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Habeck, Lindner
  • Robert Habeck und Christian Lindner bei einer Veranstaltung im Jahr 2018. Inzwischen verstehen sich die beiden auffällig gut.
  • Foto: picture alliance/dpa | Wolfgang Kumm

Koalitionspartner: Das Balzen läuft bereits auf Hochtouren

In Wahlkampfzeiten wollen sich Parteien und Kandidaten voneinander abgrenzen. Notfalls auch mit nicht immer ganz fairen Mitteln. Doch wenige Tage vor der Bundestagswahl bröckelt dieses Prinzip erkennbar. Das Spitzenpersonal der Parteien tauscht immer häufiger öffentlich Nettigkeiten aus. Das ist bereits Teil des mutmaßlich bald anstehenden Koalitions-Pokers. Im Tierreich würde man sagen: Das Balzen hat begonnen.

Das „Triell“ von Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Grüne) und Armin Laschet (CDU) am Sonntagabend hätte auch „Zwei gegen einen“ heißen können. Bisher waren Scholz und Baerbock meistens bemüht, ihre Gegensätze zu betonen. Nun verbündeten sich die beiden – gegen Laschet.

Grüne und SPD wollen miteinander regieren

Bei so gut wie allen Themen war die inhaltliche und langsam auch menschliche Nähe zwischen Scholz und Baerbock zu spüren. Ob bei der Klimapolitik, bei Familie, Digitalisierung, Corona oder innerer Sicherheit – es gibt keine Differenzen, die nicht überwunden werden könnten.

Diese Botschaft brachten beide deutlich rüber. Am Ende versicherten Scholz und Baerbock auf Nachfrage, sie würden am liebsten mit dem jeweils anderen koalieren. So deutlich auf so großer Bühne war das für diesen Wahlkampf neu.


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Der bzw. die Dritte im Bunde wäre nur zu gerne die Linkspartei. Sie attackiert die SPD inzwischen nicht mehr – wie in früheren Zeiten – wegen deren vermeintlicher sozialer Kälte, sondern bettelt geradezu um ein Bündnis.

Mit Olaf Scholz, einem der verhassten Architekten von Hartz IV! Scholz und Baerbock halten sich wohl auch deshalb bedeckt, weil ein solches Bündnis womöglich gar keine Mehrheit bekommt und sie der Union keine zusätzliche Angriffsfläche bieten wollen.

Habeck und Lindner kuscheln bei „Anne Will“

Noch auffälliger als Scholz und Baerbock hatten sich nur noch Grünen-Co-Chef Robert Habeck und der FDP-Vorsitzende Christian Linder lieb. Beide saßen am Sonntag bei „Anne Will“ im Studio. „Das Argument ist richtig“, sagte Lindner zu Habeck an einer Stelle. „Da wären wir mal zusammen“, an einer anderen zu Habecks Wunsch nach einem früheren Kohleausstieg. Als Krönung verteidigt Habeck Lindner sogar gegen eine Aussage von Will: „Es ist nicht richtig, dass die FDP den Klimaschutz nur dem Markt überlassen will, Frau Will.“

Dafür, dass beide Männer bereits Anspruch auf das Finanzministerium erhoben haben, war das auffällig viel wohlgefälliges Lächeln und Nicken, wenn der jeweils andere sprach. Beide wissen, dass sie nach der Wahl mit hoher Wahrscheinlichkeit in allen möglichen Sondierungsrunden zusammensitzen werden. Und dann wohl auch in einer gemeinsamen Regierung. Egal, wer der dritte Partner ist.

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Und so tritt auf der Zielgeraden des Wahlkampfs doch noch einmal die Stärke dieser Republik zu Tage. Auch wenn die politische Konkurrenz hart ist und man sich lange gnadenlos beharkt: Am Ende können alle Demokraten miteinander reden – und wohl auch koalieren.

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