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Heizen im Winter
  • Die Energiekosten steigen und steigen.
  • Foto: Imago

Heizkosten-Explosion: So teuer wird der Winter wirklich

Seit Monaten kennen die Gaspreise nur noch einen Weg: nach oben. Mit einer massiven Preisexplosion ist der Großhandelspreis von Erdgas seit Januar um 440 Prozent angestiegen. Und weil mit Erdgas nicht nur geheizt, sondern auch Strom erzeugt wird, klettern auch die Strompreise. Das kommt auch beim Verbraucher an. Aber warum ist Energie plötzlich so teuer, welche Folgen hat das und wie lange bleibt das so? Die MOPO beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie teuer wird der Winter?

Das kommt wohl darauf an, wie kalt es wird. Sicher ist: Schon mehr als 60 Gasversorger haben Tarife erhöht oder es angekündigt – im Schnitt um rund zehn Prozent. Laut dem Vergleichsportal „Verivox“ ist der Strompreis im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 9,3 Prozent auf 31,38 Cent pro Kilowattstunde angestiegen – so teuer wie noch nie. Auf ein Jahr gerechnet zahlt ein Privathaushalt mit 4000 Kilowattstunden demnach 100 Euro mehr. Heizen mit Gas kostet „Veri­vox“ zufolge aktuell rund 28 Prozent mehr, mit Öl sogar 87 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Was sind die Folgen?

Besonders betroffen sind Menschen mit niedrigem Einkommen. Der EU-Arbeitskommissar Nicolas Schmit warnte vor einer steigenden Energiearmut in ganz Europa, der Gewerkschaftsbund ETUC befürchtet sogar, dass mehr als 2,7 Millionen EU-Bürger es sich nicht leisten können, ihre Wohnungen richtig zu heizen – obwohl sie Arbeit haben. Auch der deutsche Sozialverband VdK befürchtet eine „dramatische soziale Schieflage“, „Caritas“ erwartet mehr Verschuldungen durch happige Nachzahlungen. Außerdem können durch den hohen Gasverbrauch in der Industrie Produkte teurer werden – und die Inflation antreiben.


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Warum ist Erdgas teuer?

Zum einen steigt nach der Pandemie die weltweite Nachfrage an, zum anderen sind die Energiespeicher in Europa unter anderem wegen des vergangenen, besonders kalten Winters unterdurchschnittlich gefüllt. Dazu treibt die CO₂-Abgabe den Preis in die Höhe, und auch Spekulationen auf dem Gasmarkt gelten als Faktor. Aus Russland kam zudem wenig Gas nach: Kritiker meinen, dass der Kreml die Situation ausnutzen wolle, um die Inbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream 2 zu beschleunigen und die grüne Energiewende zu bremsen.

Steigen die Preise immer weiter?

Vergleichsportale rechnen damit, dass weitere Versorger in den nächsten Monaten und zu Beginn 2023 teurer werden. Viele Experten glauben aber, dass sich der Preis wieder stabilisieren wird, sobald sich die Gasreserven wieder füllen. Die EU-Kommission rechnet mit einer Beruhigung spätestens im Frühjahr, allerdings auf einem höheren Preisniveau als 2020. Insgesamt müssen sich Verbraucher auf höhere Preise einstellen.

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Was machen andere Länder?

EU-Länder ergreifen verschiedene Maßnahmen: Frankreich hat eine Tarifbremse angekündigt und gibt für sechs Millionen Bürger Energiegutscheine aus, Spanien hat erst mal die Mehrwertsteuer gesenkt. Auch Italien will mit Steuersenkungen Haushalte entlasten. Einige Länder fordern zudem eine EU-weite Lösung wie eine gemeinsame Gasreserve. Die EU-Kommission ist zurückhaltend, die hohen Gaspreise sollen aber Thema beim Gipfel Ende Oktober werden.

Und in Deutschland?

Hier sind noch keine konkreten Maßnahmen bekannt gegeben, die neue Bundesregierung wird aber wohl bald handeln müssen. Forderungen nach Heizkostenzuschüssen für einkommensschwache Haushalte, einer Erhöhung des Wohngeldes und künftig jährlichen Anpassungen an die Energiekosten sind bereits in Umlauf. Auch eine „Pro-Kopf-Rückerstattung“ der CO₂-Abgabe wurde vorgeschlagen oder die Stromsteuer insgesamt zu senken. Falls jemand nicht zahlen kann, könnten Strom- und Gassperren ausgesetzt werden.

Was können Verbraucher jetzt tun?

Neben den gängigen Energiespartipps raten Verbraucherschützer dazu, Preise zu vergleichen und gegebenenfalls den Anbieter zu wechseln – aber Achtung: auch das Kleingedruckte lesen. Wer noch Geld investieren kann, könnte auch prüfen, ob sich eine energetische Sanierung des Hauses lohnt.

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