Romeo und Pauline interviewten Olaf Scholz (SPD) und Armin Laschet (CDU) in einem Zelt – und mit Knopf im Ohr?
  • Romeo und Pauline interviewten Olaf Scholz (SPD) und Armin Laschet (CDU) in einem Zelt – und mit Knopf im Ohr?
  • Foto: Youtube/LateNightBerlin

Schein und Sein im TV-Wahlkampf: Können Kinder so kluge Fragen stellen?

Am Mittwoch beömmelte sich die halbe Republik über Armin Laschets TV-Interview mit Romeo (11) und Pauline (11) bei ProSieben. Anderntags hieß es: Alles ein abgekartetes Spiel, die Kinder hatten Knöpfe im Ohr! Gleichzeitig ärgerten sich einige darüber, dass bei der „ARD-Wahlarena“ Aktivistinnen zu Wort gekommen waren, die von der Hamburger Linksaktivistin Emily Laquer im Vorfeld gecoacht worden waren. Das alles warf die Frage auf: Wie authentisch sind solche Formate?

Er spreche ja gerne mit Kindern, sagte Laschet am Donnerstag auf einer Veranstaltung in Hamburg. Er habe auch schon ein Format mit einer Schulklasse gemacht, „aber das waren Kinder, und die stellten auch Kinder-Fragen.“ Bei „Late Night Berlin“ hingegen sei er von Kids interviewt worden, die offensichtlich Knöpfe im Ohr gehabt hätten. „So sprechen Kinder nicht“, habe er bald erkannt, so Laschet. Daher auch sein leicht patziger Auftritt.

Alles nur ein abgekartetes Spiel?

Alles nur ein abgekartetes Spiel also? Saß eigentlich Showmaster Klaas Heufer-Umlauf im Nebenraum und feixte sich einen, wie der Kanzlerkandidat in die Falle tappen? Dann wäre das Ganze vermutlich eher als satirischer Beitrag denn als ein journalistisches Interview zu werten. Die „Bild“ schrieb gar, es habe statt Kinder-Fragen „vorwiegend linksgrüne Propaganda“ gehagelt.

Der „Bild“ sagte dann auch ProSieben-Sprecher Christoph Körfer: „Um ein spannendes Interview zu führen, müssen sich Pauline und Romeo genauso wie etablierte Journalist:innen vorbereiten. (…) Wie andere Moderator:innen und Journalist:innen im TV, haben sie während des Interviews einen Knopf im Ohr.“ Und tatsächlich: Auch Markus Lanz & Co. bekommen Fragen und Hinweise per Knopf zugespielt.

ProSieben-Sprecher: Kandidaten waren über Art des Interviews informiert

Allerdings: Im Fall von Pauline und Romeo steht eher der Vorwurf im Raum, dass die beiden Elfjährigen „vorgeschickt“ wurden, eingeflüsterte Fragen vorlasen und mutmaßlich gar keine eigene Meinung zu dem Thema haben, wie etwa Laschet dies vermutet. Sprecher Körfer indes versichert, die Kandidaten seien im Vorfeld über die Art des Interviews informiert worden.

Apropos eingeflüsterte Fragen: Am Mittwochabend, auch hier berichtete zuerst die „Bild“, stellten bei der „ARD-Wahlarena“ unter anderem eine jugendliche Fridays-for-Future-Aktivistin aus Hamburg sowie eine Heidelberger Black-Lives-Matter-Aktivistin mehrere Fragen. Soweit, so unverfänglich? Könnte man meinen, zumal die Fragen und Äußerungen etwa der Hamburgerin Maia (15) zwar scharf, aber durchaus erwartbar waren von einer jungen Klima-Aktivistin. „Ihre Klimapolitik ist in den letzten Jahren eigentlich eine Katastrophe, war von krassen Fehlentscheidungen und Skandalen geprägt“, sagte sie etwa zu Laschet. Schaut man sich die Klima-Bilanz von NRW an, eine zumindest vertretbare Meinung.

Medientraining durch linke „Aktivistinnen-Agentur“

Aber: Im Vorfeld hatte es eben ein Medientraining gegeben. Und zwar von der „Aktivistinnen-Agentur“ von Emily Laquer, die auch bei der „Interventionistischen Linken“ aktiv ist, die wiederum vom Verfassungsschutz als „linksextrem“ eingestuft wird.

Nachfrage bei Laquer: „Es gibt keine politische Einflussnahme“, versichert sie gegenüber der MOPO. Die Teilnehmenden in den Kursen würden lediglich Interviews üben, würden auf Talkshows oder etwa auf einen Shitstorm vorbereitet. Den hat Laquer nun selbst nach der Berichterstattung. Auf Twitter teilte sie Fotos von übelsten sexistischen Beleidigungen und Drohungen, die seither bei ihr eintrudeln.

FFF-Aktivistin: „Der Vorwurf ist total absurd!“

Auch FFF-Aktivistin Maia sagte zur MOPO zum Vorwurf der angeblichen Indoktrination: „Das ist total absurd. Es ging bei dem Medientraining ja genau darum, meine eigene Meinung professionell vertreten zu können.“ Unter anderem sei sie Pressesprecherin bei FFF. „Da sollte man ein Medientraining gemacht haben“, findet sie, und so sei sie auf die „Aktivistinnen-Agentur“ gestoßen. Für die Wahlarena habe sie sich im Internet beworben und sei mit ihrer Kurz-Bio offenbar gut angekommen. Dem Sender sei bewusst gewesen, dass eine FFF-Aktivistin in die Arena kommt – und als solche habe sie eben ihre Meinung geäußert.

Lesen sie auch: „Mach ihn fertig“: Linke Aktivistin aus Hamburg schulte Schülerin vor Wahlarena

Übrigens: Dass am 6. September in der „ARD-Wahlarena“ mit Annalena Baerbock (Grüne) in Lübeck ein Lokalpolitiker der AfD anwesend war und dort ebenso Fragen stellte wie ein Mitarbeiter eines großen Energiekonzerns – das hatte „Bild“ nicht thematisiert, dafür aber das Medienmagazin „Übermedien“. Dem sagte ein NDR-Sprecher: „Politisches oder sonstiges Engagement sind generell kein Ausschlussfaktor, solange sie nicht über die kommunale Ebene hinausgehen.“

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