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  • Armin Laschet am Montagnachmittag vor der CDU-Zentrale in Berlin.
  • Foto: picture alliance/dpa

Nach stundenlanger Debatte: CDU-Vorstand will Armin Laschet als Kanzlerkandidaten

Nach mehr als sechsstündiger Debatte gab es im CDU-Vorstand dann doch noch eine klare Mehrheit: Das Führungsgremium der Partei hat Armin Laschet in der Nacht zum Dienstag zum Kanzlerkandidaten der Union gewählt.

In einer digitalen Sondersitzung der CDU-Spitze votierten nach Angaben eines CDU-Sprechers von 46 stimmberechtigten Vorstandsmitgliedern in geheimer Wahl 31 für eine Kandidatur des Parteivorsitzenden Armin Laschet. Neun stimmten für Markus Söder (CSU), 6 enthielten sich. Laut CDU-Angaben entspricht das einer Zustimmung von 77,5 Prozent für Laschet und von 22,5 Prozent für Söder.

Damit ist der tagelange nervenaufreibende Machtkampf um den Spitzenposten für die Bundestagswahl im September voraussichtlich entschieden: Die CSU hatte die Entscheidung über den Kanzlerkandidaten der Union zuvor in die Hand der CDU gelegt. Die Frage entscheide die CDU jetzt „souverän“, sagte der CSU-Vorsitzende Markus Söder in München. „Wir als CSU und auch ich respektieren jede Entscheidung.“

CDU-Vorstand: 77,5 Prozent für Laschet als Kanzlerkandidaten

Armin Laschet hatte zum Auftakt des Online-Sondertreffens, das um 18 Uhr begonnen hatte und nach Mitternacht ein Ende fand, seine Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur bekräftigt. „Es geht um die besten Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen. Und ich bin bereit, für uns die Kandidatur zu übernehmen“, sagte er nach Informationen der dpa. „Wir sind heute in der Verantwortung, ein Zeichen zu setzen, wo der Wahlkampf hingeht.“ Viele Mitglieder hätten ihm in den vergangenen Tagen gesagt, er müsse „stehen“, und ihn unterstützt.

Der Ministerpräsident von Nordhrein-Westfalen betonte demnach, er wolle jeden ermutigen, in der Runde offen seine Meinung zu sagen. Laschet wurde mit den Worten zitiert: „Nur wenn wir offen, ganz transparent sind, haben wir eine Chance, gestärkt in die nächsten Wochen und in den Wahlkampf zu gehen.“

Laschet plädierte für eine Entscheidung noch in der laufenden Vorstandssitzung. Der Berliner CDU-Chef Kai Wegner warb dafür, die Entscheidung zu verschieben und ein Votum der Bundestagsfraktion und der Kreisvorsitzenden herbeizuführen. Dieser Vorschlag wurde allerdings in einer geheimen Abstimmung mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Laschet sagte nach Teilnehmerangaben: „Wir sollten heute entscheiden, wie wir es uns am Anfang vorgenommen haben.“

Hamburger CDU-Chef spricht von „gemischtem Stimmungsbild“ an der Basis

Eine schnelle Entscheidung verlangten auch die frühere Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther. Beide stellten sich Teilnehmern zufolge hinter Laschet. Der Vorstand habe sich vor einer Woche aus guten Gründen für ihn ausgesprochen, das müsse gelten, sagte Günther.

Die Mitglieder des CDU-Vorstands lieferten sich in der Sondersitzung eine Debatte über die Stimmung in ihren Ländern. Der Vorsitzende der Hamburger CDU, Christoph Ploß, sprach dabei nach Teilnehmerangaben von einem „gemischten Stimmungsbild“ in seinem Landesverband.

Söder: Volle Unterstützung für Laschet – wenn der CDU-Vorstand ihn will

CSU-Chef Markus Söder hatte am Nachmittag deutlich gemacht, dass Laschet Kanzlerkandidat werde, wenn der CDU-Bundesvorstand dies beschließe. Er versicherte: „Wird es Armin, hat er meine volle Unterstützung und die Rückendeckung der CSU.“ Laschet hatte Söder angeboten, an der Sitzung teilzunehmen. „Gerade in diesen Tagen müssen wir sehr viel miteinander reden“ argumentierte er. Söder lehnte dies jedoch ab.

Union Kanzlerkandidat Söder Laschet

CSU-Chef Markus Söder legte die Entscheidung über den Kanzlerkandidaten der Union am Montagnachmittag in die Hand der CDU.

Foto:

imago images/Sven Simon

Der bayerische Ministerpräsident betont, er stehe weiter bereit, die Kandidatur zu übernehmen, sofern die CDU dies wolle. Wichtig für den Wahlkampf sei, dass CDU und CSU als Team aufträten. Er werde bei einer Entscheidung der CDU für Laschet keinen „Groll“ hegen, erklärte er am Nachmittag. „Egal, wie entschieden wird: Da bleibt jedenfalls bei mir und uns nichts hängen. Wir müssen – egal, wie es ausgeht – versöhnen, zusammenführen, zu einer gemeinsamen, großen, schlagkräftigen Einheit in diesem Wahlkampf werden.“

Unions-Kanzlerkandidatur: Tagelanger Machtkampf zwischen Laschet und Söder

Seit vorvergangenem Sonntag hatten sich Laschet (60) und Söder (54) eine zunehmend härter werdende Auseinandersetzung geliefert. Dabei führte Söder immer wieder – auch am Montag – seine erheblich besseren Umfragewerte ins Feld, aus denen er größere Erfolgsaussichten bei der Bundestagswahl am 26. September ableitet. Seinen vorläufigen Höhepunkt fand der Machtkampf in der Nacht zum Montag, als Laschet und Söder in einem Bundestagsgebäude rund dreieinhalb Stunden im kleinen Kreis miteinander verhandelten. Auch dieses Gespräch blieb aber ohne Einigung.

Die Union steht nicht nur wegen der internen Folgen des Streits fünf Monate vor der Bundestagswahl maximal unter Druck. Hinzu kommt, dass die Grünen – nach aktuellen Umfragen stärkste Kraft hinter der Union – Parteichefin Annalena Baerbock als ihre Kanzlerkandidatin präsentierten. Dass für die SPD Olaf Scholz antritt, steht seit längerem fest. Einzig die Union, die mit Angela Merkel seit fast 16 Jahren die Kanzlerin stellt, hatte die Personalie wegen des internen Streits noch nicht entschieden. (due/dpa)

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