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Bundeswehrsoldaten sichern in Tillia während des Besuchs der deutschen Verteidigungsministerin den Airbus A400M der Luftwaffe.
  • Ein Soldat der Bundeswehr sichert einen Airbus A400M der Luftwaffe. (Symbolbild)
  • Foto: dpa/Kay Nietfeld

Hunderte Deutsche betroffen: Bundeswehr muss Rettungsmission abbrechen

Gerade erst hat die Bundeswehr geübt, wie Deutsche und andere Schutzbedürftige aus einem fiktiven Krisenland rausgeholt werden können. Im Sudan wird das Szenario jetzt zur Realität – und überaus schwierig.

Die Bundesregierung hat eine Evakuierung deutscher Staatsbürger mit Bundeswehrmaschinen aus dem Sudan wegen der Sicherheitslage in dem Land zunächst abgebrochen. Ein Plan für den Einsatz der Luftwaffe zu diesem Zweck wurde am Mittwoch wegen der unsicheren Lage in der umkämpften Hauptstadt Khartum gestoppt.

Sudan: Bundeswehr kann hunderte Deutsche nicht retten

Die Flugzeuge dafür waren am frühen Mittwochmorgen in Wunstorf (Niedersachsen) gestartet. Die drei Militärtransporter von Typ A400M flogen über Italien und nahmen in Griechenland frischen Treibstoff auf. Auch Militärflugzeuge anderer Nationen waren in der Region einsatzbereit für den Fall, dass es die Lage am Boden erlaubt hätte, hieß es.

Die Aufnahme der deutschen Staatsbürger hätte auf dem umkämpften Flughafen Khartum erfolgen sollen, die Rückkehr dann über den von der Bundeswehr genutzten Luftwaffenstützpunkt Al-Asrak in Jordanien. Am Mittwochnachmittag waren die Maschinen der Bundeswehr aber wieder auf dem Rückweg nach Deutschland.

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In der sogenannten Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes hatte sich nach Angaben einer Sprecherin vom Montag eine „niedrige dreistellige Zahl“ deutscher Staatsangehöriger im Sudan registriert. „Aber erfahrungsgemäß schwankt in solchen Konfliktsituationen und Krisensituationen die Zahl sehr stark und kann jederzeit auch noch weiter nach oben gehen“, sagte die Sprecherin.

Im Sudan waren am Samstag Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohner seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021.

Seit Samstag: Schwere Kämpfe im Sudan

De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär seit Samstag gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätten die RSF der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.

Der Flughafen in der Hauptstadt Khartum stand in den vergangenen Tagen im Zentrum der Kampfhandlungen. Diplomaten bemühen sich um eine belastbare Feuerpause für die Evakuierung.

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Für eine solche Rettungsmission gibt es grundsätzlich mehrere Möglichkeiten. Theoretisch könnten Zivilmaschinen eingesetzt werden. Die nächste Stufe ist eine diplomatisch vereinbarte Evakuierung, bei der Militärmaschinen auf Grundlage einer Feuerpause landen – aber friedlich. Es bleibt aber auch der robuste militärische Einsatz, bei dem Deutschland und Verbündete die Rettung ihrer Staatsbürger gegen Widerstand durchsetzen müssen – was überaus gefährlich wäre.

Als Teil der Nationalen Krisenvorsorge hält die Bundeswehr Kräfte zur Evakuierung von Staatsbürgern unter militärischem Schutz bereit. Die auf solche Einsätze spezialisierten Soldaten sind Teil der Division Schnelle Kräfte (DSK), zu der die Fallschirmjäger, aber auch das Kommando Spezialkräfte (KSK) gehören. Die Bundeswehr stellt auch Soldaten für Krisenunterstützungsteams (KUT), die Botschaften in Krisenlagen beraten.

Bundeswehr probte Rettungseinsatz erst im März

Erst im März hatte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr – wie alle zwei Jahre – geübt, wie man festsitzende Deutsche retten kann. „Extricate Owl 2023“ hieß diese Übung, bei der die Evakuierung von Staatsangehörigen und anderen Schutzbedürftigen aus einem fiktiven Krisenland durchgespielt wurde. „Damit werden die Verfahren und Prozesse für bessere Handlungssicherheit optimiert“, hieß es dazu.

Der Luftverkehr im Sudan ist seit Ausbruch der Gefechte zum Erliegen gekommen. Die Flughäfen in Khartum und der rund 330 Kilometer entfernten Stadt Merowe wurden von den RSF bereits am Samstagmorgen angegriffen. Mehrere Passagiermaschinen wurden zerstört. Die Armee eroberte den Flughafen in Khartum nach eigenen Angaben zurück, weiterhin kämpfen die Konfliktparteien aber mit schwerer Artillerie nahe des Flughafens und des angrenzenden Armee-Hauptquartiers. Auch Flugabwehrraketen sind Berichten zufolge im Khartum im Einsatz.

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Die sudanesische zivile Luftfahrtbehörde teilte nach Angaben eines Branchenmediums am Wochenende mit, dass der Luftraum geschlossen sei und es im Raum Khartum keine Flugsicherungsdienste mehr gebe. Die UN teilten mit, man habe derzeit weder Wege in den noch aus dem Sudan.

Humanitäre Versorgung mit dringenden medizinischen Gütern ist nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen derzeit unmöglich. Auch internationale Vermittler, darunter drei ostafrikanische Präsidenten, können derzeit nicht einreisen. (dpa/mp)

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