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die Kanzlerkandidat*innen
  • Baerbock, Scholz oder Laschet? Im Grunde kann's noch jede:r werden.
  • Foto: picture alliance/ dpa

Warum das Rennen ums Kanzleramt offen wie nie ist

Rumms! Dieser erneute Nackenschlag für die Union dürfte gesessen haben. Bei der neuesten Forsa-Umfrage zur Bundestagswahl sacken CDU und CSU auf 23 Prozent ab. Die Grünen erhalten 20 Prozent. Und auch der „Windschatten-Kanzlerkandidat“ Olaf Scholz kann sich mit 19 Prozent für die SPD echte Hoffnungen aufs Kanzleramt machen. Sechs Wochen vor der Wahl ist das Rennen offen wie niemals zuvor.

Vor allem konservative Geister denken ja bisweilen, dass früher alles besser gewesen sei. Aus Unions-Sicht ist da bezogen auf die aktuellen Wahl-Umfragen was dran. Früher, da war klar: Entweder wird der Unions-Kandidat Kanzler. Oder manchmal, wenn auch nicht all zu oft, derjenige der SPD. In den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik stets mit der FDP als Zünglein an der Waage. Später mit einem klaren Lager-Wahlkampf Schwarz-Gelb vs. Rot-Grün.

Sechs Parteien – komplizierte Gemengelage

Und heute? Da ist die Lage kompliziert geworden. Mit AfD und Linken mischen weitere Parteien im Konzert mit. Die Integrationskraft der alten „Volksparteien“ sinkt, bei der Union zuletzt vor allem durch die Patzer ihres Kanzlerkandidaten Armin Laschet mutmaßlich nochmal schneller als eh schon. Und das Klima-Thema drängt immer schmerzlicher nach vorne. Das Ergebnis: Die Grünen gehören mittlerweile, laut Umfragen, zu den „Großen“. Während die „Kleinen“ auch gar nicht mehr soweit entfernt liegen: Die FDP käme derzeit auf 12 Prozent, die AfD auf 10 und die Linke auf 7.

Die Folge: Nach der aktuellen Umfrage könnte keine Zweier-Konstellation mehr genügend Stimmen auf sich vereinen, um die Mehrheit zu stellen. Nicht Schwarz-Grün (zusammen 43 Prozent) und nicht einmal mehr die GroKo (42 Prozent), also der Verbund der beiden einstigen „Volksparteien“. Stattdessen nur noch möglich: Die „Jamaika-Koalition“ aus Union, Grünen und FDP; eine Koalition der drei ältesten Mitbewerber, Union, SPD und FDP, eine „Ampel-Koalition“ aus Grünen, SPD und FDP oder mittlerweile sogar wieder das konservative Schreckgespenst „R2G“, also Grüne, SPD und Linke.

Laschet, Baerbock, Scholz: Jede:r kann’s werden!

Wobei bei den letztgenannten Optionen, also Ampel oder R2G, komplett offen erscheint, ob die gegebenenfalls von Annalena Baerbock (Grüne) oder von Olaf Scholz (SPD) geführt würde, so nah sind beide Parteien in den Umfragen beieinander. Dabei hatte Christian Lindner (FDP) ja jüngst das Kanzlerrennen als bereits entschieden deklariert. Ganz klar: Armin Laschet (CDU) werde Kanzler! Und er selbst übrigens Finanzminister. Aktuell kann Lindner diese Träume wieder begraben.

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Und bei den Grünen? Noch im April lief es eher auf ein Kopf-am-Kopf-Rennen zwischen Union und der Ökopartei hinaus. Dann kamen Baerbocks Fehltritte und der Absturz in den Umfragen. Dann die Flut und die Laschet-Patzer – die Grünen berappelten sich etwas, die Christdemokraten sanken in nie geahnte Umfrage-Tiefen. Und im Windschatten der Pannen-Konkurrenz? Kommt nun sogar Scholz um die Ecke gekrochen. Gekrochen? Nun ja, das Rennen um’s Kanzleramt ist zwar offen wie niemals zuvor, es handelt sich aber ehrlicherweise eher um ein Schneckenrennen.

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