„Normal wie Schokolade“: Jan Böhmermann macht Porno fürs ZDF
Ein Pornofilm, der im öffentlich-rechtlichen ZDF-Programm gezeigt wird? Was mehr als realitätsfern klingt, hat Jan Böhmermann tatsächlich umgesetzt. Der 41-Jährige ließ für sein „ZDF Magazin Royale“ einen „ethisch korrekten“ Porno produzieren – mit ernstem Hintergrund.
Schwerpunkt des „ZDF Magazin Royale“ am Freitagabend waren diesmal Gesetzeslücken rund um die Pornobranche im Internet. Jan Böhmermann und sein Team beklagten die Skrupellosigkeit der Betreiber großer internationaler Pornowebseiten, die ihren Sitz oft in Europa hätten. „Ich denke, wir können uns darauf einigen: Pornos sind heutzutage wie Schokolade und Kaffee. Ganz normal. Und deswegen müssen sie eigentlich auch fair sein.“ Jedoch wimmele das Netz von Filmen, die illegal entstanden seien oder Vergewaltigungen zeigten.
Satiriker Böhmermann produziert Pornofilm fürs ZDF
Böhmermann sagte, seine Sendung wolle mit gutem Beispiel vorangehen. „Wir haben wirklich einen ethisch korrekten, queer-feministischen Hochglanzporno produziert.“ Böhmermann präsentierte Ausschnitte mit Gruppensex-Szenen, jedoch versperrte ein Kreis mit seinem Gesicht den Blick auf Pikantes.
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Dieser „erste öffentlich-rechtliche Porno in der Geschichte des deutschen Fernsehens“ unter der Regie von Paulita Pappel dürfe aber weder auf einem ZDF-Kanal ausgestrahlt noch in die Mediathek gestellt werden, weil es „sehr, sehr viele Gesetze“ gebe. Parallel veröffentlichte das Portal „Netzpolitik.org“ eine Recherche, die sich mit den Zuständen innerhalb der Porno-Branche auseinandersetzt.
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Aufgrund einer Corona-Infektion moderierte der 41-Jährige übrigens aus der heimischen Quarantäne heraus. „Zwei Jahre ist es gut gegangen – und jetzt ist es doch passiert. Das Coronavirus hat den allerletzten Stolz über Bord geworfen und geht sogar auf unseriöse ZDF-Vollidioten drauf“, sagte Böhmermann sichtlich von der Krankheit gezeichnet. „Ich hab Covid-19.“ Hinter seinem Pult, wo er gewöhnlich im Kölner Studio sitzt, war der Oberkörper des Entertainers hochkant auf einem Flachbildschirm zu sehen.
Bei den Zuschauenden kam die Böhmermann-Überraschung weitgehend positiv an. „Auch wenn es nicht die Art Porno ist, die ich für gewöhnlich konsumiere, wird dort die Art Sex gezeigt, die der Realität, für mich, am nächsten kommt“, schrieb eine Twitter-Nutzerin. Ein anderer Nutzer hielt in Anlehnung an den Werbespruch des ZDF fest: „Mit dem Zweiten bumst man besser.“ Wieder andere sahen in dem öffentlich-rechtlichen Porno ihre Rundfunkgebühren endlich einmal sinnvoll angelegt.
Berliner SPD warb für Bildungs-Pornos bei ARD und ZDF
Ganz neu ist die Idee übrigens nicht: 2018 beschloss die Berliner SPD, in Zukunft feministische Pornofilme fördern zu wollen. Zu sexistisch, rassistisch und realitätsfremd seien viele der Clips, die im Internet zuhauf zu finden seien, hieß es damals im dazugehörigen Antrag. Zum Zwecke der Bildung und Aufklärung besäßen feministische Pornos daher eine Relevanz und sollten auch in den Mediatheken von ARD und ZDF verbreitet werden. Umgesetzt wurde letzteres bislang nicht – und so musste eben mit knapp vier Jahren Verspätung Jan Böhmermann ran. (dpa/fbo)