Neue rechtsextremistische Jugendgruppen bundesweit vernetzt
Seit Mitte 2024 sind in Deutschland mehrere neue rechtsextremistische Gruppen entstanden, deren Anhänger teils sehr jung sind. Einige schrecken auch vor schweren Gewalttaten nicht zurück.
Binnen eines Jahres sind in Deutschland mehrere rechte Jugendgruppen entstanden, die inzwischen einige hundert Anhänger gefunden haben. „Die Polizeibehörden aus Bund und Ländern beobachten seit etwa Mitte vergangenen Jahres, dass in der rechten Szene neue Jugendgruppen in Erscheinung getreten sind, die sich zunächst im virtuellen Raum gegründet haben“, sagte ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA) in Wiesbaden auf Anfrage. Diese träten inzwischen vermehrt durch Veranstaltungen, Straftaten und Störaktionen in Erscheinung.
Kontakte, aber keine zentrale Führung
Die größte dieser Gruppen ist nach Angaben aus Sicherheitskreisen „Jung und Stark“ mit einer Anhängerzahl im mittleren dreistelligen Bereich. Schätzungsweise mehr als hundert Menschen fühlen sich der Gruppe „Deutsche Jugend Voran“ zugehörig. Weitere relevante Vereinigungen sind „Der Störtrupp“ sowie die Gruppe „Letzte Verteidigungswelle“, von deren mutmaßlichen Mitgliedern acht in Untersuchungshaft gelandet sind.
„Die Jugendgruppierungen sind bundesweit vernetzt und setzen sich aus verschiedenen regionalen Ablegern zusammen“, sagte ein BKA-Sprecher. Plattformen wie Tiktok, Instagram und Youtube würden genutzt, um neue Mitglieder zu rekrutieren und um für Aktionen zu mobilisieren – vor allem für Gegendemonstrationen zu Christopher-Street-Day-Veranstaltungen und für Aktionen, die sich gegen „Demos gegen rechts“ richteten. Polizeilich seien Mitglieder dieser Gruppen bislang mit Propagandadelikten und Gewalttaten in Erscheinung getreten.
Razzia und Festnahmen
Gegen die „Letzte Verteidigungswelle“ waren Ermittler im Mai mit einer bundesweiten Razzia vorgegangen. Die Bundesanwaltschaft ließ fünf Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Hessen festnehmen.
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Mit Anschlägen auf Asylunterkünfte und linke Einrichtungen habe die Gruppe das demokratische System der Bundesrepublik zum Zusammenbruch bringen wollen, so die Bundesanwaltschaft. Zwei der Beschuldigten sollen versucht haben, ein Asylbewerberheim in Schmölln in Thüringen in Brand zu setzen – allerdings ohne Erfolg. An die Unterkunft sprühten sie dann den Angaben nach unter anderem „Ausländer raus“ und „NS-Gebiet“.
Im Januar sollen drei mutmaßliche Mitglieder der Gruppe einen Brandanschlag auf eine Asylunterkunft in Senftenberg im Süden Brandenburgs geplant haben. Anhänger der Gruppe stehen zudem im Verdacht, den Brandanschlag auf ein Kulturhaus im brandenburgischen Altdöbern im Oktober verübt zu haben. (dpa)
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