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Butscha Ukraine New York Times
  • Eine Straße in Butscha kurz nach dem Ende der russischen Besatzung.
  • Foto: Imago

Massaker von Butscha: „New York Times“ entlarvt zuständiges Regiment

Leichen am Straßenrand, Leid, die rohe Gewalt: Die Massaker im Kiewer Vorort Butscha sorgten im vergangenen Frühjahr weltweit für Entsetzen – und zeigten die Brutalität des Krieges. Recherchen der „New York Times“ offenbarten nun nicht nur die mutmaßlichen Täter, sondern zeigten auch die Bilder des Grauens von Butscha.

„Das ist wirklich die Straße des Todes“, sagt ein Butscha-Überlebender in seine Handy-Kamera und filmt in wackeligen Bildern die zu trauriger Berühmtheit gelangte Jablunska-Straße, in der Dutzende Zivilisten im Frühjahr 2022 starben. Der Beginn des knapp 30 Minuten langen Reportage-Films der „New York Times“ nimmt vorweg, was in den folgenden Szenen folgt: ein dichter Blick auf Zerstörung und Gewalt.

Acht Monate recherchierte ein Team der Zeitung in dem zerstörten ukrainischen Ort. Die Journalisten um die Redakteurin Yousur Al-Hlou sprachen mit Überlebenden, sichteten Drohnenaufnahmen, Material von Überwachungskameras und analysierten Regierungsdokumente.

Ihr wohl wichtigstes Ergebnis: Anhand von Telefondaten hätte sich gezeigt, dass von Telefonen von Getöteten aus Anrufe nach Russland getätigt wurden, in manchen Fällen nur wenige Stunden nach dem Tod der Opfer. Durch einen Abgleich mit Daten aus sozialen Netzwerken und Gesprächen mit Angehörigen habe man belegen können, dass die Anrufer Soldaten der 234. russischen Fallschirmdivision gewesen seien. Al-Hlou nannte diese Telefonprotokolle „die Kronjuwelen, der einzigartige Teil unserer Arbeit.“ „Tagesschau.de“ berichtete bereits über die Recherche.

Recherche-Team der „New York Times“ fast acht Monate in Butscha

Rückblick: In dem Vorort der ukrainischen Hauptstadt waren im April – nach dem Abzug des russischen Militärs – laut ukrainischen Angaben mehr als 460 Leichen gefunden worden. Russland stritt eine Verantwortung für die Taten ab und erklärte, Aufnahmen von Toten seien fingiert gewesen, das Ganze nicht real.

„Soldaten haben unbewaffnete Männer im wehrfähigen Alter befragt und exekutiert und sie haben Menschen getötet, die ihnen unabsichtlich in den Weg kamen – seien es Kinder, die mit ihren Familien flüchteten, Anwohner, die auf der Suche nach Lebensmitteln waren oder Menschen, die einfach nur versuchten, auf ihren Fahrrädern nach Hause zu fahren“, so das Team der „New York Times“ .

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Al-Hlou schildert, sie habe in der Vergangenheit schon von anderen Konflikten berichtet, aber ihre Arbeit in Butscha habe alles übertroffen. „Ich habe noch nie so ein Ausmaß an Leichen gesehen – auf der Straße, in Autos, in improvisierten Leichenhallen, eine so große Zahl an Toten auf so engem Raum.“

Derzeit laufen die internationalen Ermittlungen zu den Verbrechen von Butscha, bereits kurz nach den Taten ordnete Human Rights Watch sie als Kriegsverbrechen ein. Die Recherche-Ergebnisse der „New York Times“ könnten einen wichtigen Beitrag leisten. „Wir haben mit unserer Geschichte unwiderlegbare Beweise veröffentlicht. Diese Informationen stehen jedem zur Verfügung, der sie für ein höheres Ziel verwenden möchte“, so Al-Hlou. (alp)

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