• Christiano Ronaldos Arbeitgeber Juventus Turin wollte die Super League. Die Idee wurde zum Flop.
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Aktien-Trends: Das PR-Eigentor der Super-Klubs

Mit Aktien kann man viel Geld verdienen – und eine Menge verlieren. Soll ich mich trotzdem trauen? Und ist es nicht längst zu spät zum Einsteigen? Samstags gibt’s in der MOPO aktuelle Themen und Trends an der Börse, erklärt von „Ohne Aktien wird schwer“-Redakteur Christoph Damm. Diesmal geht’s um den Kampf der Sportartikelhersteller, Apples Schachzug und das Super-League-Fiasko der Fußballvereine.

1. ​Netflix: Corona-Boom ist vorbei

Bereits vor einem Jahr hatte Corona die Welt im Griff. Plötzlich verbrachten immer mehr Menschen viel mehr Zeit zu Hause und setzten dabei auf Streaming-Dienste. Netflix beispielsweise freute sich im ersten Quartal 2020 über 15,8 Millionen neue Abonnenten. Doch der Segen des Vorjahres wurde jetzt zum Fluch, denn die aktuellen Zahlen zeigen, dass der Corona-Boom vorbei ist. Im ersten Quartal 2021 verzeichnete Netflix nur vier Millionen neue Abonnenten und damit nicht nur deutlich weniger als im Vorjahr, sondern auch weniger als die Firma selbst erwartet hatte – Netflix wollte sechs Millionen neue Abonnenten gewinnen.

Apple hat mit einem neuen Anhänger einen großen Wurf gelandet.

Apple hat mit einem neuen Anhänger einen großen Wurf gelandet.

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Da ist es den Anlegern auch egal, dass Netflix den Gewinn um 140 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro gesteigert hat. Die Börse handelt die Zukunft und die hängt an den neuen Abonnenten. Zudem wird die Konkurrenz wie Disney+ immer stärker und gleichzeitig fehlen neue Serien- und Film-Highlights bei Netflix. Darum verlor die Aktie nach den Zahlen in der Spitze zehn Prozent.

2. Zalando zeigt, wie es geht

Ganz anders sieht es bei einer anderen „Stay at Home“-Aktie aus. Der Berliner Online-Modehändler Zalando ist im ersten Quartal beim Umsatz laut vorläufigen Zahlen um fast 50 Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro gewachsen. Nachdem Zalando im ersten Quartal 2020 noch einen Verlust von fast 100 Millionen Euro gemacht hatte, rechnet die Firma nun mit einem Ergebnis von bis zu 100 Millionen Euro. Wie auch die Konkurrenz, beispielsweise About You aus Hamburg, profitiert Zalando davon, dass vielerorts weiterhin der Einzelhandel geschlossen bleiben muss. Darum werden weiterhin viel mehr Schuhe und Kleidung im Internet bestellt als noch vor einem Jahr. Besonders deutlich wird das am sogenannten Bruttowarenvolumen, also dem Wert aller verkauften Waren. Dieses Volumen stieg in den Monaten Januar bis März um 56 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Dazu profitiert Zalando auch davon, dass seine Kunden weniger bestellte Produkte retournieren. Der Erfolg spiegelt sich im Aktienkurs wider: Seit dem Vorjahr hat sich das Papier mehr als verdoppelt.

3. Chinas wichtigste Sportmarke will Westen überholen

Auch Sportbekleidung dürften viele Menschen online kaufen. In dem Zusammenhang nahezu unbekannt ist hierzulande die chinesische Firma Anta Sports – dabei ist der Konzern mit einem Börsenwert von rund 40 Milliarden Euro die globale Nummer drei der Sportartikelhersteller. Nur Nike mit knapp 170 Milliarden Euro und Adidas mit 54 Milliarden Euro liegen vor Anta Sports. Im Heimatland China ist die Firma bereits der wichtigste Sportartikelhersteller und die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking sollen dazu beitragen, die westliche Konkurrenz auch auf anderen Teilen der Welt hinter sich zu lassen. Anta unterstützt die Spiele als Hauptsponsor und erzeugt dadurch eine große Sichtbarkeit der Marke. Aber auch die Politik ist im Wettkampf der Hersteller involviert: Vor Kurzem hatten Nike, Adidas und Puma angekündigt, keine Baumwolle mehr aus der chinesischen Region Xinjiang zu beziehen, weil sie laut Berichten unter anderem von Uiguren in Zwangsarbeit produziert wird. Die Folge: Staatsmedien riefen zum Boykott der Marken auf – ein schwerer Schlag auf dem wichtigen chinesischen Markt.

4.  Apples heimlicher Star

Mit den neuen Macs und dem neuen iPad hat Apple diese Woche neue Hardware vorgestellt. Die Welt diskutiert über den neuen Apple-Computer, der dank Chips aus der eigenen Entwicklung nur noch 11,5 Millimeter dünn ist. Doch der heimliche Star der Präsentation war ein anderer. Mit den AirTags hat Apple kleine Plättchen ins Sortiment aufgenommen, die man an Gegenständen wie Schlüsseln anbringen kann — also Produkte, die Menschen lieb und teuer sind.

Streamingdienst Netflix schwächelte zuletzt bei den Abos.

Streamingdienst Netflix schwächelte zuletzt bei den Abos.

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Die AirTags lassen sich über eine iPhone-App orten und so kann man die Gegenstände schnell wiederfinden, sollte man sie einmal verlegen. Bislang lassen sich auf diesem Weg nur Apple-Geräte wie iPhones oder AirPods-Kopfhörer lokalisieren.

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Einzeln kosten die AirTags 35 Euro, im Viererpack 120 Euro. Ganz unabhängig vom persönlichen Nutzwert der AirTags kann man Apple für den Schachzug loben. Kunden hängen sich kleine Apple-Logos an beliebte Produkte oder teure Gegenstände, die nicht von der Firma produziert werden. Auf diesem Weg schafft auch der mit 1,9 Billionen Euro wertvollste Konzern der Welt neue Werte.

5.  Harte Landung statt warmer Geldregen

Im Fußball war die vermeintliche Einführung einer europäischen Super League ein Aufreger der Woche — allerdings nur für kurze Zeit. In der Nacht zum Montag verkündeten zwölf europäische Spitzenteams die Gründung der milliardenschweren exklusiven Liga ohne Absteiger, ehe sich bereits in der Nacht zum Mittwoch alle sechs englischen Teams auf Druck von Fans und Öffentlichkeit wieder zurückzogen. Eine seltene Allianz aus Fans, Spielern, Trainer, aber auch UEFA und FIFA sorgten dafür, dass der Plan krachend gescheitert ist. Auch an der Börse sorgte das Geschehen für Aufsehen, denn zwei Fußballvereine, die an der Super League teilnehmen sollten, sind Aktiengesellschaften. Die Aktien Juventus Turin und Manchester United sprangen nach Bekanntgabe der Pläne zunächst in die Höhe: Manchester United stieg um neun Prozent, die Juventus-Aktie gar um fast 20 Prozent. Kein Wunder, wollte die US-Investmentbank JPMorgan Chase den Vereinen mit 3,5 Milliarden Euro einen warmen Geld-Regen für die Super League zur Verfügung stellen. Doch als klar wurde, dass die Liga scheitert, brachen die Kurse wieder zusammen und die Juventus-Aktie notiert sogar tiefer als vor Bekanntwerden der Pläne.

Ob eine Aktie nach oben oder nach unten geht, kann niemand sagen. Was wir aber sicher sagen können: Die Börse produziert jeden Tag spannende Geschichten. Davon erzählen wir montags bis freitags immer morgens im „Ohne Aktien wird schwer“-Podcast: ohneaktienwirdschwer.de und https://sptfy.com/i3YH 

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