ICE Robert Habeck VIP-Service

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck steigt in die erste Klasse eines ICE. Foto: picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Sonderbehandlung in der Bahn: Wird der VIP-Service für Politiker bald abgeschafft?

Besonders sauber, extra geheizt, pünktlich – und bloß keine Staus auf den Gleisen: Während sich viele Deutsche genau das von der Bahn wünschen, wird durch einen internen VIP-Service dafür gesorgt, dass Spitzenpolitiker:innen und andere Promis in ICE und Co. in den Genuss von Zügen kommen, die wie geschmiert laufen. Ein erstes Bahn-Aufsichtsrat-Mitglied hat nun gefordert, die Sonderprivilegien abzuschaffen.

„Sondervorschriften für Prominente sind aus der Zeit gefallen. Das ist schlicht nicht vermittelbar“, so Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen und Mitglied im Bahn-Aufsichtsrat im „Spiegel“. „Die Bahn ist für alle da, und da gibt es schon genug zu tun, etwa bei der Barrierefreiheit.“

Deutsche Bahn: VIP-Service für Politiker und Promis

Hintergrund von Gelbhaars Forderung ist ein Artikel des Magazins, in dem umfassend über die besondere Fürsorge von Politiker:innen und anderen Promis auf Bahn-Fahrten berichtet wurde. Für die besondere Behandlung gibt es offenbar sogar eine interne Dienstanweisung. Innerhalb des Konzerns heißt es, man wolle dadurch das „Image stärken“.

Offiziell geht es bei der VIP-Behandlung um die sogenannte „Konzernrichtlinie 199.0001, Reisen nach Sondervorschrift, 5.0“. Ein Bahn-Sprecher bestätigte dem „Spiegel“, dass die Richtlinie angewandt werde, „um dem besonderen Schutz- und Sicherheitsbedürfnis exponierter Personen des öffentlichen Lebens“ Rechnung zu tragen.

Und das steht drin: Die Fahrzeuge der Bahn sollen bei den VIP-Gästen in „bestem Zustand“, „gründlich gereinigt (innen und außen)“ und in „korrekter Wagenreihung mit regulärem Personal“ losgeschickt werden. Die Züge sollen „schnell und störungsfrei durch das Bahnnetz rauschen“, „nervige Lautsprecherdurchsagen unterbunden werden.“

Sind VIPs an Bord müssen andere Züge zur Not warten

Gegenüber dem „Spiegel“ berichteten Bahn-Beschäftigte aus der Praxis: So sei Diskretion oberstes Gebot, der Zug, in dem der besondere Gast fährt, werde besonders überprüft und von der Leitstelle über das Bord-Bistro würden alle informiert. Alarm auf allen Kanälen. Die zuständigen Fahrdienstleiter:innen würden bei der Sonderbehandlung die Aufgabe kriegen, den Zug mit den besonderen Passagieren „mit besonderer Hingabe durch’s Land zu lenken“, auf keinen Fall sollte der Zug auf der Strecke stehen bleiben – zur Not müssten andere Züge warten. Und auch kalte Waggons wolle man den VIPs nicht zumuten, so heißt es in der Dienstvorschrift – die bereits aus dem Jahr 1976 stammt – es solle „der Witterung entsprechend vorgeheizt“ sein.

Im Angesicht von konsequent verspäteten oder ganz ausgefallenen Zügen, Klimaanlagen-Desaster oder massiven technischen Problemen dürfte sich bei vielen Bahn-Reisenden die Frage aufdrängen: Sollten die Richtlinien der Sonderbehandlung nicht eigentlich für alle gelten?

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Auch die Bahn rudert etwas zurück, will offenbar den Eindruck einer Zwei-Klassen-Behandlung, die nicht durch unterschiedliche Ticketpreise begründet ist, vorbeugen und teilt dem „Spiegel“ mit: Die Regelung gelte nicht für Vorstandsmitglieder der Bahn, zudem erfolge sie im „Rahmen des öffentlichen Fahrplans“, Sonderhalte würden nicht gewährt. „Ebenso reisen die Passagiere auf eigene Kosten mit regulären Tickets.“ Zu der von Stefan Gelbhaar geforderten Abschaffung des VIP-Services gibt es von der Bahn bisher noch keinen Kommentar. Also gut möglich, dass weiterhin gilt: Alarm auf allen Kanälen, sobald Lindner, Habeck und Co. einsteigen. (alp)

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