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Leif-Erik Holm (AfD) bei einer Rede
  • Leif-Erik Holm (AfD) gab sich im Wahlkampf als bürgerlicher Kümmerer.
  • Foto: picture alliance / dpa | Bernd von Jutrczenka

Wie Schwerin fast einen AfD-Bürgermeister bekam

Am Ende setzte sich in der Stichwahl doch SPD-Kandidat und Amtsinhaber Rico Badenschier durch. Und dennoch: So nah dran am Bürgermeisteramt in einer Landeshauptstadt wie Leif-Erik Holm war noch kein AfD-Kandidat. Was bedeutet der Ausgang nun für künftige Machtoptionen der rechten Partei?

67,8 Prozent der wählenden Schweriner:innen stimmten für den SPD-Bürgermeister in der Stichwahl am Sonntag. 32,2 Prozent für seinen Gegner von der AfD. Bis auf die FDP hatten alle anderen Fraktionen eine Wahlempfehlung für den Genossen Badenschier gegeben. Also alles doch nur halb so schlimm? Mitnichten, findet der Politologe Wolfgang Muno.

Politologe: „Großer Achtungserfolg für AfD“

„Das ist schon sehr bedenklich“, sagte Muno der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist ein großer Achtungserfolg für die AfD.“ Und dass die demokratischen Parteien sich in Stichwahlen gegen die Rechten verbünden, das sei auch keine Dauerlösung, so Muno. Einen AfD-Bürgermeister in einer Landeshauptstadt fürchte er zwar nicht, aber schon bei den Landratswahlen kommenden Sonntag in Thüringen sehe er echte Chancen, dass die Partei Landkreise regieren könne.

Und in Schwerin, lag es da am Kandidaten, dass die AfD in die Stichwahl kam? Vieles spricht dafür, Leif-Erik Holm (52) ist in Schwerin geboren und aufgewachsen. Er ist Vater von vier Kindern. Vor seiner Zeit im Bundestag war er lange Radiomoderator. Viele kennen seine angenehme Radiostimme noch von seiner Zeit bei Antenne MV.

AfD-Kandidat Holm gab sich bürgerlich

Sein Auftreten: bürgerlich, gleichzeitig lässig (Sakko und Turnschuhe), jedenfalls weit entfernt vom Dämonischen, das sein Thüringer Parteikollege Björn Höcke bisweilen ausstrahlt. Holm-Fans am AfD-Stand berichteten kurz vor der Stichwahl einem Reporterteam des „Spiegel“: Holm und die AfD, das sei doch so wie die CDU früher.

Auch über die Probleme, die sie umtreiben, sprachen einige mit dem „Spiegel“. Hat man alles schon mal gehört, treibt aber offenbar viele um: Von „Gender-Quatsch“ war da die Rede, von Stadtteilen, in die man nachts nicht mehr gehen könne/wolle, von zu vielen und protzenden Flüchtlingen, von der Angst vor sozialem Abstieg.

Angst vor sozialem Abstieg bei rechten Wählern

Gerade Letzteres, das zeigen europaweite Umfragen, sorgt für Erfolge rechtspopulistischer und rechtsradikaler Parteien. So haben laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung 67 Prozent der AfD-Wählenden Sorgen, was ihre persönliche Zukunft anbelangt – gegenüber nur 46 Prozent in der Gesamtbevölkerung. Auch da kam Holm, der sich gerne als guter Zuhörer und Kümmerer gibt, natürlich gut an. Sein gepflegtes Image: einer vom gemäßigten Flügel der AfD.

Politologe Muno aber findet schon die Frage falsch, wie gemäßigt Holm nun tatsächlich sei. Die Partei habe vielleicht bei der Gründung noch einen moderaten Flügel von Rechtskonservativen und Wirtschaftsliberalen gehabt. „Sie hat sich seitdem immer weiter nach rechts bewegt.“ Sie wolle Meinungs- und Pressefreiheit einschränken. „Das geht ganz klar aus ihren Äußerungen hervor.“

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Die Partei richte sich gegen die Demokratie. Holm habe im Wahlkampf „Kreide gefressen“ und sich als netter Familienvater von nebenan verkauft. „Aber im Grunde genommen weiß er ganz genau, in welcher Partei er ist.“

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