Wird er von seinen Beratern angelogen? Russlands Präsident Wladimir Putin

Wird er von seinen Beratern angelogen? Russlands Präsident Wladimir Putin. Foto: imago/Reiner Zensen

Putin von eigenen Beratern getäuscht? Das sagt der Kreml

Selbst engste Berater sollen Russlands Präsident Putin in Sachen Ukraine-Krieg nicht die Wahrheit sagen – das zumindest behaupten westliche Geheimdienste. Was ist dran an den Berichten? Nun hat Moskau dazu Stellung bezogen.

Vier Tage sollte die Ukraine-Invasion nur dauern, davon war Russlands Präsident Wladimir Putin nach Insider-Informationen fest ausgegangen. Die Realität sieht freilich anders aus: Seit gut einem Monat kämpfen seine Soldaten nun schon gegen hartnäckige Ukrainer.

Den erhofften Blitz-Sieg hat der Kremlchef nicht erringen können – möglicherweise auch, weil Putin offenbar völlig falsch beraten wird – das behaupten zumindest Geheimdienstler aus den USA und Großbritannien. Der Kreml wies entsprechende Berichte am Donnerstagnachmittag jedoch zurück.

Putin von eigenen Beratern getäuscht? Das sagt der Kreml

„Es zeigt sich, dass weder das Außenministerium (der USA) noch das (US-Verteidigungsministerium) Pentagon echte Informationen darüber haben, was im Kreml passiert“, sagte Putin-Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. „Sie verstehen einfach nicht, was im Kreml passiert. Sie verstehen Präsident Putin nicht. Sie verstehen den Mechanismus von Entscheidungen nicht. Sie verstehen den Stil unserer Arbeit nicht.“

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In den Berichten hatte es geheißen, Putin werde von seinen Beratern falsch über das Kriegsgeschehen informiert. Diese hätten Angst, ihm die Wahrheit zu sagen, sagte etwa der Chef der britischen Geheimdienstbehörde GCHQ, Jeremy Fleming. Putin habe den Widerstand in der Ukraine, die Stärke der internationalen Koalition gegen ihn und die Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen unterschätzt, so Fleming.

Gleichzeitig habe der russische Staatschef die Fähigkeit seines eigenen Militärs überschätzt – eine fatale Kombination. „Wir haben gesehen, wie russische Soldaten – denen es an Waffen und Moral mangelt – sich weigern, Befehle auszuführen, ihre eigene Ausrüstung sabotieren und sogar versehentlich ihre eigenen Flugzeuge abschießen“, sagte Fleming. Der Geheimdienstchef hält es für möglich, dass es deshalb bald einen großflächigen militärischen Aufstand gegen den Kremlchef gibt.


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Auch die Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses, Kate Bedingfield, hatte bereits am Mittwoch von wachsendem Misstrauen zwischen dem russischen Staatschef und seinem engsten Umfeld berichtet: „Wir glauben, dass er von seinen Beratern nicht richtig darüber informiert wird, wie schlecht das russische Militär agiert und wie die russische Wirtschaft durch die Sanktionen gelähmt wird“, sagte Bedingfield in Washington. Putins hochrangige Berater hätten „zu viel Angst, ihm die Wahrheit zu sagen“.

Ihren Geheimdienstinformationen nach habe sich Putin vom russischen Militär getäuscht gefühlt, was anhaltende Spannungen zwischen dem russischen Präsidenten und seiner militärischen Führung verursache, so Bedingfield weiter. 

Kremlsprecher Peskow: „Das ist nicht einfach nur schade“

Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, sagte, es sei Anlass zur Sorge, wenn Putin falsch oder nicht informiert sei. „Es ist sein Militär. Es ist sein Krieg. Er hat ihn gewählt.“ Die Tatsache, dass der russische Präsident vielleicht nicht alle Zusammenhänge kenne und vielleicht nicht ganz verstehe, in welchem Ausmaß seine Streitkräfte in der Ukraine versagten, sei beunruhigend.

Peskow wies die Berichte zurück und sprach seinerseits davon, besorgt zu sein: „Das ist nicht einfach nur schade. Das macht uns Sorgen. Denn so ein völliges Missverständnis führt nur zu Fehlentscheidungen, zu leichtsinnigen Entscheidungen, die sehr schlimme Folgen haben.“ (mik/afp/dpa)

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