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Theaterbühne. Links ein Mann im Rollstuhl und mit Sonnenbrille, rechts ein Mann mit verbundenem Bein. Sie halten sich an einer Stange fest
  • Der herrschsüchtige Hamm und der devote Clov: Sven-Eric Bechtolf und Stefan Kurt verkörpern die Figuren genial.
  • Foto: Kerstin Schomburg

Großartiges Schauspiel: Samuel Becketts „Endspiel“ im St. Pauli-Theater

Den Tod vor Augen, sind die vier letzten Überlebenden der Menschheit nach einer globalen Katastrophe in einem kahlen Raum eingesperrt. Samuel Becketts „Endspiel“ ist ein düsteres Szenario. Tatsächlich wird jedoch während des 110-minütigen Abends im St. Pauli-Theater ständig gekichert und laut gelacht: Regisseur Wolf-Dietrich Sprenger inszeniert den Klassiker des absurden Theaters als unterhaltsamen Weltuntergang.

Zwei Männer, durch fatale Abhängigkeit miteinander verbunden, lassen kaum eine Boshaftigkeit aus: Blind und gelähmt, schikaniert der herrschsüchtige Hamm vom Rollstuhl aus den devoten Clov. „Du verpestest die Luft“, faucht der eine; „ich werde dich verlassen“, droht der andere. Dennoch betreut Clov den Behinderten, denn Hamm hat die Hoheit über den Essensvorrat.

Weltuntergang mit Witz: „Endspiel“ in Hamburg

Sven-Eric Bechtolf und Stefan Kurt verkörpern die beiden Figuren genial: Hamm ist ebenso machtbesessen wie lächerlich, Clov bewegt sich zwischen trotzigem Widerspruch und verzweifelter Unterwürfigkeit. Auch um Hamms Eltern (gespielt von Barbara de Koy und Michael Prelle) muss sich Clov kümmern; nach einem Unfall beinamputiert, schauen die beiden mit ihren Köpfen hin und wieder aus Luken im Bühnenboden heraus, wo sie offenbar vor sich hin vegetieren. 

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Sprengers Inszenierung hatte 1992 am Thalia-Theater Premiere, mit Bechtolf und Kurt in jenen Rollen, die sie nun erneut übernehmen. Heute 66 und 64 Jahre alt, fechten sie diesen sinnlosen letzten Kampf zweier Todgeweihter auf berührende Weise aus: Als Herr und Diener – vielleicht sind sie auch Vater und Sohn – können sie albern zusammen lachen, bevor sie zum nächsten Schlagabtausch ausholen. Ein kleiner dreibeiniger Stoffhund, so schwarz wie die Wände ringsum, sorgt für kurze tröstende Momente. Genau die vermittelt auch dieser Abend, obwohl das Ende unausweichlich näher rückt. Ein großartiges Schauspiel!

St. Pauli-Theater: Bis 10.1., 19.30 Uhr, 19-54 Euro, Tel. 47 11 06 66

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