Erkältung im Anmarsch? So wirksam sind Hausmittel wirklich
Hühnersuppe, Wickel oder Honig – viele schwören auf alte Hausmittel gegen Husten und Schnupfen. Doch was bringen sie wirklich? Expertinnen und Experten erklären, welche Hausmittel helfen, wann Vorsicht geboten ist und was die Wissenschaft dazu sagt.
Wenn es draußen kühler wird, beginnt auch die Erkältungszeit. Doch nicht jeder will bei leichten Infekten gleich zu chemischen Arzneimitteln greifen. Für fast jedes Erkältungssymptom gibt es alternative Hausmittel. Doch was bringen sie – und was ist belegt?
Erkältung: Wärme als natürliche Abwehrhilfe
Ob Hühnersuppe, Halswickel oder Fußbad – es gibt unzählige Mittel und Methoden bei Erkältungen, die häufig über Generationen hinweg weitergegeben werden. „Oft haben wir wissenschaftliche Erklärungen dafür, wie Hausmittel wirken“, sagt Prof. Dr. Andreas Michalsen, Chefarzt am Immanuel-Krankenhaus Berlin und Stiftungsprofessor für Naturheilkunde an der Berliner Charité. Klassische Studien gebe es jedoch meistens nicht, da sie niemand finanziere.
Fußbäder mit warmem Wasser, Senfmehl oder Ingwer regen die Durchblutung an und stärken laut Experten die Abwehrkräfte. „Man weiß, dass die Temperatur der Füße auch die Temperatur in der Mund- und Rachenschleimhaut bestimmt“, erklärt Michalsen. Damit könne man es manchen Bakterien ungemütlich machen. „Das hat tatsächlich einen abwehrstärkenden Effekt“, so der Mediziner.
Wichtig sei allerdings die richtige Anwendung: Nicht mehr als zwei Esslöffel Senfmehl und höchstens zehn Minuten Fußbad, sonst drohen Hautreizungen. Auch Halswickel mit Kartoffeln oder Leinsamen können wohltuend wirken.
Die klassische Hühnersuppe liefert dem Körper Energie und wirkt laut Stiftung Gesundheitswissen in Laboruntersuchungen möglicherweise entzündungshemmend – am Menschen ist das bisher aber nicht nachgewiesen.
Hausmittel: Scharfstoffe stärken die Abwehr
Kapuzinerkresse, Meerrettich und Ingwer sind typische Scharfstoffe, die das Immunsystem unterstützen. „Es gibt Studien, die belegen, dass durch diese Scharfstoffe Erkältungen abgekürzt werden können“, sagt Michalsen. Der Grund: Scharfstoffe wirken antiviral und antibakteriell.
Heilpflanzen: Wirkung aus der Natur
Arzneipflanzen wie Thymian, Salbei oder Efeu kommen als Tee, Öl oder Badezusatz zum Einsatz. „Sehr hilfreich und auch gut erforscht ist ein Gemisch aus Thymian und Primelwurzel, das Hustenbeschwerden lindert und die Krankheitsdauer verkürzt“, erklärt Dr. Heidi Braunewell von der Deutschen Gesellschaft für Phytotherapie.
Auch Spitzwegerich, Süßholzwurzel und Fenchel haben sich bewährt. „Fast alle dieser hochkonzentrierten Heilpflanzen haben eine antivirale oder antibakterielle Wirkung“, sagt Michalsen. Während Efeu bei bronchialen Infekten helfe, wirke Süßholzwurzel entzündungshemmend und schleimlösend, so Braunewell.
Wichtig: „Wenn ich einen Pfefferminztee in Lebensmittelqualität nehme, kann ich nicht damit rechnen, dass er antiviral und antibakteriell wirkt“, warnt Braunewell. Arzneitees aus Apotheke oder Reformhaus seien die bessere Wahl.
Für Kinder unter zwei Jahren sind ätherisch-ölhaltige Pflanzen wie Pfefferminze tabu – sie können einen Atemstillstand auslösen. „Mit Thymian und Salbei kann man sich kaum vergiften. Was die Wirkung betrifft, sind Arzneipflanzen weniger stark als chemisch synthetisierte Medikamente“, so Michalsen.
Honig hilft – aber nicht jedem
Ob im Tee oder direkt vom Löffel: Honig hat eine entzündungshemmende, antibakterielle und antivirale Wirkung, sagt Andreas Michalsen. Laut der Stiftung Gesundheitswissen kann Honig Hustenattacken lindern und einem besseren Schlaf dienen.
Dabei muss es nicht der teure Manuka-Honig sein. Dass der besonders gut helfe, „ist überwiegend gutes Marketing. Im Grunde hat jeder Honig dieselben Eigenschaften. Man sollte eher darauf achten, dass er nicht verunreinigt ist und bestenfalls Bio-Qualität hat“, so Michalsen.
Wichtig: Kinder unter einem Jahr dürfen keinen Honig zu sich nehmen, weil die Darmflora noch nicht ausgereift ist und es so zu Vergiftungen durch Botulinumsporen kommen kann.
Fieber, Wickel und Vitamine: Das raten Ärzte
Wadenwickel sind der Klassiker, wenn es darum geht, das Fieber zu senken. Laut Stiftung Gesundheitswissen sollen die kühlen Wickel bewirken, dass der Körper mehr Wärme abgibt und das Fieber dadurch sinkt. Einen Nachweis der Wirkung gebe es jedoch nicht. Bei kalten Waden, Schüttelfrost oder Durchblutungsstörungen sollten sie nicht angewendet werden.
Sanfter wirken Lindenblütentee oder heißer Holundersaft. „Sie wirken antiviral, leicht fiebersenkend und regen zum Schwitzen an“, erklärt Michalsen. Fieber selbst ist nichts Schlechtes – es hilft dem Körper, Viren und Bakterien zu bekämpfen. Hält es jedoch mehrere Tage an oder steigt über 39 Grad, sollte man ärztlichen Rat suchen.
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Zusätzliches Vitamin C ist nicht nötig. „Natürlich ist es gut, frische Lebensmittel zu essen. Vitamin-C-Brausetabletten oder ähnliche Präparate sind jedoch nicht notwendig“, so Michalsen. Wichtiger seien ausreichend Schlaf und Flüssigkeit. (dpa/vd)
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