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Ulli Potofski sitzt in der Kulisse der RTL plus-Fußball-Bundesliga-Sendung „Anpfiff“. Im Hintergrund stehen Bildschirme und ein Computer. (Archivbild von 1988)
  • Ulli Potofski kam 1970 zum RTL-Radio, war später Schlagersänger und machte sich später als Sportreporter einen Namen. Ab 1988 präsentierte der Schalke-Fan die Bundesliga-Sendung „Anpfiff“. (Archivbild)
  • Foto: imago/United Archives

40 Jahre RTL und Sat.1: Als in Deutschland die Revolution ausbrach

An Neujahr 1984 geschah der „Ur-Knall“ im privaten TV-Universum der Bundesrepublik: In Rheinland-Pfalz machte sich der Sat.1-Vorgänger PKS auf, das Monopol von ARD und ZDF zu durchbrechen. Am 2. Januar meldete sich erstmals RTL plus aus Luxemburg mit seinem deutschen Programm. Wäre es nach einflussreichen Bedenkenträgern gegangen, hätte Westdeutschland vielleicht noch Jahre länger auf kommerzielles Fernsehen gewartet.

1. Januar 1984, 9.58 Uhr: Jürgen Doetz, Geschäftsführer der PKS (Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk), meldet sich aus der Sendezentrale des Kabelpilotprojekts Ludwigshafen, einem Kellerstudio: „Sie sind in dieser Minute Zeuge des Starts des ersten deutschen privaten Fernsehveranstalters, der Sie mit einem Vollprogramm täglich ab 16.45 Uhr über den Nachmittag und Abend begleiten wird.“

40 Jahre Privatfernsehen: Sat.1-Vorgänger PKS startet einen Tag vor RTL plus

Die erste Sendung ist dann ein Orchester mit der „Feuerwerksmusik“ von Georg Friedrich Händel. Abends läuft ein Film mit Jean-Paul Belmondo. 2000 Haushalte können an Tag eins zusehen. Ein Jahr später wird PKS in Sat.1 umbenannt, der bunte Ball das Logo.

Moderator Rainer Holbe „entbindet“ in der in der Villa „Louvigny“ in Luxemburg symbolisch den neuen Sender RTL plus. (Archivbild) dpa/RTL
Moderator Rainer Holbe „entbindet“ in der in der Villa „Louvigny“ in Luxemburg symbolisch den neuen Sender RTL plus. (Archivbild)
Moderator Rainer Holbe „entbindet“ in der in der Villa „Louvigny“ in Luxemburg symbolisch den neuen Sender RTL plus. (Archivbild)

2. Januar 1984, 17.27 Uhr: RTL plus geht auf Sendung, in einem Mini-Studio in der Villa Louvigny in Luxemburg-Stadt. Der Gag zum Start: In einem Kreißsaal bringt Moderator Rainer Holbe einen Fernseher zur Welt und mit ihm symbolisch den Sender. Zur Primetime läuft an diesem Tag ein alter Spielfilm mit Alain Delon. Immerhin 200.000 deutsche Haushalte entlang der Landesgrenze können in der Frühphase RTL plus empfangen, das später den Hauptsitz in Köln verlegt und seit Ende 1992 nur RTL heißt.

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Aus diesen bescheidenen Privat-TV-Anfängen ist ein riesiger Markt gewachsen. Inzwischen ist die Zeit davor – als es zunächst nur ein öffentlich-rechtliches Programm gab und später das Zweite Deutsche Fernsehen, dann immerhin die Dritten – kaum mehr vorstellbar.

Bevor Sonja Zietlow bei RTL auf Sendung ging, präsentierte die Moderatorin ab 1997 ihre eigene Talkshow beim „Bällchensender“ Sat.1. (Archivbild) IMAGO / teutopress
Sonja Zietlow sitzt eine Mütze tragend in einem Strandkorb. Neben ihr hängen Bälle in Regenbogenfarben mit dem Sat.1-Logo. (Archivbild)
Bevor Sonja Zietlow bei RTL auf Sendung ging, präsentierte die Moderatorin ab 1997 ihre eigene Talkshow beim „Bällchensender“ Sat.1. (Archivbild)

Der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) erinnerte sich kürzlich in einem Interview, die 1982 abgelöste Bundesregierung unter Kanzler Helmut Schmidt (SPD) habe diese Neuerungen noch verhindern wollen. Auch Kirchen und Gewerkschaften befürchteten damals negative Auswirkungen für Kinder und Familien.

CDU bricht ab 1982 mit TV-Monopol von ARD und ZDF

„Wir in den CDU-geführten Ländern wollten aber dieses Monopol aufbrechen“, sagte der heute 91-Jährige. „Es kam schließlich zu vier Kabelpilotprojekten, davon eins mit privaten Trägern, und das haben wir in Ludwigshafen durchgeführt.“ Am Neujahrstag 1984 habe er mit dem damaligen Bundesminister Christian Schwarz-Schilling (CDU) in der Sendezentrale gestanden. „Um 10 Uhr haben wir auf einen roten Knopf gedrückt und damit den medienpolitischen Urknall von Ludwigshafen ausgelöst.“ Ein Sendetechniker von PKS war ihm zwei Minuten voraus.

Britta von Lojewski hält das „VOX“-Logo in der Hand. In den 1990er Jahren war die damalige „Kochduell“-Moderatorin eines der prägenden Sendergesichter. dpa | Kalaene Jens
TV-Moderatorin Britta von Lojewski hält das „VOX“-Logo in der Hand. (Archivbild)
Britta von Lojewski hält das „VOX“-Logo in der Hand. In den 1990er Jahren war die damalige „Kochduell“-Moderatorin eines der prägenden Sendergesichter.

Nach Sat.1 und RTL folgten in Westdeutschland Sender wie Musikbox (ab 1988 Tele 5), die europäische Ausgabe des Musikkanals MTV (1987), ProSieben (1989), der Bezahlsender Premiere (1991), der Kabelkanal (1992, ab 1994 Kabel eins), der Nachrichtensender ntv (1992) oder Programme wie Vox, RTLzwei und Viva (alle 1993), N24 (2000, heute „Welt“) und viele mehr. Seit 1990 ist es ein gesamtdeutscher Markt, in dem auch viele öffentlich-rechtliche Ableger hinzukamen. Die Internet-Ära brach an, inzwischen hat Streaming die TV-Landschaft sehr verändert.

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Die Programmgeschäftsführerin von RTL und RTL+, Inga Leschek, sagt im Rückblick: „Der Startschuss von RTL war der Beginn einer neuen Zeitrechnung für das deutsche Fernsehen. Unser Erfolgsrezept war von jeher ein bisschen lauter, ein bisschen frecher – einfach von allem ein bisschen mehr zu sein. Dabei ist unser Credo immer zugewandt und klar zu kommunizieren und damit eine große Breite des Publikums zu erreichen.“ Mit der Art, Programm zu machen, treffe man ins Schwarze.

Auch der heutige Sat.1-Chef Marc Rasmus blickt mit Zuversicht zurück und nach vorne: „Sat.1 ist der älteste deutsche Privatsender und die Strahlkraft der Marke ungebrochen. Der Sat.1-Ball hat einen festen Platz in den Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer.“

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