x
x
x
Vielerorts in Italien gab es wütende Proteste gegen den „Green Pass“.
  • Vielerorts in Italien gab es wütende Proteste gegen den „Green Pass“.
  • Foto: IMAGO / NurPhoto

Keine Gnade für Ungeimpfte: Ohne Pass oder Piks geht hier (fast) nichts mehr

Wer keinen „Green Pass“ hat, darf künftig fast gar nichts mehr: Italiener:innen ohne Impfung, Genesenen- oder Testnachweis dürfen nicht mehr zur Arbeit gehen – und kriegen auch keinen Lohn. Teilweise darf ohne „Green Pass“ nicht mal mehr im Homeoffice gearbeitet werden! So hart wie Italien greift in der westlichen Welt kein anderes Land durch – aber: Auch andere haben die Daumenschrauben merklich angezogen.

Einst war Italien das Corona-Sorgenkind Europas: explodierende Fallzahlen, überfüllte Krankenhäuser, Militärkonvois voll mit Covid-Toten. Ein harter Lockdown und strenge Maskendisziplin brachten das Land wieder in die Spur. Die Impfkampagne geriet aber nach anfänglichem Höhenflug – ähnlich wie in Deutschland – mittlerweile ins Stocken. Erst rund 70 Prozent der Bevölkerung ist vollständig immunisiert (Deutschland: 65,6 Prozent). Die Regierung in Rom will den erzielten Pandemie-Erfolg im zweiten Corona-Winter keinesfalls aufs Spiel setzen – und greift rigoros durch.

Das könnte Sie auch interessieren: Im Epizentrum der Pandemie: Die Corona-Leugner von Bergamo

Seit Freitag müssen alle Beschäftigten in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Bereich belegen, dass sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Nur dann dürfen sie mit einem sogenannten „Green Pass“ ihre Arbeitsstätte betreten. Corona-Tests sind übrigens auch in Italien nicht mehr kostenlos – aber auf 15 Euro pro Abstrich gedeckelt.

Italien: Wer keinen „Green Pass“ hat, muss daheim bleiben und bekommt kein Gehalt mehr

Rund 23 Millionen Beschäftigte sind von dem Gesetzesdekret betroffen. „Für die Unternehmen und die Angestellten erhöht der Green Pass die Sicherheit am Arbeitsplatz und garantiert die Produktion“, sagte Maurizio Stirpe von der Arbeitgeberorganisation Confindustria. Umgekehrt heißt das: Wer keinen Pass hat, muss daheim bleiben und bekommt kein Gehalt mehr. Das gilt teilweise auch im Homeoffice: Staatsbedienstete müssen den Nachweis selbst dann erbringen, wenn sie von zuhause arbeiten.

Dabei hatte der „Green Pass“ zuletzt abseits der Arbeitswelt für mehr Freiheiten gesorgt: Mit ihm durften Restaurants, Theater, Kinos und Bars wieder von innen besucht werden. Schon das hatte Impfgegnern und Corona-Leugnern nicht gepasst – die Ausweitung auf die Arbeitswelt bringt sie nun vollends zum Kochen.

Schon in den vergangenen Wochen war wie hier in Rom in vielen Städten der Protest gegen den „Green Pass“ eskaliert. picture alliance/dpa/LaPresse/AP | Mauro Scrobogna
Schon in den vergangenen Wochen war wie hier in Rom in vielen Städten der Protest gegen den „Green Pass“ eskaliert.
Schon in den vergangenen Wochen war wie hier in Rom in vielen Städten der Protest gegen den „Green Pass“ eskaliert.

„Weihnachtsgeschenke könnt ihr euch abschminken“, drohten etwa Arbeiter am Hafen von Triest und kündigten eine Blockade des wichtigen Adria-Hafens an. Auch im Güterverkehr wurde Chaos befürchtet, weil viele Fernfahrer vor allem aus dem Ausland kein notwendiges Corona-Zertifikat haben. Größere Ausfälle gab es jedoch am Freitag zunächst nirgends – dafür aber vielerorts Proteste. Unternehmer Stirpe forderte: „Die Regierung darf sich nicht erpressen lassen.“

Wie andere Länder die Corona-Daumenschrauben anziehen

Im benachbarten Vatikanstadt, qua Gesetz ein eigenes Land, ist man da weniger zimperlich: Dort gilt schon seit Februar eine Impfpflicht für alle Einwohner:innen und Angestellten.


Mehr Samstag. Mehr Sonntag. Mehr MOPO!

Unsere extra-dicke MOPO AM WOCHENENDE hat es in sich: Auf 64 Seiten gibt’s aktuelle News, packende Reportagen, spannende Geschichten über Hamburgs unbekannte Orte und die bewegte Historie unserer Stadt, die besten Ausgehtipps für’s Wochenende, jede Menge Rätsel und vieles mehr. Die MOPO AM WOCHENENDE: Jeden Samstag und Sonntag für Sie am Kiosk – oder ganz bequem im Abo unter MOPO.de/abo


Auch Frankreich machte die Schutzimpfung Mitte September zur Pflicht – allerdings nur bei bestimmten Berufsgruppen etwa im Gesundheitswesen. Außerdem können Besuche in Gastronomie, Kultureinrichtungen und Fernreisen nur unter 3G-Bedingungen stattfinden. Seit Freitag müssen Corona-Tests zudem selbst bezahlt werden. In Griechenland gilt ebenfalls schon länger eine Impfpflicht für das Personal von Altenheimen und seit September für den gesamten Gesundheitsbereich – genau wie ab 11. November in Großbritannien. Auf der Insel haben zudem mehrere private Unternehmen angekündigt, nur Geimpfte zur Arbeit zu lassen. 

In den USA kommt der Impfdruck eher von den Firmen. Wer etwa bei Facebook oder Google ins Büro will, muss sich impfen lassen.

So ist die Lage hierzulande

Und in Deutschland?  Schon jetzt nutzen viele Betriebe das 2G-Modell, in Hessen soll nun auch der Einzelhandel 2G anwenden dürfen. Damit können sogar Supermärkte Ungeimpften den Zutritt verweigern, dabei entfalle jedoch die Maskenpflicht, wie Freitag bekannt wurde.


Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.


Nach amerikanischem Vorbild haben auch hierzulande einige Unternehmen wie etwa Lufthansa bereits eine Impfpflicht für Angestellte angekündigt. Der Grund: Einige internationale Flugziele schreiben geimpftes Flugpersonal vor. Auch andere Firmen wie RWE oder Bayer liebäugeln mit einer solchen Regelung. 

Dazu kommt ein Bund-Länder-Beschluss, der ab November die Lohnfortzahlung für impfunwillige Angestellte aussetzt. Wer etwa durch eine Einreise oder als angehörige Person in Quarantäne muss, wird nicht bezahlt, wenn Homeoffice nicht möglich ist. Ausgenommen sind Corona-Infizierte, auch für Beamt:innen gilt eine Ausnahme.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp