x
x
x
Petersilie wächst in einem Beet.
  • Die Petersilie schmeckt nicht nur lecker, sie ist auch gesund. Und enthält einen Wirkstoff, der früher von Frauen für einen ganz bestimmten Zweck benutzt wurde.
  • Foto: dpa/Zacharie Scheurer

Bitte was? Dieses beliebte Gewürz ist die Giftpflanze des Jahres

Petersilie gehört in die Küche und auf unsere Teller, dabei ist sie nicht ganz ungefährlich. Sie ist sogar die „Giftpflanze des Jahres 2023”. Was steckt dahinter?

Petersilie (Petroselinum crispum) darf für Burkhard Bohne nicht im Garten fehlen. „Petersilie ist ein Muss, wenn man sich mit Kräutern beschäftigt. Sie ist ein Standardgewürz, nicht nur zu Kartoffeln”, sagt der Gärtnermeister und Technische Leiter des Arzneipflanzengartens der TU Braunschweig.

Und für ihn ist das Küchenkraut mehr als nur eine hübsche Deko auf dem Teller. „Petersilie ist gesund”, sagt Bohne. „Sie ist vitamin- und mineralreich, wirkt entwässernd und hat eine positive Wirkung auf die Verdauung.”

Wirkung: abführend bis tödlich

Doch Petersilie hat auch eine Schattenseite. Ihre Samen enthalten Apiol, das auf glatte Muskelfasern von Blase, Darm und insbesondere Gebärmutter wirkt. „Petersilienöl wurde früher häufig zu abortiven Zwecken verwendet”, sagt Helge Masch. Er leitet den Botanischen Sondergarten Wandsbek in Hamburg, der die Wahl zur „Giftpflanze des Jahres” auslobt. Aktuelle Titelträgerin: die Petersilie.

Für Frauen, die die Samen des Doldenblütlers einst zur Abtreibung nutzten, konnte der Einsatz tödlich enden. „Petersilie bringt den Mann aufs Pferd und die Frau unter die Erd’”, zitiert Masch ein altes Sprichwort. Petersilie kann auf Männer aphrodisierend wirken.

Das könnte Sie auch interessieren: Von der Schanze auf den Acker: Dafür wollen zwei Frauen ihre Jobs an den Nagel hängen.

Außerdem eine gute Nachricht: Ihre Giftigkeit entwickelt die Petersilie in der Regel erst im zweiten Jahr, nach ihrer Blüte. Das sei Teil des Arterhaltungstriebs, eine Methode, um sich gegenüber Fraß durch Tier und Mensch zur Wehr zu setzen, erklärt Helge Masch. „Die Samen sind für Petersilie die einzige Chance, sich zu vermehren.” Allerdings wird das Kraut laut Masch bereits ungenießbar, sobald es in Blüte geht. „Je älter ein Blatt wird, umso mehr verliert es an Geschmack und umso mehr Bitterstoffe kommen hinzu. Das will man gar nicht mehr essen.”

Die Tipps fürs erste Jahr

Um lange junge aromatische Blätter zu ernten, kann man Petersilie von Frühling bis Hochsommer aussäen und setzen. Burkhard Bohne empfiehlt insbesondere Gartenanfängern, die die Pflanze noch nicht in jedem Stadium gesehen haben, sie auf der Fensterbank vorzuziehen. Denn mit einer Keimdauer von bis zu vier Wochen, in denen die Aussaat immer gut gewässert sein will, stellt die Petersilie die Geduld auf eine harte Probe. Im Beet kann außerdem Beikraut die Aussaat überwachsen.

Bohnes Tipp für die Direktsaat ins Beet: die Reihen markieren, entweder mit einer Schnur oder mit Markierungssaat. „Ich säe dazwischen alle 20 Zentimeter Radieschen.” Gehen die Samen schlecht auf, könnte die Ursache ein ausgelaugter Boden sein. „Petersilie gibt über die Wurzeln einen Botenstoff ab, damit sie im zweiten Jahr am selben Standort nicht mehr so gut keimt”, erklärt Bohne.

Alternativ gibt es Jungpflanzen in Gärtnereien und auf dem Wochenmarkt. Auch Petersilie aus dem Supermarkt kann in Beet oder Kübel verpflanzt werden. Masch rät, die Pflanzen zu vereinzeln und sie in einem Abstand von acht bis zehn Zentimetern zu setzen. „Im Topf stehen sie viel zu dicht.” Burkhard Bohne empfiehlt, die Pflanzen vor dem Einsetzen abzuhärten, also eine Woche draußen in den Schatten zu stellen. „Supermarkt-Pflanzen sind kein Sonnenlicht gewohnt.”

Der richtige Standort

Ob Garten, Hochbeet oder Gefäß: Grundsätzlich schätzt die Petersilie einen Standort mit nahrhafter, humoser und gleichmäßig feuchter Erde. Bohne empfiehlt, sie im Halbschatten zu kultivieren. „In der vollen Sonne ist es ihr im Sommer oft zu heiß”, so der Kräuter-Experte. Kommt dann noch viel Trockenheit hinzu, kann es sein, dass die Petersilie schon im ersten Jahr in Blüte geht.

Ein unpassender Standort kann auch Blattlausbefall und Krankheiten wie Mehltau, Rost und Grauschimmel nach sich ziehen. Dagegen vorzugehen macht aus Bohnes Sicht wenig Sinn: „Ich bekämpfe keinen Befall, sondern registriere ihn und suche einen Standort, der besser passt.”

Und der muss nicht zwingend in einem reinen Kräuterbeet sein. Bohne pflanzt Petersilie gern unter eine Tomate, die ihr Schatten spendet. Masch hat sie auch schon in Mischkultur mit Mangold, Sauerampfer und Ranunkeln gesehen.

Sorten sind Geschmacksache

Welche Variante in Beet oder Kübel landet, ist Geschmacksache. Blattpetersilien gibt es mit unterschiedlich stark gekrausten Blättern, wie die Sorten „Mooskrause 2”, „Grüne Perle” und „Astra” sie tragen. Glatte Blätter haben nicht nur Sorten wie „Einfache Schnitt 3”, „Gigante d`Italia” und „Amsterdamse Snij/Felicia”, sondern auch Wurzelpetersilien (Petroselinum crispum ssp. Tuberosum).

Sie werden genauso kultiviert wie Blattpetersilie, brauchen aber einen lockeren und tiefgründigen Boden, damit sich die Wurzeln gut ausbilden können. „Die Wurzeln haben einen ganz anderen Geschmack und passen hervorragend zu Pastinaken in den Eintopf”, schwärmt Burkhard Bohne, der mehrere Bücher über Kräuter geschrieben und Kräuterschulen in Braunschweig und Berlin gegründet hat.

Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger baut Bio-Blumen und -kräuter an – warum das ein harter Kampf ist.

Je nach Witterung lässt sich Petersilie das ganze Jahr hindurch ernten – auch an frostfreien Tagen im Winter. Große Mengen friert man am besten ein. „Getrocknete Petersilie holt mich nicht so ab”, sagt Masch. Sein Tipp: die Blätter nach dem Waschen und Verlesen in einen Gefrierbeutel füllen und diesen nach dem Einfrieren plätten. „Die gefrorenen Blätter zerbröseln dann ganz leicht und ich kann sie entweder gleich verwenden oder in einen Behälter für Eiswürfel umfüllen.“ (dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp