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Kind Burger
  • Lecker ungesund – und trotzdem bei vielen Kindern beliebt: Junkfoood wie Burger.
  • Foto: IMAGO / Petra Schneider

Strikte Regeln: Wie Özdemir Kinder vor Junkfood schützen will

Zu viel Zucker, zu viel Fett, zu wenig Vitamine: Dass Burger, Süßigkeiten und anderes Junkfood ungesund sind, ist längst bekannt. Cem Özdemir (Grüne) sieht darin gerade für Kinder eine große Gefahr. Der Bundesernährungsminister fordert deshalb strikte Regeln, wann solche Produkte beworben werden dürfen. Doch das kommt nicht überall gut an.

Zum Schutz von Kindern soll Werbung für ungesunde Lebensmittel weitgehend verboten werden. Das Verbot soll für Fernseh- und Radiosendungen und Online-Netzwerke wie Youtube von 6 Uhr morgens bis 23 Uhr abends gelten, sagte Cem Özdemir am Montag in Berlin.

Fachleute lobten die Pläne als „großen Wurf“, die FDP kündigte Widerstand an. Auch die Union wandte sich gegen eine „staatliche Bevormundung“.

Union fürchtet „Bevormundung“: Özdemir will Junkfood-Werbung verbieten

Özdemir will auch Werbung für Junkfood in Presseerzeugnissen verbieten, wenn sie sich von der Aufmachung her offensichtlich an Kinder richtet. Außenwerbung für Süßigkeiten und Ähnliches soll im Umfeld von Schulen und anderen Einrichtungen wie etwa Schwimmbädern nicht mehr möglich sein.

Freiwillige Selbstverpflichtungen der Werbewirtschaft hätten zu nichts geführt, sagte Özdemir. Deshalb brauche es nun eine strikte Regelung. Zugleich betonte er, dass er kein „allgemeines Werbeverbot“ fordere. „Aber die Werbung darf sich eben nicht mehr gezielt an Kinder richten.“

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Die Definition von „an Kinder gerichtet“ solle bewusst „weit gefasst“ werden, sagte der Minister: So schauten Kinder nachweislich zwischen 6 und 23 Uhr fern oder seien im Internet unterwegs – deshalb sollen zuckerhaltige Getränke oder fettige und salzige Snacks in dieser Zeit nicht mehr beworben werden dürfen.

Lob für die Pläne kam von etwa von der Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin, Ursula Felderhoff-Müser. Das Vorhaben Özdemirs werde seit Jahren von Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzten, wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Verbraucherorganisationen eingefordert. Die Wirksamkeit von an Kinder gerichteter Werbung sei gut belegt. Kinder könnten den nicht-faktischen, verführenden Charakter von Werbung kaum verstehen, sie reflektierten noch nicht, wie sehr ihre Lebensmittel- und Getränkepräferenzen, Verzehr und Kaufwünsche davon beeinflusst werden.

DDG-Chefin Bitzer: „Meilenstein“ für Kindergesundheit

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft erklärte, Özdemir ist „ein großer Wurf gelungen“. Adipositas bei Kindern stelle ein zentrales Gesundheitsproblem dar und die Werbung für Ungesundes sei dafür ein wichtiger Faktor. Der Staat schulde Kindern nach der UN-Kinderrechtskonvention das „erreichbare Höchstmaß an Gesundheit“, nicht aber der Werbeindustrie das erreichbare Höchstmaß an Einnahmen durch Junkfood-Werbung.

Die Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Barbara Bitzer, nannte die Pläne Özdemirs einen „Meilenstein“ für die Kindergesundheit. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass viele der beliebtesten Sendungen bei Kindern unter 14 Jahren keine Cartoons seien, sondern Familienshows und Fußballübertragungen. „Eine Werbebeschränkung light, die nur im Umfeld klassischer Kindersendungen greift, wäre zum Scheitern verurteilt.“

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Bitzer appellierte an die Koalitionspartner SPD und FDP, „diesen aus wissenschaftlicher Sicht richtigen und wichtigen Vorschlag des Ministers zu unterstützen“. Özdemir sagte, er werde nun die Ressortabstimmung einleiten und rechne durchaus mit „Widerstand“.

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai sagte in Berlin, er sei immer dafür, dass Eigenverantwortung in der Politik eine große Rolle spielt. „Verbote bringen an dieser Stelle aus meiner Sicht nichts.“

FDP wettert gegen Özdemir: „keine Mehrheit“ in der Ampel

Der agrarpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Gero Hocker, kündigte an, Özdemir werde innerhalb der Koalition „keine Mehrheit finden“. Er verfolge scheinbar das Ziel, „aus jedem unmündigen Kind einen unmündigen Bürger werden zu lassen“.

Auch Unions-Fraktionsvize Steffen Bilger (CDU) kritisierte in der „Rheinischen Post“: „Özdemir ebnet den Weg für Dirigismus, Bürokratie und staatliche Bevormundung.“ Wie der Minister zielgenau die Produkte ausfindig machen wolle, die er für schädlich halte, „bleibt genauso offen wie die Frage, woran er denn festmachen will, welche Werbung sich eindeutig an Kinder richtet“. Ob Werbeverbote überhaupt etwas im Kampf gegen Übergewicht bringen, sei „vollkommen unklar“. (afp/mp)

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