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Olaf Scholz
  • Olaf Scholz beim Wahlkampftermin in Hamburg
  • Foto: Florian Quandt

Wird Olaf Scholz etwa doch noch Kanzler?

Das war ein echtes Heimspiel für den Kanzlerkandidaten der SPD: Olaf Scholz bekam auf seiner Wahlkampftour durch Hamburg sogar Franzbrötchen serviert. Die Partei des ehemaligen Hamburger Bürgermeister steht in den Umfragewerten zwar gar nicht gut da, doch davon lässt Scholz sich nicht beirren – im Gegenteil.

Von den drei süßen Teilchen, die Scholz beim Besuch des „Health Innovation Port“ (HIP) auf einem Teller findet, ist das Franzbrötchen als erstes aufgemampft. Scholz gibt den jovialen Hanseaten, betont, dass er schon bei der Eröffnung des HIP, wo Start-ups aus dem Gesundheitsbereich und etablierte Akteure der Gesundheitswirtschaft zusammenkommen, dabei war. Er plaudert mit der SPD-Bundestagsabgeordneten für Hamburg Nord, Dorothee Martin, lässt sich die aktuellen HIP-Projekte vorstellen, spricht über Innovation, Digitalisierung, scherzt („Ich bin immer überall der Kleinste“) und wirkt gut vorbereitet.

Olaf Scholz sagt typische Scholz-Sätze

„Was erhoffen Sie sich von mehr weiblichem Einfluss in Unternehmen?“, fragt ihn die junge Vertreterin eines Start-ups für pränatale Diagnostik. „Ich verspreche mir davon, dass wir eine widernatürliche Innovationsbremse abschaffen“, sagt Scholz. Ein typischer Scholz-Satz. Diese „Innovationsbremse“ bestehe darin, dass nicht alle Potenziale der Gesellschaft – also die der Frauen – optimal genutzt werden, so Scholz. Er spricht von „women power“, die genutzt werden müsse, seine Hände stecken dabei lässig in den Hosentaschen.

Der Puls des Startup-Unternehmers ist auf 140. Kanzlerkandidat Olaf Scholz ist ganz ruhig. / Florian Quandt
Ein Unternehmer präsentiert Olaf Scholz ein Gerät zur Messung von Herztönen.
Der Puls des Startup-Unternehmers ist auf 140. Kanzlerkandidat Olaf Scholz ist ganz ruhig.

Scholz will ins Kanzleramt – und gibt sich optimistisch

Laut einer aktuellen Civey-Umfrage im Auftrag des „Spiegel“ bekäme Scholz 25 Prozent der Stimmen, wenn man den Kanzler denn direkt wählen könnte. Damit liegt er deutlich vor Armin Laschet (CDU, 17 Prozent) und Annalena Baerbock (Grüne, 21 Prozent). Ähnlich sieht es bei Forsa aus: Scholz führt bei der Frage nach der „Kanzlerpräferenz“ mit 21 Prozent der Stimmen deutlich vor Laschet mit 13 und Baerbock mit 16 Prozent. Und beim ARD-Deutschlandtrend führt Scholz gar mit 35 Punkten vor Laschet (20) und Baerbock (16).

Anfang Mai sah das noch ganz anderes aus. Da lag Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock in der Civey-Umfrage mit 29 Prozent in Führung, Laschet erhielt 17 Prozent und Scholz lag mit 14 Prozent abgeschlagen auf Platz drei.

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„Doch jetzt gibt es Rückenwind“, sagt Olaf Scholz im Gespräch mit der MOPO. Die Werte seiner Partei verbesserten sich – und seine eigenen „ohnehin“. Und er sei „berührt, dass so viele mir zutrauen, derjenige zu sein, der Kanzler kann“.

Aber bei der Bundestagswahl wird eine Partei gewählt – und die Sozialdemokraten stehen nach wie vor nicht gut da: Kam die SPD bei der Bundestagswahl 2017 noch auf 20,5 Prozent der Stimmen – damals schon ein historisch schlechtes Ergebnis – dümpelt sie in den Umfragen jetzt bei 15 bis 17 Prozent herum. Einen Wahlsieg peilt Scholz auch nicht an, er will bloß vor den Grünen landen. Dann wäre eine Ampel mit der FDP möglich – mit ihm als Kanzler.

Schlechte SPD-Werte: Woher kommt Scholz‘ Optimismus?

Scholz gibt sich trotz der miesen Umfragewerte für die SPD überzeugt, genug Wähler für seine Sozialdemokraten gewinnen zu können. „Die Bürgerinnen und Bürger wissen, dass die Zweitstimme die Kanzlerstimme ist“, erklärt er. Soll heißen: Wer die SPD nicht mag, wählt sie trotzdem, weil man ihn als Kanzler will. Scholz sieht jedenfalls eine große Chance bei denjenigen, „die noch überlegen, was richtig ist“.

Im Gespräch mit der MOPO erläuterte Scholz, woher er seinen Optimismus nimmt. / Florian Quandt
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz im Gespräch mit der MOPO
Im Gespräch mit Pauline Reibe von der MOPO erläutert Scholz, woher er seinen Optimismus nimmt.

Die Corona-Krise sorgte für einen Schub bei der SPD

Zweifel lässt er nicht aufkommen, klar, die SPD komme „aus einer sehr schwierigen Zeit“. Aber sie habe die Verantwortung übernommen, als andere „weggelaufen seien“. Scholz spielt auf die hohe Zustimmung aus der Bevölkerung zu seiner Arbeit als Finanzminister in der Corona-Krise an. „Weder die Kurzarbeit noch die große Krisenbekämpfung mit den vielen Mitteln hätten ohne uns Sozialdemokraten so stattgefunden. Und dass Europa so zusammengehalten hat, ist ebenfalls das Ergebnis der Politik eines sozialdemokratischen Finanzministers“, findet Scholz.

Sein Fazit: Die Corona-Krise hat der SPD mit ihm als Finanzminister einen Schub verschafft. „Scholz packt das an“ lautet denn auch der zentrale Slogan der am Dienstag vorgestellten Wahlkampagne.

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Nach einigen Fotos und Statements ist Scholz‘ Besuch im HIP beendet – und er entschwindet zum nächsten Termin: einem Spaziergang durch die Osterstraße in Eimsbüttel. Und wenn es nach Scholz geht, endet sein Weg im Herbst im Kanzleramt.

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