„Es ist okay“: So urteilte die Richterin über Rapper Fler
Schimpfend verließ der Musiker mit dem rauen Image am ersten Tag des Prozesses den Saal. Bei der Fortsetzung blieb sein Platz leer. Das Gericht hat den Rapper trotzdem verurteilt.
Der Berliner Rapper Fler glänzte durch Abwesenheit: Das Amtsgericht Tiergarten hat den Musiker zu einem Jahr und vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der 40-Jährige wurde der Körperverletzung sowie der Beleidigung, Bedrohung, Sachbeschädigung und der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten schuldig gesprochen. Außerdem muss der Musiker 10.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen.
Fler, mit bürgerlichem Namen Patrick Losensky, hatte am ersten Prozesstag vor einer Woche gestanden und war dann während der Befragung einer Zeugin schimpfend aus dem Saal gestürmt. Es würden Lügen vorgetragen, hatte er zuvor gerufen. Am nun zweiten Tag blieb der Platz neben dem Verteidiger leer. Das Gericht beschloss, die Verhandlung ohne den Angeklagten fortzusetzen. „Die Richterin war fair. Ich kann mich nicht beschweren, es ist alles okay“, zitierte die „Welt“ den Musiker nach dem Urteil.
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Zwei Anklagen mit insgesamt sechs Straftaten wurden in dem Prozess verhandelt. Der Musiker hatte laut Urteil Anfang 2020 in den sozialen Medien zwei Frauen massiv beleidigt. In einem Fall habe er ein Bild der Betroffenen auf seinem Account veröffentlicht und 2000 Euro dafür geboten, dass sie „gebracht“ werde. Das müsse als ein Aufruf verstanden werden, sie zu kidnappen, hieß es im Urteil. In einem anderen Fall habe er einen Comedian bedroht.
Richterin: Fler äußerte sich „ehrverletzend“
Einige Tage später habe Fler im März 2020 ein Fernsehteam, das ihn beim Verlassen eines Geschäfts interviewen wollte, attackiert und beleidigt. Er habe den Kameramann mit der Faust geschlagen und die Kamera mutwillig auf den Boden geworfen, hieß es.
Auslöser der Anfeindungen im Internet war laut Anklage ein Beitrag einer der beiden Frauen auf einer Plattform, in dem sie auf ihrer Ansicht nach frauenverachtende Äußerungen in Raptexten des Musikers hingewiesen hatte. Zwischen Rappern sei der von dem Angeklagten in dem Diskurs genutzte Umgangston möglicherweise üblich, doch das gelte nicht für eine Kommunikation mit Nicht-Rappern, sagte die Vorsitzende Richterin Franziska Bauersfeld. Er habe sich ehrverletzend geäußert.
Rapper Fler stand immer wieder vor Gericht
Im aktuellen Prozess hatte sich der für Provokationen bekannte Rapper erklärt, er habe sich bei den Vorfällen in den sozialen Medien einer Kampagne ausgesetzt gesehen, habe reagiert – und sei dabei übers Ziel hinausgeschossen. Er werde „in Zukunft Konfrontationen aus dem Weg gehen“. Wenn er anfange zu beleidigen, neige er dazu, das „ausgiebig“ zu tun, erklärte Fler. Er habe aber inzwischen gelernt – „am besten gar nicht reagieren“.
Ein Anwalt, der den Kameramann als Nebenkläger vertrat, sah in der Aussage von Fler „kaum ein von Reue getragenes Geständnis im Sinne der Anklage“. Der Rapper habe sich als „desinteressierter Angeklagter“ gezeigt. Richterin Bauersfeld sagte, aus Sicht des Gerichtes sei es ein echtes Geständnis.
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