Liebestoller Briten-Minister muss Hut nehmen
Eine Affäre, okay. Aber eine Büro-Affäre als Gesundheitsminister mitten in der Corona-Pandemie vor dem Hintergrund der geltenden Abstandsregeln? Das war dann selbst der eigenen Partei zu viel: Der oberste britische Seuchen-Bekämpfer Matt Hancock ist zurückgetreten.
Der „britische Jens Spahn“ hatte immer wieder auf die Corona-Regeln gepocht. „Ich werde noch nicht einmal meine Eltern umarmen“, hatte der 42-Jährige noch vor kurzem versichert. Wenig später veröffentlichte die „Sun“ das Foto einer Überwachungskamera aus dem Ministerium, das ihn fremd knutschend mit einer Mitarbeiterin zeigte.
Hancock hatte Skandale in Reihe produziert
Wie das Bild überhaupt an die Zeitung gelangen konnte, war zunächst zweitrangig. Denn die Rücktrittsforderungen prasselten auf den Vater dreier Kinder nur so ein – obwohl sich Premierminister Boris Johnson noch schützend vor ihn gestellt hatte: „Er hat sich entschuldigt und jetzt ist es gut.“

Doch selbst Hancock räumte in seiner Rücktrittserklärung zerknirscht ein: „Wer strenge Vorschriften aufstellt, müsse sich erst recht daran halten.“ Am Ende war es wohl die Summe seiner Affären, die seinen Rückzug erzwang.
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Hancock musste sich seit Monaten immer neuer Vorwürfe erwehren. Mal erhielt ein Bekannter – Besitzer seines örtlichen Pubs – einen Millionenauftrag zur Lieferung von Corona-Schutzausrüstung, obwohl er keine Erfahrung damit hatte. Dann wieder versenkte er Milliarden Pfund in ein untaugliches Corona-Testprogramm.
Der neue Gesundheitsminister ist gerade erst zurückgetreten
„Der Fisch stinkt vom Kopf her“, urteilte, Ian Blackford, Chef der schottischen Partei SNP. Die Opposition wirft Johnson „eklatantes Führungsversagen“ vor, weil er Hancock nicht von sich aus gefeuert hatte. Johnson hat selbst Affären am Hals – zeigte sich aber ungerührt. Er ernannte Sajid Javid zum neuen Gesundheitsminister. Dieser war erst im Februar nach Streitigkeiten mit Johnson als Finanzminister zurückgetreten. (cmb/DPA)