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Die Polizei in Hildburghausen (Thüringen) nimmt am Rande eines „Corona-Spaziergangs“ einen Mann fest.
  • Die Polizei in Hildburghausen (Thüringen) nimmt am Rande eines „Corona-Spaziergangs“ einen Mann fest. Immer wieder kommt es bei solchen Gelegenheiten auch zu Gewalt.
  • Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Michael Reichel

Corona-Leugner: Wie gefährlich werden die „Spaziergänge“ noch?

Viele Verschwörungsgläubige wähnen sich in einer „Corona-Diktatur“ – und in der Mehrheit. Tatsächlich gibt es in zahlreichen Städten inzwischen „Spaziergänge“ statt angemeldeter Demonstrationen. Am Montagabend waren es deutschlandweit mehrere Zehntausend Teilnehmer. Noch sind die Menschen dabei meist friedlich. Doch es gibt Anzeichen, dass dies nicht so bleiben könnte.

In Berlin war ein „Spaziergang“ mit „Querdenkern“ und Corona-Leugnern vor das ZDF-Hauptstadtstudio gezogen. Er waren „Lügenpresse“-Rufe zu hören. In einem Video ist zu hören, wie jemand sagt, die Journalisten müssten zum Schweigen gebracht werden. Und nach einer kurzen Pause: „Natürlich mit friedlichen Mitteln“.

In der Vergangenheit sind Reporter bei solchen Zusammenkünften immer wieder körperlich angegriffen worden. Der Deutsche Journalisten Verband warnte vor weiteren Angriffen auf die Pressefreiheit.


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In Lichtenstein bei Zwickau wurden nach Polizeiangaben Einsatzkräfte von „Spaziergängern“ attackiert, 14 von ihnen seien verletzt worden. „Eine Person versuchte, einem Beamten die Dienstwaffe zu entreißen und ein Polizist erlitt eine Bissverletzung durch einen Teilnehmer der Versammlung“, teilte die Polizeidirektion weiter mit. Auch in Magdeburg war es bei einem „Spaziergang“ zu Gewalt gekommen.

Die Gegendemonstranten halten sich an Regeln

„Spaziergänge“ haben gegenüber „echten“ Demonstrationen einen Vorteil: Letztere müssen angemeldet werden und unterliegen Auflagen. Bei „Spaziergängen“ können sich (zumindest bisher) auch Hunderte Menschen ohne Masken und Abstände auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie versammeln. Einen verantwortlichen Anmelder gibt es auch nicht.

Besonders bitter: Gegendemonstranten aus der Zivilgesellschaft – die es in praktisch jeder Stadt gibt – halten sich in der Regel an die Kontaktbeschränkungen. Die Folge: Sie bringen wenig „Masse“ auf die Straße und sind kaum sichtbar. Auch nicht für die „Spaziergänger“ selbst, was deren Irrglauben bestärkt, sie seien eine Mehrheit.

Morddrohungen bei Telegram gegen Manuela Schwesig

Organisiert werden die „Spaziergänge“ meist über Telegram. Welcher Geist auf den deutschen Kanälen des Messengerdienstes herrscht, hat sich nun erneut gezeigt. In Mecklenburg-Vorpommern hat das Landeskriminalamt (LKA) Ermittlungen wegen Morddrohungen gegen die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) aufgenommen. In einem Querdenker-Kanal hieß es: „Sie wird abgeholt, entweder mit dem Streifenwagen, mit dem Krankenwagen in Jacke oder mit dem Leichenwagen, egal wie, sie wird abgeholt.“

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In Idar-Oberstein hatte ein Maskenverweigerer im September bereits einen Menschen ermordet. Ähnliches kann also wieder passieren. Viele Politiker sind besorgt, auch wegen einer Radikalisierung bei den „Spaziergängen“. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) hält die Bewegung für eine „Herausforderung“: „Die Polizei ist gut aufgestellt. Aber sie kann nicht immer überall sein.“

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