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  • Das Gotteshaus in Istanbul steht bei den meisten Besuchern ganz oben auf der Sightseeing-Liste.
  • Foto: imago images/Seskim Photo

Streit um Hagia Sophia: Bauwerk wird in Moschee umgewandelt – Christen sind entsetzt

Istanbul –

Wer künftig die weltberühmte Hagia Sophia besucht, betritt kein Museum mehr, sondern eine Moschee. Das Gebäude, ursprünglich ein christliches Gotteshaus, wird umgewandelt. Aber wie soll das gehen – islamisches Beten unter christlichen Symbolen?

Die Entscheidung hatte Jubel ausgelöst – und Entsetzen: Die Hagia Sophia in Istanbul wird vom Museum zur Moschee. Während Anhänger der vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verkündeten Entscheidung frenetisch feierten, zeigten sich vor allem die Vertreter der orthodoxen Kirchen schockiert.

Istanbul: Hagia Sophia wird vom Museum wieder in eine Moschee umgewandelt

Eilig versicherte nun die Türkei, dass das Bauwerk auch nach der Umwandlung für Besucher geöffnet bleiben darf – außerhalb der muslimischen Gebetszeiten. Aus religiöser Sicht spreche nichts dagegen, erklärte die türkische Religionsbehörde Diyanet gestern. Christliche Symbole könnten ebenfalls bleiben, würden dann aber „während der Gebetszeiten mit geeigneten Mitteln bedeckt“. 

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Erdogan hatte am Freitag angekündigt, dass die Hagia Sophia künftig wieder als Moschee genutzt werden soll. Am 24. Juli soll das erste muslimische Gebet stattfinden. Das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei hatte zuvor den seit 1935 bestehenden Museumsstatus des Gebäudes aufgehoben. Die ehemalige byzantinische Kathedrale zieht Touristen aus aller Welt an.

Hagia Sophia vereint christliche wie islamische Symbole

Die Hagia Sophia wurde im 6. Jahrhundert zunächst als Basilika errichtet und war über hunderte Jahre die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und eine der wichtigsten Kirchen der Christenheit. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 wurde sie in eine Moschee umgewandelt. Nach der türkischen Republikgründung wurde 1934 ein Dekret erlassen, welches die Moschee zum Museum erklärte, in dem keine Gottesdienste erlaubt waren.  

Die Ankündigung Erdogans, den Kuppelbau nun für muslimische Gebete zu öffnen, sorgte international für Kritik, die auch Tage später nicht abriss. Die Bundesregierung äußerte am Montag ihr Bedauern. Es gelte aber, die „Ausgestaltung der Nutzung“ noch abzuwarten, sagte Regierungssprecher Seibert.

Österreichs Außenminister sieht Umwandlung der Hagia Sophia als Provokation

Deutlicher war die Reaktion aus Österreich. Außenminister Alexander Schallenberg bezeichnete die Entscheidung Erdogans als „jüngstes Glied in einer Kette von Provokationen“ und forderte einen Kurswechsel der EU gegenüber der Türkei. 

Video: Papst Franziskus bedauert die Umwandlung der Hagia Sophia

Der Fraktionsvorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber (CSU), warf der türkischen Regierung gestern vor, „den kulturellen Wert (der Hagia Sophia) für Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zu leugnen“. Die Umwandlung sei ein „schwerer Fehler“. (mik/afp) 

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