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  • Friedrich Merz im Gespräch mit der Vize-Generalsekretärin der CDU, Christina Stumpp.
  • Foto: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Quoten-Qual bei der CDU: Erste wollen angeblich schon austreten

Bei nicht wenigen Parteimitgliedern war die Wahl von Friedrich Merz zum CDU-Chef mit einer klaren Hoffnung verbunden: Endlich jemand, der den konservativen Kern der Partei hochhält. Nun hat ausgerechnet der vermeintliche Bewahrer der Tradition beim Parteitag am Wochenende die Delegierten dazu bewegt, für eine Frauen-Quote bei Parteiämtern zu stimmen. An der Basis brodelt es teils ziemlich.

An sich läuft vieles nicht schlecht für die CDU. In vielen Umfragen belegt sie derzeit den 1. Platz. Merz konnte immer wieder punkten, wenn er Olaf Scholz (SPD) und die Ampel vor sich her trieb. Sei es, indem er früher als der Kanzler nach Kiew reiste. Sei es, indem er Scholz bei der General-Debatte im Bundestag zur Weißglut brachte.

Zu oft fehlen konstruktive eigene Vorschläge

Und gleichzeitig bewerten sowohl viele Medien als auch viele Parteimitglieder von der Basis den CDU-Chef selten mit Bestnoten. Zu oft weiß man nicht so recht, wofür Merz steht. Zu oft fehlen konstruktive eigene Vorschläge. Die Kritik bleibt zu oft an der Oberfläche und auf Stammtisch-Niveau.

Beim Parteitag am Wochenende kulminierte diese Entwicklung der vergangenen Wochen, und zwar vor allem in der Quoten-Frage.

Gejohlt wurde zunächst nur beim Ampel-Bashing

Bis dahin plätscherte die Veranstaltung vor sich hin. Merz‘ Bekenntnis zur Ukraine wurde mit höflichem Applaus quittiert. Lauter wurde geklatscht, wenn die Ampel als „rot-grün-gelbes Narrenschiff“ bezeichnet wurde. Oder wenn Redakteur:innen des Öffentlich-Rechtlichen attackiert wurden – am Ende wurde für eine Anpassung von deren Gehältern gestimmt. Gejohle gab es, wenn der CDU-Chef Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) attackierte. Man sei ja „nicht in Bullerbü“ hier. Kinderbücher (Habeck schrieb welche neben zahlreichen anderen Werken) und Philosophie (hat der Grüne studiert) seien ja wunderbar. Aber so könne man doch nicht die Probleme eines Landes lösen.

Richtig emotional wurde es aber beim Thema Frauenquote. Dafür waren vor allem modern denkende Männer wie Hendrik Wüst und ältere Frauen wie Annegret Kramp-Karrenbauer. Dagegen unter anderem mehrere jüngere Frauen, darunter die Klima-Expertin Wiebke Winter, mit 26 Jüngste im Vorstand: „Ich bin froh, dass ich keine Quotenfrau bin, und ich möchte auch keine sein.“ – Können vor Geschlecht also.

Wende durch Julia Klöckners Rede

Was mit Gejohle quittiert wurde. Und Julia Klöckner auf den Plan rief. Ob den Anwesenden nicht auffiele, dass es vor allem laut wird, „wenn Frauen gegen Frauen in Stellung gebracht werden.“ Ihre Rede verfing bei den Befürwortern der Quote. Merz – früher kein Quoten-Freund, aber seit Monaten dafür, weil er die CDU verjüngen und neuen Wählerschichten öffnen möchte – schloss sich mit einer leidenschaftlichen Pro-Quote-Rede an – die darauf mit 559 zu 409 Stimmen angenommen wurde.

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Seither helle Aufregung bei den Konservativen der Partei: Vor allem auf Twitter drohten Mitglieder mit Austritt. Am prominentesten äußerte sich Ex-Familienministerin Kristina Schröder: „Wenn 50 Prozent der Positionen 26 Prozent der Mitglieder vorbehalten sind, sind die Anforderungen an Männer dreimal so hoch wie an Frauen. Ich bleibe dabei: Damit tun insbesondere wir Frauen uns keinen Gefallen.“

Frauenfreund Merz steht ein heißer Herbst bevor.

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