Preise explodieren! Was tun gegen die hohen Energiekosten?
Heizen, Tanken oder der Strom im Haushalt: Alles ist in diesem Jahr deutlich teurer geworden. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Woher kommen die Preisexplosionen – und was lässt sich dagegen tun?
Die Zahlen sind erschreckend: Laut Statistischem Bundesamt sind die Kosten für Heizöl gegenüber dem Vorjahresmonat zuletzt um 57 Prozent gestiegen. Kraftstoffe wie Benzin sind im Schnitt 27 Prozent teurer geworden, Strom um 9,3 Prozent.
In Asien werden für Öl höhere Preise bezahlt
Die Gründe dafür sind schnell benannt: Der Anstieg der Preise für fossile Energie ist klimapolitisch gewollt. Die GroKo hatte einen CO₂-Preis eingeführt, dieser soll bis 2025 auf 55 Euro je Tonne steigen. Der zweite Grund: Öl bleibt ein knappes Gut. Nach Corona zieht die Wirtschaft weltweit wieder an. Und in Asien werden teilweise höhere Preise gezahlt als in Europa – was die Knappheit auf dem „alten Kontinent“ verschärft.
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Verbraucher müssen die Preisexplosionen nicht einfach hinnehmen. Sie können Tank-Apps nutzen, zu einem billigeren Strom- und Gasanbieter wechseln oder sich bei einem Eigenheim Solarzellen aufs Dach setzen. Doch am Ende bleiben die Möglichkeiten begrenzt.
Bundesregierung fühlt sich nicht mehr zuständig
Handelt also die Politik? Die aktuelle Bundesregierung sieht sich nicht mehr in der Verantwortung, wie ihr Sprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin erklärte. Er verwies auf die Maßnahmen der Noch-Regierung zur Entlastung der Bürger: die Absenkung der EEG-Umlage beim Ökostrom, eine Erhöhung der Pendlerpauschale und Verbesserungen beim Wohngeld. Über mögliche Vorhaben einer kommenden Regierung könne er nichts sagen, so Seibert.
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Die EU versucht hingegen mehr Tatkraft zu demonstrieren. Denn die Energiepreise steigen in ganz Europa. „Es ist wichtig, schutzbedürftige Bürger und europäische Unternehmen zu unterstützen, während wir aus der Pandemie kommen und den Aufschwung beginnen“, sagte EU-Energie-Kommissarin Kadri Simson in Brüssel.
Die Autofahrer-Lobby macht besonders stark Druck
Die EU-Kommission hat deshalb einen „Werkzeugkasten“ vorgestellt, mit dessen Hilfe die Mitgliedsstaaten Bürger und Unternehmen entlasten können, ohne gegen das Wettbewerbsrecht zu verstoßen. Unter anderem schlägt sie direkte Zahlungen an ärmere Bürger, Steuererleichterungen und Subventionen für kleine Unternehmen vor. Mittelfristig sollen die Europäer auch nur noch gemeinsam einkaufen, um so die Preise besser drücken zu können.
Doch hilft das auch kurzfristig? Vor allem die Autofahrer-Lobby macht immer stärker Druck. Noch-Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) fordert nun eine „Benzinpreisbremse“, ab spätestens 1,99 Euro pro Liter Benzin. Sein Argument: Der Staat beeinflusst den Preis über Steuern und Abgaben maßgeblich.
Was erreicht die FDP für Autofahrer?
Er forderte FDP-Chef Christian Lindner auf, in den Verhandlungen mit SPD und Grünen eine Entlastung der Autofahrer durchzusetzen, wie er es im Wahlkampf gefordert hatte. Ob es so kommt, dürfte erst klar sein, wenn sich die Ampel-Parteien über alle Streitpunkte geeinigt haben.