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Ein ukrainischer Soldat geht an einem Schützenpanzer russischer Streitkräfte vorbei auf einer Straße in der Nähe von Tschernobyl.
  • Ein ukrainischer Soldat geht an einem Schützenpanzer russischer Streitkräfte vorbei auf einer Straße in der Nähe von Tschernobyl.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Oleksandr Ratushniak

Nach Russen-Abzug: Drohnen-Aufnahmen zeigen seltsame Löcher in Tschernobyl

Die Sorgen waren groß, als die russische Armee bei ihrem Angriff auf die Ukraine die Atom-Ruine von Tschernobyl ins Visier nahm. Wochenlang gab es heftige Kämpfe in dem verstrahlten Gebiet, dann zogen die Russen ab. Nun zeigen Luftaufnahmen, was sie zurückließen: seltsame Löcher im Boden.

Auf dem Gelände des ehemaligen ukrainischen Atomkraftwerks in Tschernobyl haben ukrainische Offizielle merkwürdige Löcher im Boden gesichtet. Auf Drohnen-Aufnahmen, die das Militär gemacht und die der staatliche Betreiber der ukrainischen Kernkraftwerke nun auf Telegram veröffentlicht hat, sind mehrere Aushebungen zu sehen. Laut dem US-Sender CNN handelt es sich dabei um verlassene russische Militärstellungen.

Tschernobyl: Russen sollen Gräben in „Rotem Wald“ ausgehoben haben

Die Löcher liegen dem Bericht zufolge in einem Gebiet, das als „Roter Wald“ bekannt ist. Dabei handelt es sich um ein etwa zehn Quadratkilometer großes Areal westlich der Atom-Ruine, mitten im Sperrgebiet. Der Name geht zurück auf die rotbraune Verfärbung der dort wachsenden Kiefernbäume, die durch die radioaktive Verstrahlung ausgelöst wurde. Am 26. April 1986 kam es in Tschernobyl zum schwersten Reaktorunglück in der Geschichte der zivilen Nutzung von Atomenergie. Der „Rote Wald“ ist auch heute noch eines der am stärksten kontaminierten Gebiete der Welt.

Wie das ukrainische Verteidigungsministerium auf Twitter mitteilte, haben russische Soldaten in dem Areal mehrere „Befestigungen gegraben“. Möglich ist, dass die Gruben als potenzielle Schützengräben ausgehoben wurden.

Auf weiteren Bildern sind nach Medienberichten zudem Spuren von Panzern und anderem schweren Militärgerät zu sehen. All das deutet darauf hin, dass die russische Armee sich offenbar auf längere, heftige Gefechte in dem Gebiet einstellte.

Vergangene Woche dann der überraschende Rückzug: Nach Friedensverhandlungen mit der Ukraine verkündete die russische Seite, man werde sich jetzt aus der Gegend um Kiew und dem Norden der Ukraine zurückziehen.

Ukrainische Atomenergiebehörde: Russen wurden in Tschernobyl verstrahlt

Vergangenen Freitag teilte die ukrainische Atomenergiebehörde Energoatom mit, dass sich die russischen Soldaten im Tschernobyler Sperrgebiet höchstwahrscheinlich mit radioaktivem Material verseucht hätten. „Es ist unmöglich, das Ausmaß der radioaktiven Verstrahlung russischer Soldaten zu beziffern“, sagte der Kraftwerksdirektor Walerij Sejda. Die stellvertretende Ministerpräsidentin der Ukraine, Iryna Wereschtschuk, schrieb auf ihrer Facebook-Seite, dass sie eine so hohe Strahlendosis abbekommen hätten, dass „deren Folgen ihnen Ärzte in Schutzanzügen erklären werden müssen“. Der Kreml äußerte sich zunächst nicht.

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In einem auf der Webseite von Energoatom veröffentlichten Interview sagte der Chef der Behörde Petro Kotin, dass die Soldaten keine Physiker und völlig ahnungslos in die radioaktiv verstrahlte Region geschickt worden seien. Das schrieb auch das ukrainische Verteidigungsministerium auf Twitter. Mit Blick auf die Kommandeure der russischen Armee und ihre Einsatzbefehlen sprach das Ministerium von „völliger Vernachlässigung des menschlichen Lebens, sogar der eigenen Untergebenen – so sieht ein Killerstaat aus.“ (mik)

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