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Eine Filiale der Supermarktkette Kaufland.
  • Eine Filiale der Supermarktkette Kaufland.
  • Foto: dpa | Paul Zinken

Nazi-Bücher im Angebot: Supermarkt-Kette Kaufland kassiert heftige Kritik

Der Lebensmittelhändler Kaufland sieht sich seit dem Wochenende einem massiven Shitstorm im Netz ausgesetzt. Auf dem Online-Marktplatz der Kette waren am Freitag linke Produkte entfernt worden – bei rechtsextremen Büchern wie Hitlers „Mein Kampf“ reagierte Kaufland dagegen erst viel später. Ein Statement des Unternehmens, das wie der Discounter Lidl zur Schwarz-Gruppe gehört, heizte die Kritik nur noch mehr an.

Die Debatte beginnt am vergangenen Freitag. Zahlreiche Twitter-Nutzer:innen hatten sich via Social Media bei Kaufland über linke Produkte im Sortiment beschwert. Auf den beanstandeten Produkten war war vor allem das Logo der „Antifaschistischen Aktion“, also der Antifa, zu sehen. Kaufland bedankte sich für die Rückmeldungen – und entfernte die Artikel daraufhin aus seinem Onlineshop. Was Kaufland offenbar entging: Bei den Beschwerdeführenden handelte es sich zumeist um Accounts, die sich klar als rechts, teils gar als rechtsradikal zu erkennen geben.

Kaufland wollte Magazin aus Verkauf nehmen – passiert ist es nicht

Es folgte die erste Welle der Kritik. Denn seit Jahren verkauft Kaufland das vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Magazin „Compact“. Ein im Netz kursierendes Bild zeigt außerdem das Magazin „Zuerst“ im Verkauf – dessen Herausgeber ist Dietmar Munier, ein bekannter Verleger extrem rechter Literatur. Dabei wollte Kaufland solche Hefte schon längst aus dem Sortiment streichen: „Wir nehmen das Magazin aus dem Verkauf. Bei uns ist kein Platz für Rechts“, hieß es unter anderem bereits im März 2020 auf dem Twitter-Account der Kette.

Passiert ist das bis heute allerdings nicht. „Manchmal sieht der Gesetzgeber einfach vor, dass eine Demokratie bestimmte Produkte (z.B. Magazine) aushalten muss, weil das Gut der Pressefreiheit höher liegt“, twitterte Kaufland am Samstag. Man verurteile extreme Standpunkte jedweder Richtung und wolle vermeiden, entsprechende Produkte zu verkaufen. Doch „nicht alles, was wir vielleicht für falsch halten, ist auch verboten“, schränkte Kaufland sich selbst ein.

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Ruhe kam durch die Stellungnahme nicht in die Debatte. Stattdessen lasen viele Twitter-Nutzer:innen die Gleichsetzung von Antifaschismus mit Rechtsextremismus heraus – unter anderem Leo Schneider ließ das nicht auf sich sitzen. Der Vorsitzende der Jusos Hamburg-Nord durchwühlte den Kaufland-Marktplatz nach potenziell rechtsextremen Inhalten.

Neben Adolf Hitlers „Mein Kampf“ fand Schneider dort unter anderem Bücher des verurteilten Holocaust-Leugners David Irving, Publikationen von NPD-Funktionären oder von Verlagen aus dem rechtsextremen oder auch dem verschwörungsmythischen Spektrum. Kurze Zeit nach den jeweiligen Tweets nahm Kaufland die Artikel von seiner Plattform.

Nach Kritik: Kaufland prüft Prozesse und Sortiment

Aber da wartet noch viel Arbeit: Nach Unternehmensangaben bieten rund 8000 Händler:innen auf dem Online-Marktplatz mehr als 40 Millionen Produkte an. „Wir werden in den kommenden Tagen unsere Prozesse sowie unser Sortiment auf den Prüfstand stellen und entscheiden, ob und welche weiteren Produkte wir aus dem Angebot nehmen werden“, teilte eine Sprecherin auf MOPO-Anfrage mit.

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