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Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt eine Nahaufnahme der Nuklearanlagen von Tschernobyl in der Ukraine während der russischen Invasion.
  • Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt eine Nahaufnahme der Nuklearanlagen von Tschernobyl in der Ukraine während der russischen Invasion.
  • Foto: picture alliance/dpa/Maxar Technologies via AP | Uncredited

Tschernobyl-Labor von Russen geplündert: „Radioaktive Proben in Händen des Feindes“

Schon kurz nach Kriegsbeginn stand das ehemalige Atomkraftwerk im ukrainischen Tschernobyl im Fokus: Die russischen Angreifer nahmen es sofort unter Beschuss, zeitweise gab es dort keinen Strom mehr, die Welt blickte mit Sorge auf eine mögliche Strahlengefahr. Rund um das AKW wird immer noch heftig gekämpft – nun sorgen Berichte über ein angeblich zerstörtes Labor für Aufregung.

Die Nachricht klingt beunruhigend: Russische Streitkräfte haben ein Labor im Kernkraftwerk Tschernobyl zerstört, das unter anderem an der Verbesserung der Entsorgung radioaktiver Abfälle arbeitet. Das meldete die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf die für die Sperrzone von Tschernobyl zuständige ukrainische staatliche Behörde am Dienstag.

Tschernobyl-Labor von Russen geplündert: „Hochaktive Proben in Händen des Feindes“

Das Labor enthielt „hochaktive Proben und Proben von Radionukliden, die sich jetzt in den Händen des Feindes befinden, von denen wir hoffen, dass sie sich selbst und nicht der zivilisierten Welt schaden“, teilte die Behörde laut AP in einer Erklärung mit. Radionuklide sind instabile Atome chemischer Elemente, die Strahlung abgeben.

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Das Labor in dem stillgelegten Reaktor wurde 2015 eröffnet. Die Baukosten lagen bei gut 7 Millionen Euro, ein Teil des Geldes kam von der EU. In den Räumlichkeiten untersuchen Forscher unter anderem Abfallproben aus der Sperrzone von Tschernobyl. Die Analysen werden weltweit als Datengrundlage genutzt.

Ukrainische Behörde: Strahlungsmonitore in Tschernobyl ausgefallen

Am Montag bereits hatte die ukrainische Atomaufsichtsbehörde mitgeteilt, dass die Strahlungsmonitore rund um die Anlage nicht mehr funktionierten. Womöglich geht der Ausfall auf mehrere Feuer auf dem Gelände des AKW zurück.

An sieben Stellen in der Sperrzone brenne es, teilte die Rada in der Nacht zum Dienstag in Kiew mit. Sie berief sich in der Mitteilung auf Satellitendaten der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Insgesamt sollte eine Fläche von mehr als zwei Quadratkilometern in Flammen stehen. Die Feuer seien „wahrscheinlich durch die bewaffnete Aggression der Russischen Föderation verursacht worden – nämlich durch Beschuss oder Brandstiftung“, so die Rada.

Erster Schichtwechsel im AKW seit einem Monat

Im Reaktor von Tschernobyl kam es 1986 zum schwersten Atomunglück in der Geschichte der zivilen Nutzung der Kernkraft. Hunderte Menschen starben, die Radioaktivität breitete sich über weite Teile Europas aus. Das Kraftwerk ist seitdem stillgelegt, ein riesiger Schutzmantel soll den Austritt von Radioaktivität verhindern.


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Russische Truppen hatten das Gelände um das AKW vor rund einem Monat unter ihre Kontrolle gebracht, seitdem gab es mehrere Stromausfälle. Etwa hundert ukrainische Techniker waren zudem auf dem Gelände eingeschlossen und arbeiteten fast vier Wochen ohne Ablösung.

Am Montag erklärte Rafael Grossi, der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), es habe zum ersten Mal seit dem russischen Einmarsch einen Schichtwechsel gegeben. „Die Ukraine hat die IAEA darüber informiert, dass etwa die Hälfte des Personals endlich nach Hause gehen konnte, nachdem es fast vier Wochen lang an dem von Russland kontrollierten Standort gearbeitet hatte“, so Grossi. Ukrainische Kollegen hätten nun die Steuerung und Wartung der Anlage übernommen. (mik)

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