-Orchester, die Band des bekannten Elektronik-Künstlers Matthew Herbert vertonte die Spielzüge der Osnabrücker. Seit zwölf Jahren habe Herbert schon auf der Idee rumgedacht, so Alexander Schulz, Chef des Reeperbahn-Festivals und damit Veranstalter des ungewöhnlichen Konzerts, vor Anpfiff. Dass es jetzt ausgerechnet bei so einem Schicksalsspiel zur Uraufführung kommen würde: ein mehr als schöner Zufall. Das Spiel konnten die Musiker auf großen Bildschirmen live verfolgen, das Publikum schaute gebannt auf die riesige Leinwand vor den Orgelpfeifen. Und hörte alles mal mit und mal ohne Stadionatmosphäre. Nicht nur jeder Standard hatte seine eigene Melodie, auch Zeitlupen, Fouls und der Blick zur Trainerbank bekam eigene Patterns. Außerdem blieb Zeit für Soli und viel Improvisation.

Die witzigsten Momente waren die, bei denen die Musiker die einzelnen Spielzüge über eine längere Zeit vertonten. Jeder Pass ein Geräusch, jeder Ecke eine Melodie. Wie die musikalische Begleitung eines Slapstick-Stummfilms. In manchen Momenten hatte das was von „Peter und der Wolf“. Zwischendurch bewarfen sich die Musikerinnen und Musiker auch mal mit zusammengeknüllten Notenblättern. Das bunt gemischte Publikum – viele Fans in St. Pauli-Shirts, eine Hand voll Osnabrück-Fans in lilafarbenen Trikots, auch einige Familien mit Kindern – war zu jeder Zeit voll dabei, klingelte bei Ecken mit Schlüsseln, lachte, staunte und jubelte bei den Toren. Und davon gab es ja einige.

Ausgelassene Stimmung bei „The Game“

Das Projekt „The Game“ des Zweitligisten FC St. Pauli und des Reeperbahn-Festivals hätte für das Konzertexperiment keinen besseren Tag finden können. Mit einem 3:1 haben die Hamburger den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga klargemacht – und haben damit zum sechsten Mal den Sprung ins Oberhaus geschafft.  Entsprechend ausgelassen war die Stimmung in der ehrwürdigen Laeiszhalle.  

Auch St.-Pauli-Fan Julian war begeistert. „Das ist megacool. Die Leute haben Spaß und die Musiker sind zusammen megakreativ“, sagte der 28-Jährige. Er hatte keine Karten mehr für das Stadion bekommen und hatte sich deshalb für das Konzert eine besorgt, um das Spiel dennoch live sehen zu können. Violinistin Juditha Haeberlin machte beim Spielen das Unerwartete am meisten Spaß. „Dass man etwas tut, was man vorher nicht weiß. Das haben wir ja sonst selten.“ (cgl/nr)

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