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Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) reisen nach Brasilien, um Pflegekräfte anzuwerben. (Symbolbild)
  • Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) reisen nach Brasilien, um Pflegekräfte anzuwerben. (Symbolbild)
  • Foto: dpa

In diese Länder reisen Baerbock und Heil, um Pfleger anzuwerben

Eins ist klar: Deutschland braucht mehr Pflegekräfte. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) setzt dabei auch auf Anwerbung aus dem Ausland. In welche Länder er jetzt gezielt reist – und worauf er dabei achten muss.

Die Ampel-Koalition will mehr Pflegekräfte aus Ländern mit einem großen Arbeitskräftepotenzial wie Brasilien anwerben. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung” am Samstag, er werde im Juni gemeinsam mit Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nach Brasilien reisen, denn dort sei das Arbeitskräftepotenzial im Pflegebereich sehr groß. Darüber hinaus gebe es Absprachen mit Indonesien und Mexiko. Erst im Februar hatte Heil zusammen mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) Ghana in Westafrika besucht, auch dort war die Anwerbung von Fachkräften ein Thema.

Pfleger-Mangel: Immer mehr Menschen auf Pflege angewiesen

Man werde „gemeinsam mit der Wirtschaft eine Anwerbe-Strategie in Ländern umsetzen, in denen es mehr junge und gut ausgebildete Menschen gibt, als der dortige Arbeitsmarkt aufnehmen kann”, machte Heil deutlich. „Wir werden dabei sehr sensibel vorgehen, damit wir keinem Land die Arbeitskräfte nehmen, die es selber braucht”, sagte Heil. „Wir profitieren, die Herkunftsländer profitieren, etwa indem wir uns in der Ausbildung vor Ort engagieren, und die Menschen, die zu uns kommen, profitieren: durch einen gut bezahlten Job für sie selbst und vielleicht auch durch die Möglichkeit, Familienangehörige in der Heimat finanziell zu unterstützen.”

Zwar hat die Zahl der Beschäftigten in Pflegeberufen zuletzt etwas zugenommen. Für 2021 hatte die Bundesagentur für Arbeit vor wenigen Tagen die Zahl der sozialversicherungspflichtig in der Pflege Tätigen mit rund 1,67 Millionen Menschen angegeben. Das waren rund 44 300 mehr als ein Jahr zuvor. Seit Anfang 2022 habe der Beschäftigungsaufbau in der Pflege jedoch „spürbar an Dynamik verloren”, stellte die Bundesagentur in einer Sonderpublikation fest. Derzeit kommen auf 100 freie Stellen nur 33 arbeitslose Pflegefachleute. Die Bundesagentur spricht von einem „deutlichen Fachkräfteengpass bei Pflegefachkräften”.

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Stark gestiegen ist aber die Zahl der Menschen, die auf Pflege angewiesen sind. Laut Statistischem Bundesamt gab es im Dezember 1999 noch 2,02 Millionen Pflegebedürftige, im Dezember 2009 waren es schon auf 2,34 Millionen, im Dezember 2019 rund 4,13 Millionen und im Dezember 2021 rund 4,96 Millionen. Bis 2055 rechnen Experten mit einem Anstieg auf 6,8 Millionen.

Pfleger aus dem Ausland: Schon länger Strategie

Um die Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland bemüht sich die Bundesregierung bereits seit Jahren. Der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) etwa war 2019 nach Mexiko geflogen, um Pflegekräften den Weg nach Deutschland zu erleichtern. Der Erfolg blieb allerdings sehr begrenzt. 2022 wurden unterm Strich 656 ausländische Pflegekräfte durch die Bundesagentur für Arbeit nach Deutschland vermittelt. Die meisten angeworbenen Pflegekräfte stammten mit 255 von den Philippinen.

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Mit dem Fachkräfte-Einwanderungsgesetz will die Ampel-Koalition mehr Menschen nach Deutschland holen, um hier Lücken zu schließen. Die Bundesregierung will mit ihrem Gesetz etwa über ein Punktesystem Einwanderung von Arbeitskräften mit ausländischem Berufsabschluss erleichtern. Es sieht auch Erleichterungen beim Familiennachzug vor. Die erste Lesung des Gesetzes fand im Bundestag bereits statt.

Patientenschützer zweifeln daran, dass sich die Fachkräftelücke durch den Zuzug aus dem Ausland lösen lässt. Die Anwerbezahlen nichteuropäischer Arbeitskräfte seien seit über zehn Jahren sehr ernüchternd, sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Er sieht vor allem bessere Arbeitsbedingungen als Schlüssel. Dann könnten sich die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten und sogar 60 Prozent der Ausgestiegenen eine Rückkehr in den Beruf beziehungsweise ein Aufstocken der Stunden vorstellen. Mindestens 300 000 Kräfte stünden damit zusätzlich zur Verfügung. „Der Mangel an Pflegekräften ist zu allererst ein innerdeutsches Problem. Das werden auch die wenigen zusätzlichen hundert brasilianischen Pflegerinnen und Pfleger nicht lösen”, betonte Brysch. (dpa/ncd)

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