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Prigoschin Wagner-Söldner
  • Wagner-ChefJewgenij Prigoschin (Mitte) mit Kämpfern seiner Söldner-Truppe
  • Foto: imago UPI Photo

Wodka, Streit, bizarre Auftritte: Chaos beim russischen Militär

Das große Russland gegen die kleine Ukraine – es hätte ein schneller Sieg werden sollen in der Vorstellung Wladimir Putins. Nun währt der Krieg bald anderthalb Jahre. Und öffentlich wirkt die Führung immer desolater. Mindestens aber dürfte sie desillusioniert sein. Doch auch die Gegen-Offensive Kiews kommt kaum voran. Das grausame Kämpfen könnte noch lange währen. 

Jewgenij Prigoschin ist so etwas wie der Meister der bizarren Auftritte. Doch falls es stimmen sollte, was der Wagner-Chef in einem beim Messenger-Dienst Telegram veröffentlichten Interview sagt, dann steht es wirklich mies um die russische Armee.

Wodkaselige Generalstabschefs?

„Wir haben hier einen Riesen-Schlamassel“, habe ihm ein Oberst am Telefon gesagt. Generalstabschef Walerij Gerassimow habe mal wieder über die Maßen Wodka konsumiert und wüte hysterisch herum. Kaum jemand glaube noch an den Sieg.

Auch die Staatsmedien kriegen bei Prigoschin ihr Fett weg: Sie würden nicht die Wahrheit sagen über die Misserfolge der russischen Armee. Täten sie dies, würden Generalstabschef Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu „auf einer Mistgabel aufgespießt“, so Prigoschin.

Prigoschin ud Schoigu sind mittlerweile Gegner

Allerdings muss man die Poltereien des Wagner-Chefs auch mit Vorsicht genießen: Schoigu möchte die Wagner-Truppen per Vertrag an die russische Armee binden, Prigoschin schimpft zurück, der Minister sei „kriminell“, Putin müsse ihn inhaftieren.

Der gescholtene Schoigu selbst lieferte wie zum Beweis für die Schwierigkeiten der Armee einen höchst bizarren Auftritt im Staats-TV. Mit trauriger Miene verlas er angebliche Erfolge der Armee – ohne auch nur mit einem Wort die hohen Verluste zu erwähnen, die vor allem seit der Gegen-Offensive Kiews wieder deutlich zunehmen.

Auch Kiews Offensive kommt nur zäh voran

Objektiv betrachtet brauche Moskau eine neue Zwangs-Rekrutierungs-Runde, um standzuhalten, sagen Experten. Obwohl auch ukrainische Offiziere zugeben, dass ihre Offensive zäh voran kommt. Oberstleutnant Sergij Osatschuk sagte dem RND: „Es ist noch ein langer Weg.“

Präsident Putin indes behauptete in einem ebenfalls recht bizarren Treffen mit Militärbloggern, das im TV übertragen wurde: Es brauche keine neue Mobilisierung, die Russen hätten seit Anfang des Jahres angefangen, sich freiwillig zu melden – 156.000 seien es seit Februar. Dazu gab‘s ein Sprichwort: „Der russische Bauer schirrt sein Pferd langsam an, aber er reitet es schnell.“ Tiefer Zweifel stand den Bloggern ins Gesicht geschrieben.

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Die Wahrheit ist: Vielen „Freiwilligen“ geht es wirtschaftlich so schlecht, dass vor allem das Geld lockt: Umgerechnet 2200 Euro Monatsgehalt gibt es an der Front – und 76.000 Euro für einen getöteten ukrainischen Soldaten. Die Frage ist: Wie lange kann Moskau diese Gelder noch zahlen? (km)

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