Die Band sitzt und steht auf der Treppe vor den Abbey-Road-Studios
  • Bandgründer Fred Gehring (67, vorne) und seine Analogues vor den Londoner Abbey-Road-Studios
  • Foto: Universal

In Hamburg: Diese Band liefert live, was die Beatles nie konnten

Wer wissen will, wie es geklungen haben könnte, wenn die Beatles ihre beiden letzten Studioalben „Abbey Road“ und „Let It Be“ live aufgeführt hätten, sollte sich morgen (8.4.) beim Konzert der niederländischen Tribute-Band The Analogues in der Barclays-Arena einfinden. Sie haben sich darauf spezialisiert, jene Werke der Fab Four auf die Bühne zu bringen, die es live nie von Paul, John, George und Ringo gegeben hat – und zwar im Original-Sound mit entsprechendem Equipment.

Das brachte ihnen so viel Anerkennung, dass sie im Juni 2019 ihre Live-CD/Vinyl „Let It Be – Relived“ in den Abbey-Road-Studios vor Publikum aufnehmen durften und damit den Mythos der Unspielbarkeit der späten Beatles-Werke eindrucksvoll widerlegten.

Anfang 1969 spielten die Beatles ihr letztes Konzert

Manchmal muss sich Fred Gehring (67) selbst kneifen, dass es wirklich passiert ist. „Zwei Jahre hatten wir an dem Projekt gearbeitet, anfangs waren wir zögerlich, ob es wirklich umsetzbar ist“, so der Bandgründer. Es hätte auch einige schwierige Diskussionen mit den Verantwortlichen der Abbey-Road-Studios gegeben, wirft er ein. „Wir zeigten ihnen Videos von unseren Konzerten. Außerdem hatten wir den Segen von Original-Beatles-Tontechniker Geoff Emerick und weiteren Leuten, die den Beatles und ihrem Label Apple nahestehen. Das hat geholfen.“

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Gehring selbst, seit dem 16. Lebensjahr Fan der Liverpooler, hatte keine Bedenken, es am heiligen Ort seinen Idolen gleichzutun. „Wenn du eine Tribute-Band von U2, den Stones oder Pink Floyd bist, dann spielst du live, was die Originale längst gespielt haben. Aber The Analogues tun etwas, was die Beatles nie gemacht haben. Wir spielen ihre Spätwerke von Anfang bis Ende durch. Wir geben den Fans die Chance zu hören, was sie nie irgendwo sonst gehört haben.“ Was ihn an den Beatles-Alben ab 1966 fasziniert: Dass man durch sie teilhaben kann an der Entwicklung der Band. „Die Art, wie sie Songs schrieben, sie darboten und die Art der Produktion veränderten sich – und auch ihre privaten Leben. Wenn man jene Alben analysiert, erfährt man alles. Man lebt quasi durch die Momente hindurch.“


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The Analogues erzählen aber auch die Geschichte von Fred Gehring selbst und davon, dass es nie zu spät ist, seinem Leben eine neue Wendung zu geben. Vor zehn Jahren war er nämlich noch CEO des Modeunternehmens „Tommy Hilfiger“. „Das war ein anderes Leben, damals hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass ich einmal in den Abbey-Road-Studios auftreten würde. Aber ich kam an den Punkt, wo ich wusste: Ich muss etwas mit meiner Musikleidenschaft anstellen.“ Er hatte das nötige Kapital, um sich die besten Musiker an die Seite zu holen und eine Crew. „Diese Leute waren Profis, ich war der Amateur, der spät im Leben seinem Bedürfnis nachgehen wollte, eine Rockband zu starten.“

The Analogues tun etwas, was die Beatles nie gemacht haben. Wir spielen ihre Spätwerke von Anfang bis Ende durch. Wir geben den Fans die Chance zu hören, was sie nie irgendwo sonst gehört haben.

Fred Gehring (67)

30 Jahre hatte er kein Schlagzeug mehr gespielt. „Aber Trommeln verlernst du nicht. Das ist wie Schwimmen.“ Er fing wieder damit an, wissend, dass die besten Drummer nicht zwingend die Besten für die Musik der Beatles sind. „Ringos Stil – ein bisschen lockerer und nicht so gezwungen – lag mir schon immer.“ Um so nah an den Sound der Original-Aufnahmen heranzukommen wie möglich, hat Gehring seit Bandgründung 2014 unzählige Instrumente aus der Zeit damals aufgekauft – von der schwarz-weißen Rickenbacker Gitarre, wie John Lennon sie einst hatte, bis zum Höfner-Bass, wie ihn Paul McCartney als Markenzeichen hat. „Aus anfänglich einem Truck mit Equipment sind mittlerweile drei geworden“, meint er.

The Analogues spielen in der Barclays-Arena in Hamburg

Die riesigen Trucks mit dem Analogues-Schriftzug blockierten an besagtem Tag die Straße vor den Abbey-Road-Studios. „Es war aufregend, sie dort zu sehen, aber ich war auch ein bisschen peinlich berührt.“ Was er sich von Paul McCartney wünschen würde? „Wenn er sagen würde: ‚Not bad, guys!‘ Aber so ein Treffen müsste ungezwungen passieren. Er müsste Lust darauf haben.“ Dafür kommt Tommy Hilfiger öfter mal bei den Konzerten des Quintetts vorbei. „Ich glaube, er ist ein bisschen neidisch“, sagt Gehring mit einem Grinsen. „Er wäre selbst lieber Musiker geworden.“

Barclays-Arena: 8.4., 20 Uhr, ab 72 Euro

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