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Aufstand gegen Putin
  • Wenn Alla Pugatschowa (73) die Stimme erhebt, hören normalerweise viele in Russland zu.
  • Foto: picture alliance/dpa/EPA | Sergei Ilnitsky

Wankt die Einheitsfront? Russischer Pop-Megastar steht auf gegen Putins Krieg

Alla Pugatschowa (73) ist so was wie die Grande Dame des russischen Pophimmels – der absolute Megastar. Die „New York Times“ hatte sie mal als Mischung aus Tina Turner und Édith Piaf beschrieben. Vom Bekanntheitsgrad wäre es in etwa so, als würde sich bei uns ein Klon aus Helene Fischer und Lena Meyer-Landrut politisch äußern. In diesem Fall gegen den Präsidenten und den von ihm angezettelten Krieg. Das unter den Teppich zu kehren – schwierig.

Doch genau das scheint der Kreml zu versuchen. Ob Pugatschowas Haltung zum Ukraine-Krieg maßgeblich für den Kreml sei, wurde Sprecher Dmitri Peskow bei einer Pressekonferenz am Montag gefragt. Normalerweise, bei anderen Kremlgegnern, wäre das ein Startsignal für eine Hasstirade. Nicht so bei der Nationalheiligen: Er äußere sich nicht, so Peskow. Punkt.

Pop-Diva bitte Ministerium selbst, sie als Gegnerin einzustufen

Auf Instagram hatte die Sängerin am Sonntag das Verteidigungsministerium aufgefordert, sie auf die Liste der „Auslandsagenten“ zu setzen. Dort steht seit Freitag nämlich auch ihr Ehemann, der Komiker Maxim Galkin (46), der sich wiederholt kritisch über den Krieg und Präsident Putin geäußert hatte.

Dabei sei der „ein unbestechlicher Patriot“ und wünsche seiner Heimat doch nur Frieden und Freiheit und „ein Ende des Sterbens unserer Jungs für illusorische Ziele“, so Pugatschowa. Für den Eintrag gab’s mehr als 700.000 „Likes“, also gereckte digitale Daumen. Und das, obwohl Instagram derzeit offiziell verboten und nur noch mit speziellen Apps zu erreichen ist, die über VPN-Server die Sperre umgehen. Direkt nach Kriegsbeginn schnellten deren Downloads in zuvor nie gekannte Höhen – diverse „westliche“ Seiten sind gesperrt. Offenbar wollen zumindest einige sich weiterhin abseits der Staatspropaganda informieren.

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Wie sehr die kritischen Äußerungen der Popdiva wirklich einschlagen werden, ist ungewiss. Die meisten informieren sich eben doch weiterhin über die frei zugänglichen Staatsmedien. Dort wird der Mini-Aufstand der Sängerin totgeschwiegen. In Umfragen ist die Zustimmung für Putin und für den Krieg weiterhin hoch. Wie unabhängig diese Erhebungen sind, ist schwer zu beurteilen.

Die Opposition feiert die Pop-Diva indes. Lew Schlosberg von der sozialliberalen Jabloko-Partei sagte, dass ihre Botschaft „zweifellos wahrgenommen wurde“ – von Eliten und der breiten Gesellschaft. (km)

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