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Der Zugang zum Flughafen in Kabul wurde offenbar abgeriegelt.
  • Die Situation am Flughafen Kabul spitzt sich weiter zu.
  • Foto: twitter.com/jamila_anna

Menschen „gequetscht“: Tote bei Gedränge am Flughafen Kabul

Es war ein beispielloser Siegeszug: In Rekordzeit haben die Taliban nach dem Abzug der internationalen Kräfte fast ganz Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht. Am Sonntag dann die Kapitulation: Der Präsident floh ins Ausland, das Innenministerium kündigte eine „friedliche Machtübergabe“ an. Hier halten wir Sie über die wichtigsten Ereignisse auf dem Laufenden.

  • Flughafen von Kabul: Weiter durchgehend Schüsse, KSK-Helis eingetroffen
  • Biden droht den Taliban
  • Deutsche Ex-Soldaten retraumatisiert: Sie bezweifeln Sinn ihres Einsatzes
  • Baby offenbar wieder beim Vater
  • Auf dem Weg zum Flughafen: noch ein Deutscher verletzt
  • Herzzerreißend: Eltern geben ihre Babys an US-Soldaten – aus purer Angst
  • Deutscher auf dem Weg zum Flughafen in Kabul angeschossen
  • KSK-Hubschrauber sollen Menschen aus Taliban-Zonen retten
  • Bundeswehr bringt weitere 150 Menschen aus Kabul
  • Trump rät: USA sollten alte Stützpunkte bombardieren
  • „Tornado des Wahnsinns“: Taliban mit Peitschen unterwegs, Babys über Zaun geworfen
  • Söder attackiert Bundesregierung und EU

Kabul: Sieben Menschen sterben bei Gedränge am Flughafen

9.28 Uhr: In Kabul sind im Gedränge rund um den Flughafen nach Angaben der britischen Regierung sieben Menschen ums Leben gekommen. „Unsere Gedanken sind bei den Familien von sieben afghanischen Zivilisten, die tragischerweise in der Menge in Kabul gestorben sind“, hieß es am Sonntag in einem Statement des Verteidigungsministeriums. 

Zuvor hatte bereits ein Korrespondent des britischen Senders Sky News von chaotischen Szenen vor den Toren des Flughafens berichtet, bei denen Menschen am Samstag „gequetscht“ worden seien. Viele seien dehydriert und verzweifelt gewesen. Seinem Bericht zufolge konnten Sanitäter bei mehreren Menschen keine Lebenszeichen mehr feststellen, woraufhin diese in weiße Tücher gehüllt wurden.

Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan versuchen täglich zahlreiche Afghanen und ausländische Staatsbürger, sich Zutritt zum Flughafen der Hauptstadt zu verschaffen, um mit einem der Evakuierungsflüge dem Land zu entkommen. Die deutsche und die amerikanische Botschaft in Kabul rieten ihren Staatsbürgern am Samstag von Versuchen ab, den Flughafen zu erreichen.

Das waren die Meldungen vom 21. August

Flughafen von Kabul: Weiter durchgehend Schüsse, KSK-Helis eingetroffen

13.40 Uhr: Für ihren gefährlichen Evakuierungseinsatz in Afghanistan hat die Bundeswehr ihre Kräfte verstärkt und zwei Hubschrauber an den Flughafen Kabul verlegt. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums können die Helikopter vom Typ Airbus H145M für die Rettung einzelner Bundesbürger oder auch einheimischer Ortskräfte aus Gefahrenlagen eingesetzt werden.

Am Flughafen Kabul blieb die Lage derweil weiter extrem angespannt und gefährlich. Ein Augenzeuge berichtete der dpa von Tausenden Menschen, die die Eingänge belagerten. Der Augenzeuge hatte bereits den gesamten Freitag an einem Eingang verbracht. Als er am Samstagmorgen (Ortszeit) zurückkehrte, habe sich die Menschenmenge noch einmal verdoppelt. Es fielen weiter praktisch durchgehend Schüsse. Am nördlichen Eingang habe es zudem Lautsprecherdurchsagen gegeben, dass das Gate nun zwei Tage geschlossen sei.

Bei den beiden nach Kabul verlegten Helikoptern handelt es um leichte Mehrzweckhubschrauber. Es sei geplant, damit in Kabul „kleinere Gruppen zu Evakuierender im Stadtgebiet aufzunehmen und sicher zum Flughafen zu transportieren“, teilte die Bundeswehr mit. Die Hubschrauber dienten grundsätzlich dazu, Kräfte auf engen Landeplätzen abzusetzen, auch im innerstädtischen Raum und in Gebieten mit schlechter Infrastruktur.

Die beiden Maschinen sind Spezialkräften zugeordnet und wurden von den USA angefordert. Die US-Truppen flögen hauptsächlich mit großvolumigen Hubschraubern und benötigten im städtischen Umfeld eine kleinere Maschine, sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn am Freitag in Berlin. Im Einsatz sollen die Bundeswehrmaschinen immer von Hubschraubern der USA begleitet werden. „Das ist eine wirkliche Luftoperation. Das ist kein ,Taxi-Service’», sagte Zorn. Die Helikopter des Kommandos Spezialkräfte (KSK) seien eigentlich auf die Befreiung von Geiseln ausgerichtet und sehr beweglich.

Biden droht den Taliban

8.41 Uhr: US-Präsident Joe Biden will die Taliban unter Druck setzen und Hilfen für Afghanistan während ihrer Herrschaft an „harte Bedingungen“ knüpfen. So werde man genau verfolgen, wie die Islamisten ihre Landsleute und dabei speziell Frauen und Mädchen behandeln, sagte Biden in einer Ansprache am Freitag. Die USA würden sich mit ihren Verbündeten abstimmen, um auf die Taliban internationalen Druck auszuüben. Zugleich sei es auch im Interesse der Islamisten, die Afghanen nicht gegen sich aufzubringen. „Sie versuchen, eine gewisse Legitimität zu gewinnen. Sie werden einen Weg finden müssen, wie sie das Land zusammenhalten.“

Biden zufolge stehen die USA in Kontakt mit den Taliban, um den Zugang zum Flughafen der Hauptstadt Kabul zu gewährleisten. Sollten die Islamisten die Evakuierungsaktionen stören oder US-Truppen angreifen, werde es eine „starke Reaktion“ geben, drohte er. Zwar würden US-Amerikaner an Checkpoints zum Flughafengelände nicht aufgehalten. Allerdings sei die Situation rund um den Flughafen eine andere. Bis man es dorthin geschafft habe, gelte „das Überleben des Stärkeren“, schilderte CNN-Reporterin Clarissa Ward, die bis zuletzt zu den wenigen ausländischen Journalisten vor Ort zählte und am Freitag ebenfalls ausgeflogen wurde.

Die USA haben sich zudem bei Deutschland und anderen Partnern für die Unterstützung bei der Evakuierung schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan bedankt. Konkret bezog sich Generalmajor William Taylor am Freitag auf ihre vorübergehende Aufnahme auf dem riesigen US-Militärstützpunkt im pfälzischen Ramstein. Die USA seien Deutschland und anderen Verbündeten dankbar für die Zusammenarbeit bei den Hilfsbemühungen, sagte er. Die Bundesregierung hatte zuvor mit den USA vereinbart, dass deren Truppen Ramstein als Drehkreuz für die Evakuierung von Menschen aus Afghanistan nutzen können.

Deutsche Ex-Soldaten retraumatisiert: Sie bezweifeln Sinn ihres Einsatzes

8.32 Uhr: Die Machtübernahme der Taliban macht vielen ehemaligen Bundeswehrsoldaten aus dem Afghanistaneinsatz psychisch offenbar schwer zu schaffen. „Die dramatischen Ereignisse in Afghanistan haben bei etlichen Veteraninnen und Veteranen zu einer Retraumatisierung geführt“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, David Hallbauer, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Sie haben derzeit enormen Gesprächsbedarf oder suchen psychologischen Beistand bei uns.“ Die Anfragen und Kontaktaufnahmen von ehemaligen Bundeswehrangehörigen wie auch von Familienangehörigen hätten „in den vergangenen Tagen sprunghaft zugenommen“.

Viele frühere Soldatinnen und Soldaten stellten die Sinnfrage, sagte Hallbauer. „Sie haben den Eindruck, dass ihr monatelanger, harter Einsatz – oft unter Todesangst – letztlich vergebens war, und Erfolge aus 20 Jahren Afghanistaneinsatz jetzt von den Taliban mit einem Schlag zunichte gemacht werden.“ Dinge, die erreicht und erkämpft worden seien, seien verloren. „Viele Veteranen sagen sich: Was ich dort geleistet habe, hat nichts gebracht. Das setzt vielen ehemaligen Soldatinnen und Soldaten ungeheuer zu.“

Auch Familienmitglieder von ehemaligen Bundeswehrangehörigen meldeten sich derzeit vermehrt für Beratungsgespräche, sagte Hallbauer. Sie suchten Rat, „wie sie mit dem Trauma ihres Angehörigen umgehen können. Es ist für viele Familien im Moment eine sehr schwierige Situation“.

Baby offenbar wieder bei dem Vater

8.21 Uhr: Das Baby, das in einem Videoclip aus einer Menschenmenge über eine Mauer mit Stacheldraht an US-Militärs übergeben wurde, ist offenbar wieder beim Vater. Ein Sprecher der US-Marineinfanteristen erklärte am Freitag, das Baby sei zu einer medizinischen Station auf dem Gelände gebracht worden. Zu den Umständen der Szene – etwa dazu, was mit den Eltern des Kindes ist – äußerte sich der Sprecher auf Anfrage zunächst nicht weiter.

Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte später in Washington, ein Elternteil des Kindes habe die US-Soldaten in jenem Moment um Hilfe gebeten, weil das Baby krank gewesen sei. Das Kind sei in ein Krankenhaus auf dem Gelände gebracht und dort behandelt worden. Später sei es an den Vater zurückgegeben worden. Der Sprecher sagte, er habe keine weiteren Details zu Vater und Kind und wisse auch nicht, wo sie sich jetzt aufhielten. Es habe sich von Seiten der US-Militärs um einen „Akt des Mitgefühls“ in einer Notlage gehandelt.

Auf dem Weg zum Flughafen: Noch ein Deutscher verletzt

8.19 Uhr: In der Nähe des Flughafens Kabul in Afghanistan ist ein weiterer Deutscher verletzt worden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus dem Auswärtigen Amt. Es soll eine leichte Verletzung sein. Ob es sich um eine Schussverletzung handelt, blieb zunächst unklar.

Bereits zuvor war bekannt geworden, dass ein anderer Deutscher auf dem Weg zum Flughafen angeschossen wurde. Einer der beiden Verletzten wurde bereits ins usbekische Taschkent ausgeflogen. Der andere ist transportfähig, hält sich aber weiterhin in Kabul auf.

Das waren die Meldungen vom 20. August:

Herzzerreißend: Eltern geben ihre Babys an US-Soldaten – aus purer Angst

14.21 Uhr Es zerreißt einem das Herz, wenn man diese Szenen vom Flughafen Kabul sieht: Verzweifelte Eltern reichen im Gedränge ein Baby durch die Menge an US-Soldaten. Wie Aufnahmen des Journalisten Rustam Wahab, der vor Ort ist, zeigen, wurden auch Babys von ihren Müttern und Vätern getrennt – weil die Eltern hoffen, dass sie so irgendwie in einen Evakuierungsflieger der US-Armee kommen. Aber ohne zu wissen, ob sie ihre Kleinen überhaupt wiedersehen. Für die Eltern gibt es im Chaos und Gedränge keine Chance auf Rettung vor den Taliban.

Deutscher auf dem Weg zum Flughafen in Kabul angeschossen

12.15 Uhr: Ein Deutscher hat auf dem Weg zum Flughafen Kabul in Afghanistan eine Schussverletzung erlitten. Das sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag in Berlin. „Er wird medizinisch versorgt, es besteht aber keine Lebensgefahr“, sagte Demmer. „Und er wird bald ausgeflogen werden.“ Es handele sich um einen Zivilisten.

Um den Flughafen herrschen seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban chaotische Zustände. Die Lage ist extrem gefährlich. Die Verzweiflung der Menschen, die auf Evakuierungsflüge gelangen wollen, wird von Stunde zu Stunde größer. Das berichtete ein Augenzeuge am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Demnach halten sich am Eingang zum zivilen Teil, der an einem großen Kreisverkehr liegt, weiterhin Hunderte Menschen auf, die versuchen, auf das Gelände und dann mit Hilfe von westlichen Flugzeugen außer Landes zu kommen. Kämpfer der Taliban feuerten dort in die Luft und schlugen mit Peitschen, um die Leute zu vertreiben.

Der Zeitdruck wächst, weil die USA eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abgeschlossen haben wollen. Vom Schutz durch die derzeit 5200 US-Soldaten hängen aber die Evakuierungen anderer Streitkräfte wie beispielsweise der Bundeswehr ab. US-Präsident Joe Biden schließt nicht aus, dass Truppen zur Evakuierung von US-Bürgern auch über den 31. August hinaus in Kabul bleiben – sicher ist das nicht. Zudem ist ungewiss, wie sich die Taliban weiter verhalten.

In einem Schreiben der deutschen Botschaft an Menschen, die auf einen Flug hoffen, hieß es am Freitag: „Die Lage am Flughafen Kabul ist aber äußerst unübersichtlich. Es kommt an den Gates immer wieder zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen. Der Zugang zum Flughafen ist derzeit möglich. Zwischendurch kann es aber immer wieder kurzfristig zu Sperrungen der Tore kommen, auch weil so viele Menschen mit ihren Familien versuchen, auf das Gelände zu kommen. Wir können Sie leider nicht vorab informieren, wann die Tore geöffnet sein werden.“

Am Flughafen von Kabul gibt es einen zivilen und einen militärischen Bereich. Da die Taliban den Zugang zum zivilen Airport kontrollieren und blockieren, ist der Ansturm auf den militärischen Teil des Flughafens groß. Der US-Fernsehsender CNN zeigte auch Bilder, wie US-Soldaten in die Luft schossen, um die Menschenmenge von den Außenmauern zurückzuhalten.

KSK-Hubschrauber sollen Menschen retten

10 Uhr: Die Bundeswehr will für die Evakuierung von Deutschen und Ortskräften aus Afghanistan nach einem „Spiegel“-Bericht zwei Hubschrauber in die Hauptstadt Kabul verlegen. Die beiden Helikopter des Kommandos Spezialkräfte (KSK) sollten zur Rettung von Schutzsuchenden aus der Luft eingesetzt werden, schreibt das Magazin. Die Hubschrauber seien eigentlich auf die Befreiung von Geiseln ausgerichtet, sehr beweglich und könnten selbst in eng bebauten Städten landen.

Mit den Helikoptern könnten KSK-Soldaten in den nächsten Tagen kleine Gruppen aus Kabul oder anderen von den Taliban kontrollierten Zonen an den schwer zugänglichen Flughafen bringen, berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf Bundeswehrkreise. Bisher ist die Bundeswehr nur innerhalb des Flughafens Kabul im Einsatz, der von US-Truppen abgesichert wird. Von dort aus wurden mit deutschen Militärmaschinen seit Montag mehr als 1600 Menschen ausgeflogen.

Andere Länder wie die USA und Frankreich haben in Kabul jetzt schon Hubschrauber im Einsatz, um Schutzbedürftige zum Flughafen zu bringen. Die Lage rund um den Flughafen im Norden der Stadt ist seit Tagen von großem Chaos geprägt. Tausende versuchen verzweifelt, auf das Gelände und dann zu den Flugzeugen zu kommen – die meisten ohne Erfolg.

Das waren die Meldungen vom 19. August

6000 Menschen warten am Flughafen Kabul

21.57 Uhr: Am Flughafen Kabul warten nach Angaben des US-Außenministeriums inzwischen rund 6000 Menschen, die alle Voraussetzungen für die Ausreise erfüllen und bald ausgeflogen werden dürften. „Ich kann bestätigen, dass sich derzeit 6000 Personen am Flughafen befinden, die von unserem Konsularteam vollständig abgefertigt wurden und bald an Bord der Flugzeuge gehen werden“, sagte der Sprecher des Ministeriums, Ned Price am Donnerstag. Es handele sich um US-Amerikaner, Afghanen und Menschen aus anderen Staaten.

„Wir erwarten, dass heute Nacht etwa 20 Flüge starten werden“, sagte er weiter. Price zufolge hat es bisher nur Berichte von einer Hand voll US-Amerikaner gegeben, die es nicht zum Flughafen geschafft hätten. Rund um den Flughafen herrscht Chaos. Viele Menschen berichteten, dass es kein Durchkommen gebe.

Weitere Bundeswehr-Maschine bringt mehr als 150 Menschen aus Kabul

20.43 Uhr: In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Donnerstagabend ein weiterer Evakuierungsflug der Bundeswehr in Richtung Usbekistan gestartet. An Bord seien mehr als 150 Menschen, teilte die Bundeswehr mit. Damit wurden nach einer Übersicht des Bundesverteidigungsministeriums seit Montag mehr als 1200 Menschen aus Afghanistan in Sicherheit gebracht. Die Transportmaschinen mit Deutschen, afghanischen Ortskräften und anderen Hilfsbedürftigen an Bord landen zunächst in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland.

Was Ex-Präsident Trump den USA jetzt rät

20.09 Uhr: Das US-Militär sollte nach Ansicht des ehemaligen Präsidenten Donald Trump seine früheren Stützpunkte in Afghanistan in Grund und Boden bombardieren. Zunächst sollten alle US-Bürger und alle Ausrüstung außer Landes gebracht werden, erklärte Trump am Donnerstag. „Dann bombardiert man die Stützpunkte in Bruchstücke.“ Damit gäbe es „kein Chaos, keine Toten“, und die Afghanen „wüssten nicht mal, dass wir weg sind“, behauptete Trump.

Der Republikaner kritisiert seinen Nachfolger, den Demokraten Joe Biden, wegen der chaotischen Szenen beim Abzug aus Afghanistan. Den Anstoß für einen kompletten Abzug der US-Truppen hatte allerdings der damalige Präsident Trump durch ein Abkommen mit den Taliban gegeben.

Geber frieren Milliarden für Afghanistan und Währungsreserven ein

19.32 Uhr Nach der Machtübernahme der Taliban drehen die USA und internationale Organisationen Afghanistan vorerst den Geldhahn zu. Die US-Regierung und die Notenbank habenden Großteil von Afghanistans Währungsreserven eingefroren. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erklärte, weil es momentan keine Klarheit über eine Anerkennung der afghanischen Regierung gebe, könne das Land bis auf weiteres nicht auf IWF-Mittel zugreifen. Und mehrere Geberstaaten haben den Taliban bereits mit einem Ende der Unterstützung gedroht.

Aus dem US-Finanzministerium hieß es, es gehe darum, die Währungsreserven nicht in die Hände der Taliban fallen zu lassen. Der nach der Machtübernahme der Taliban außer Landes geflohene bisherige afghanische Zentralbankchef Adschmal Ahmadi erklärte über Twitter, rund sieben Milliarden Dollar der Reserven seien bei der US-Notenbank in Verwahrung. Davon seien 1,2 Milliarden Dollar in Goldbarren. Solche Reserven werden häufiger in der New Yorker Filiale der US-Notenbank gelagert. Ahmadi erklärte, weitere zwei Milliarden Dollar seien anderweitig international angelegt, darunter 700 Millionen Dollar bei der in Basel ansässigen Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.

Bundeswehrgeneral: „Dramatische Szenen“ am Flughafen in Kabul

17.37 Uhr: Rund um den Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul herrscht weiter Chaos. Bundeswehrgeneral Jens Arlt sprach am Donnerstag von „dramatischen Szenen“. „Es ist sehr, sehr turbulent alles“, sagte Arlt, der den deutschen Evakuierungseinsatz vor Ort führt, in einer Online-Pressekonferenz des Verteidigungsministeriums, an der er telefonisch teilnahm.

„Sie werden vielleicht den einen oder anderen Schuss im Hintergrund hören. Sie sehen die verzweifelten Augen der Afghanen und auch der Staatsbürger unterschiedlicher Nationen, die einfach versuchen, in den inneren Bereich des Kabul International Airports zu gelangen, das ist schon dramatisch, was wir sehen.“ Arlt sagte, „unterschiedliche Vertreter“ der deutschen Seite versuchten, in den Außenbereichen „unsere Leute“ zu finden. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete die Evakuierung als „hoch komplizierten Einsatz“.

Seehofer bekennt sich zur Aufnahme von Ortskräften

16.32 Uhr: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich ausdrücklich zur Aufnahme der afghanischen Ortskräfte und ihrer Familien bekannt. „Es ist vollkommen unbestritten, dass die Ortskräfte und ihre Familienangehörigen nach Deutschland kommen sollen und dass es dafür auch eine moralische Verantwortung gibt“, versicherte er am Donnerstag nach seinem Auftritt im Innenausschuss des Bundestags in Berlin.

Gleichzeitig hob er die Möglichkeit hervor, Visaverfahren und Sicherheitsüberprüfung auch erst nach der Einreise der Betroffenen durchzuführen. Seehofer räumte ein, dass dies ein gewisses Sicherheitsrisiko beinhalte, betonte aber: „Wenn man hier eine Lösung will, dann muss man dieses Risiko eingehen.“ Zudem sei die notwendige Sicherheitsüberprüfung keine Sache von Tagen oder Wochen, sondern lediglich von Sekunden.

Dabei ließ er ausdrücklich offen, mit wie vielen afghanischen Flüchtlinge wegen der Machtübernahme der Taliban zu rechnen ist. „Eine solche Prognose gibt es nicht“, betonte er. Die Bandbreite der Schätzungen gehe von einigen tausend Menschen bis zu einigen Millionen. Auf dieser Grundlage sei eine verlässliche Prognose unmöglich. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hatte Seehofer bei einer Unterrichtung der Bundestags-Fraktionschefs am Montag selber davon gesprochen, dass 300.000 bis fünf Millionen Menschen das Land verlassen könnten.

Verteidigungsministerium: Keine Bundeswehr-Waffen in Taliban-Händen

16.28 Uhr:  Die Bundeswehr hat nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums bei ihrem Abzug aus Afghanistan keine Waffen für die afghanischen Sicherheitskräfte zurückgelassen. „Bei der Rückverlegung des Deutschen Einsatzkontingents wurden keine Waffen der Bundeswehr an afghanische Sicherheitskräfte übergeben“, sagte ein Ministeriumssprecher der „Welt“. Somit bestehe auch nicht die Möglichkeit, dass Bundeswehr-Waffen in die Hände der militant-islamistischen Taliban gefallen seien. „Uns liegen keine Erkenntnisse vor, dass Waffen der Bundeswehr in Händen der Taliban sind“, sagte der Sprecher.

Was allerdings mit den Rüstungsgütern geschehen ist, die die Bundesregierung laut Rüstungsexportberichten zwischen 2015 und 2020 für Afghanistan genehmigt hatte – darunter „Geländewagen mit Sonderschutz“, „Kommunikationsausrüstung“ oder „Flugkörperabwehrsysteme für Luftfahrzeuge“ – ist noch ungewiss. „Dazu liegen dem BMVg zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Erkenntnisse vor“, hieß es auf Anfrage der Zeitung.

„Alle gerettet, die wir retten wollten“: Tschechien beendet Evakuierungen aus Afghanistan

15.54 Uhr: Die tschechische Regierung hat ihre Evakuierungsaktion in Afghanistan abgeschlossen. Der Einsatz sei erfolgreich beendet worden, sagte Ministerpräsident Andrej Babis am Donnerstag in Prag. „Wir haben alle gerettet, die wir retten wollten.“ Mit drei Flügen hatte Tschechien den Angaben zufolge insgesamt knapp 200 Menschen aus Kabul ausgeflogen, darunter 170 afghanische Staatsbürger. Überwiegend handelt es sich um afghanische Ortskräfte und ihre Familien, die vor den militant-islamistischen Taliban in Sicherheit gebracht wurden.

Ein Pilot der tschechischen Armee beschrieb die schwierige Lage im afghanischen Luftraum. Den Flugbetrieb würden die Besatzungen der Maschinen per Funk untereinander koordinieren. Die Landung in Kabul erfolge dann ausdrücklich auf eigenes Risiko. Der Kontrollturm verfüge über kein Radar, obwohl wegen der hektischen Evakuierung auf dem Flugplatz großer Betrieb herrsche. „Hut ab vor allen Piloten, die dort gewesen sind“, sagte der erfahrene Armeepilot, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt wurde.

Tschechien hatte sich fast zwei Jahrzehnte lang am westlichen Militäreinsatz in Afghanistan beteiligt. Dabei waren 14 Soldaten des Nato-Mitgliedstaats ums Leben gekommen.

Merkel will offenbar Regierungserklärung abgeben

15.17 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am 25. August im Bundestag eine Regierungserklärung zur Lage in Afghanistan abgeben. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Regierungskreisen. In einer Sondersitzung will das Parlament an diesem Tag das Mandat für den Bundeswehr-Evakuierungseinsatz beraten und beschließen, das das Kabinett am Mittwoch verabschiedet hatte. In der Sitzung geht es unter anderem auch um die Hilfen für die Hochwassergebiete.

Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban hatte der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in den vergangenen Tagen nach einem chaotischen Start Fahrt aufgenommen. Die Opposition wirft der Bundesregierung Schönfärberei und Versagen bei der Lageeinschätzung in den vergangenen Wochen vor.

Die Regierungserklärung der Kanzlerin sei „zwingend erforderlich“, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion im Bundestag, Marco Buschmann, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Sie muss erklären, warum die Nachrichtendienste blind waren für die Entwicklungen und wie ihre Regierung nun für die Sicherheit der deutschen Staatsbürger und der ehemaligen Ortskräfte sorgen will.“

Die FDP erhofft sich laut Buschmann zudem Aufklärung darüber, „welche Schritte die Bundesregierung unternimmt, um eine internationale Geberkonferenz zu organisieren, damit zügig humanitäre Hilfe in den Nachbarstaaten Afghanistans für die zu erwartende große Zahl an Flüchtlingen sichergestellt werden kann“.

„Tornado des Wahnsinns“: Taliban mit Peitschen unterwegs, Babys über Zaun geworfen

14.02 Uhr: Rund um den Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul herrscht weiter Chaos. Einheimische Helfer deutscher Organisationen berichteten am Donnerstag von verstopften und teils unpassierbaren Straßen. US-Soldaten ließen sie bei den Eingängen nicht vor, berichteten zwei Ortskräfte der Deutschen Presse-Agentur. Die CNN-Journalistin Clarissa Ward, die als eine von wenigen ausländischen Journalistin noch vor Ort ist, sprach von einem „Tornado des Wahnsinns“. Ihr zufolge warfen Menschen Babys über den Zaun, um sie in Sicherheit zu bringen. Die Taliban seien mit Peitschen und Waffen unterwegs, um die Menschen zurückzuhalten.

US-Präsident Joe Biden betonte indes, das Chaos beim Abzug der amerikanischen Truppen sei unvermeidbar gewesen – wegen des Zusammenbruchs der afghanischen Regierung, des Militärs und der schnellen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban. Biden versicherte im Fernsehsender ABC, die US-Soldaten am Flughafen könnten notfalls auch über den geplanten Abzugstermin am 31. August hinaus bleiben. „Wenn dort noch amerikanische Bürger sind, werden wir bleiben, bis wir sie alle rausgeholt haben.“

Auf die Frage, ob die US-Regierung Fehler gemacht habe oder ob man besser mit der Lage hätte umgehen können, entgegnete Biden: „Nein. Ich glaube nicht, dass wir es auf eine Weise managen konnten (…), um ohne Chaos rauszukommen. Ich weiß nicht, wie das gehen soll.“

Söder attackiert Bundesregierung und EU

13.36 Uhr: CSU-Chef Markus Söder hat im Zusammenhang mit der Situation in Afghanistan Vorwürfe gegen die Bundesregierung und die EU gerichtet. „Insgesamt gibt die Bundesregierung kein starkes Bild in dieser Situation ab“, sagte Söder am Donnerstag nach einer Sitzung des CSU-Parteipräsidiums in München. Die EU sei ihrerseits weitgehend „sprachlos“.

Es gebe Versuche gegenseitiger Schuldzuweisungen zwischen Auswärtigem Amt, Geheimdienstorganisationen und anderen Ministerien, sagte Söder. „Wir glauben nicht, dass das eine besonders souveräne Außenwirkung ergibt, wenn die deutsche Bundesregierung den Eindruck vermitteln, dass im Nachhinein über Zuständigkeitsfragen diskutiert wird“, sagte der CSU-Chef. 2Das reicht nicht! Es reicht nicht, nur zu sagen: ‚Sorry, wir haben uns verschätzt.’“

Er halte aber nichts von Rücktrittsforderungen, sagte Söder. „Wir gehen ohnehin davon aus, dass der Großteil der Betroffenen und in der Diskussion stehenden Personen nach der Wahl nicht mehr für neue Amtsaufgaben zur Verfügung steht, jedenfalls würden wir auch darauf drängen, dass das dann so ist.“ Er fügte mit Blick auf Heiko Maas (SPD) hinzu: „Insbesondere was den Außenminister betrifft.“

Insgesamt sei Afghanistan der größte Rückschlag für westliche Bemühungen in der Welt seit Vietnam, sagte Söder. „Die Ergebnisse in Afghanistan sind eine schwere Niederlage des Westens“, sagte der CSU-Chef. Es brauche jetzt auch rasch eine gemeinsame europäische Position. Die EU sei gegenwärtig sprachlos, vor allem was den Blick nach vorne betreffe.

Söder verlangte, die Frage von möglichen Flüchtlingsbewegungen aus Afghanistan aus dem Bundestagswahlkampf herauszuhalten. „Wir werden es als CSU nicht machen“, betonte er. Es gehe darum, nun über eine großzügige finanzielle Ausstattung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR vor allem die Nachbarländer Afghanistans zu unterstützen um nicht die Fehler aus der Syrien-Krise des Jahres 2015 zu wiederholen. Klar müsse auch sein, dass die USA die Hauptverantwortung tragen müssten – die Entscheidung zum überstürzten Truppenabzug sei dort getroffen worden.

Taliban fordern Menschen zum Verlassen des Flughafens auf

8.35 Uhr: Die Lage am Airport in Kabul spitzt sich weiter zu: Die Taliban fordern offenbar alle Menschen ohne Reisegenehmigung auf, den Flughafen zu verlassen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Ein Vertreter der Islamisten erklärte zudem, seit Sonntag seien zwölf Menschen bei Massenpaniken gestorben oder erschossen worden. „Wir wollen niemanden am Flughafen verletzen“, so der Mann, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Schüsse, Tränengas, Drohungen: Lage am Flughafen zum Teil dramatisch

7.59 Uhr: In Afghanistans Hauptstadt Kabul haben einheimische Helfer von deutschen Organisationen Schwierigkeiten, zu Evakuierungsflügen auf den Flughafen zu kommen. Das berichteten zwei Ortskräfte am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Einerseits seien die Straßen zu den Flughafen-Eingängen völlig verstopft und teils unpassierbar. Andererseits ließen US-Soldaten sie dann direkt bei den Eingängen nicht vor.

Das bestätigen Bilder, die Reporter der britischen BBC auf Twitter teilten und völlig überfüllte Straßen vor dem Airport zeigten.

„Die amerikanischen Soldaten lassen nur ihre Leute durch“, sagte eine Ortskraft. Es habe zu der Zeit, als die Person zum Flughafen gerufen wurde, von deutscher Seite niemanden am Eingang gegeben. Eine andere Ortskraft berichtete, sie habe von 20 Uhr abends bis 2 Uhr morgens versucht, in den Flughafen zu gelangen. Ein US-Soldat habe gesagt, jemand müsse herkommen und überprüfen, ob er wirklich eine Ortskraft der Deutschen sei. Immer wieder seien Schüsse in die Luft gefeuert worden. Auch Tränengas sei eingesetzt worden. Zudem blockierten Afghanen, die keine Dokumente hätten, den Zugang.

Es werde mittlerweile offenbar auch gezielt nach potenziellen Ortskräften gefahndet, war auf Twitter zu lesen.

Am Flughafengelände von Kabul gibt es verschiedene Eingänge. Viele Menschen befinden sich beim Zugang zum zivilen Teil, der am südlichen Ende des Flughafens liegt. Von dort aus werden kommerzielle Flüge abgewickelt, die allerdings aktuell eingestellt sind. Am nördlichen Ende gibt es einen Zugang zum militärischen Teil. Ein weiterer Eingang liegt rund ein Kilometer östlich vom Eingang zum zivilen Teil. Rund um diese Eingänge – aber auch entlang der Sprengschutzwände, die das Gelände umgeben – harren Tausende Menschen aus oder versuchen irgendwie, auf das Gelände zu gelangen.

Bundeswehr chartert XXL-Flieger für medizinische Hilfsgüter

7.19 Uhr: 69 Meter lang, bis zu 400 Tonnen schwer: Ein gigantisches Transportflugzeug vom Typ Antonov 124-100 soll von Hannover aus Hilfsgüter der Bundeswehr für den Konflikt in Afghanistan transportieren. „Die Maschine ist gestern Abend angekommen und soll heute Geräte der Bundeswehr, medizinische Ausrüstung und Gerätschaften nach Usbekistan transportieren“, sagte am Mittwoch ein Sprecher des niedersächsischen Verkehrsministeriums, das die Sondergenehmigung für Landung und Start der Antonov erteilt hatte.

Das Flugzeug sei vom Bundesverteidigungsministerium gechartert und ein seltener Gast in Hannover. „Die haben normalerweise keine Lande- und Starterlaubnis, weil sie einfach im ganzen Handling zu umständlich und zu groß sind“, erklärte der Sprecher.

Ursprünglich sollte der XXL-Flieger – bei seinem Erstflug 1982 das größte Flugzeug der Welt – am Mittwochabend abheben. Der Start verzögert sich asber noch. Insgesamt seien zwei Flüge von Hannover aus nach Taschkent geplant.

Milliarden Dollar: US-Regierung friert afghanische Geldreserven ein

7.05 Uhr: Die US-Regierung und die Notenbank haben Medienberichten zufolge den Großteil von Afghanistans Währungsreserven eingefroren. Es gehe darum, die Anlagen nicht in die Hände der Taliban fallen zu lassen, zitierte unter anderem die „Washington Post“ Kreise aus dem US-Finanzministerium. Der nach der Machtübernahme der Taliban außer Landes geflohene bisherige afghanische Zentralbankchef Adschmal Ahmadi erklärte am Mittwoch über Twitter, rund sieben Milliarden Dollar (sechs Milliarden Euro) der Reserven seien bei der US-Notenbank in Verwahrung. Weitere zwei Milliarden Dollar sind demnach anderweitig international angelegt.

Die Taliban hätten daher wohl nur Zugriff auf bis zu 0,2 Prozent der Währungsreserven, schrieb er weiter. Weil in Afghanistan bislang deutlich mehr US-Dollar ausgegeben als eingenommen wurden, war die Zentralbank zudem auf regelmäßige Lieferungen von US-Bargeld angewiesen.

Ahmadi zufolge hat die Zentralbank nun aber kaum mehr US-Dollar, weil die Lieferungen angesichts des Vormarsches der Taliban eingestellt worden seien. Der Mangel an US-Dollar könnte zu Kapitalkontrollen, einer Begrenzung von Abhebungen und zu einem Verfall des Kurses der örtlichen Währung führen.

500 gerettete Afghanen in Frankfurt gelandet

6.52 Uhr: Sie haben es geschafft: Am Frankfurter Flughafen sind in der Nacht zum Donnerstag zwei weitere Maschinen mit insgesamt rund 500 Menschen gelandet, die aus Afghanistan in Sicherheit gebracht worden sind. Die Flugzeuge – eines von Lufthansa und eines von Uzbekistan Airways – waren wenige Stunden zuvor in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet.

An Bord der Lufthansa-Maschine waren nach Airline-Angaben rund 250 Menschen, die zuvor mit einer Bundeswehr-Maschine von Kabul nach Taschkent geflogen worden waren. Im Flieger der staatlichen Fluggesellschaft Uzbekistan Airways saßen laut Auskunft des Flughafenbetreibers etwa 240 Menschen.

Das waren die News vom 18. August:

Emotional: Afghanische Geflüchtete in Hamburg angekommen

20.24 Uhr: Die ersten evakuierten Afghanen sind in Hamburg angekommen. Ein Reisebus, begleitet von zwei Fahrzeugen der Feldjäger, brachte die afghanischen Ortskräfte mit ihren Familien vom Frankfurter Flughafen in die Unterkunft im Hamburger Stadtteil Rahlstedt. „Es war eine sehr emotionale Reise“, sagte Stabsfeldwebel Simone Riek, die die Afghanen auf der Busfahrt begleitete. Am Anfang sei die Atmosphäre gespannt gewesen. Dann hätten die Afghanen in Gesprächen, bei denen zwei Ortskräfte übersetzten, schnell Vertrauen gefasst. Sie hätten immer wieder betont, wie froh und dankbar sie für ihre Rettung seien. Unter den 19 Geretteten sind sieben Kinder im Alter zwischen drei und dreizehn Jahren.

Wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtet, warteten vor der Unterkunft afghanische Landsleute, bei der Ankunft des Busses seien sie in Tränen ausgebrochen.

„Die ersten afghanischen Ortskräfte sind soeben mit ihren Familien + Kindern sicher in Hamburg angekommen“, twitterte Innensenator Andy Grote (SPD). „Nach ihrer dramatischen Flucht aus Kabul werden sie jetzt umfassend versorgt. Weitere Plätze zur Aufnahme in den nächsten Tagen stehen bereit!“ Der Hamburger Senat hat angekündigt, bis zu 250 gerettete Afghanen in der Stadt aufnehmen zu wollen.

Die Geflüchteten waren am Mittwochmorgen gegen 4.00 Uhr mit einer Lufthansa-Maschine am Flughafen Frankfurt gelandet. Insgesamt waren etwa 130 Passagiere an Bord – die meisten Deutsche oder Angehörige anderer Staaten, die ohne Formalitäten ein- oder weiterreisen konnten. Der Airbus 340 der Lufthansa kam aus Taschkent, der Hauptstadt von Usbekistan. Zuvor hatte ein Transportflugzeug der Bundeswehr die Menschen aus Afghanistans Hauptstadt Kabul ausgeflogen.

Maas spricht über Gewalt am Flughafen und Gespräche mit Taliban

19.40 Uhr: Die Lage am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul ist nach Angaben von Bundesaußenminister Heiko Maas weiterhin zum Teil „außerordentlich chaotisch“. „Die Anzahl der Zugangspunkte ist beschränkt. Und nach unseren Informationen scharen sich Hunderte von Menschen vor diesen Toren, teilweise werden das auch Tausende und dabei ist es immer wieder zu Gewaltausbrüchen gekommen“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch nach der Sitzung des Krisenstabs der Bundesregierung in Berlin.

In ersten Gesprächen mit den militant-islamistischen Taliban über die Evakuierung afghanischer Ortskräfte hat die Bundesregierung zunächst keine Ergebnisse erzielt. „Wir haben bisher keine belastbaren Sicherheitszusagen, dass die Taliban afghanische Staatsangehörige frei zum Flughafen passieren lassen“, so Maas. Die Gespräche sollen am Donnerstag fortgesetzt werden.

Unterdessen läuft die Rettungsaktion der Bundeswehr weiter. Zwei Militärmaschinen vom Typ A400M pendeln nun zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Insgesamt seien rund 500 Menschen ausgeflogen worden. „Wir wollen das in den kommenden Tagen auch in der Quantität weiterführen“, sagte Maas. „Wir wollen weiterhin so viele Menschen wie möglich aus Afghanistan in Sicherheit bringen.“

Evakuierte Afghanen sind auf dem Weg nach Hamburg

15.06 Uhr: Nach der Landung mit einer Lufthansa-Maschine in Frankfurt werden alle Afghanen an Bord in eine Aufnahmeeinrichtung nach Hamburg gebracht. Dies teilte ein Sprecher der Bundespolizei am Frankfurter Flughafen am Mittwoch mit. Zuständig sei nun das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).

Der Bus sei auf dem Weg, sagte ein Sprecher der Bundeswehr Hamburg, mit der Ankunft wird am frühen Abend gerechnet. Es handelt sich demnach um eine Gruppe von 19 Menschen. Am Morgen hatte es zunächst geheißen, es seien 17 Menschen, die am Mittwoch in die Hansestadt kommen sollten.

Nach der Landung am Morgen in Frankfurt sei zunächst geprüft worden, wer die Menschen seien und wo sie hin sollten, sagte der Sprecher der Bundeswehr Hamburg. Zudem seien sie auf das Coronavirus getestet worden. Es handele sich um afghanische Ortskräfte, die für die Bundeswehr während ihres Einsatzes in Afghanistan gearbeitet haben, und deren Familien, wie der Bundeswehrsprecher sagte.

Hunderte Afghanen hoffen auf Flucht – und harren rund um den Flughafen in Kabul aus

13.26 Uhr: Nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban harren in Afghanistans Hauptstadt Kabul weiterhin Hunderte Menschen rund um den Flughafen aus. Das berichteten Augenzeugen am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Kinder, Frauen und Männer hielten sich in den Straßen um das Flughafengelände auf. Viele hätten dort auch übernachtet.

Viele Afghanen versuchen aktuell, das Land zu verlassen. Allerdings ist der Flughafen nur eingeschränkt in Betrieb. Derzeit bemühen sich zahlreiche westliche Länder, ihre Staatsbürger und Ortskräfte, die Angst vor Racheaktionen der Taliban haben, aus Afghanistan in Sicherheit zu bringen.

In der Stadt kursieren fälschlicherweise Gerüchte, wonach alle, die es auf den Flughafen schaffen, auch evakuiert werden. Deshalb fahren viele Menschen dorthin. Sie versuchen über Sprengschutzmauern oder anderen Wegen, auf das Gelände zu kommen. Am Mittwoch hieß es, das US-Militär entscheide abhängig von der jeweiligen Lage über Öffnung und Schließung bestimmter Zugänge zum Flughafen.

„Kollektives Versagen“: Scharfe Kritik der Opposition an Bundesregierung

13.12 Uhr: Die Opposition macht der Bundesregierung schwere Vorwürfe wegen der dramatischen Situation in Afghanistan. „Wir haben es mit einem kollektiven Versagen zu tun“, sagte der Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin vor einer Sondersitzung des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags am Mittwoch in Berlin. „Frau Merkel hat das getan, was sie am besten kann: nichts.“ Innenminister Horst Seehofer habe die Flüchtlingsabwehr höher gewichtet als das Leben von Menschen. „Und Heiko Maas hat dafür die Berichte geliefert, schönfärberische Berichte über die Situation in Afghanistan.“

Wenn man sich die Berichte aus der Botschaft in Kabul anschaue, stelle man fest, dass es nicht so gewesen sei, dass man nichts gewusst habe, sagte Trittin weiter. „Die Einzigen, die natürlich nichts gewusst haben, wie üblich, war der Bundesnachrichtendienst. Aber das überrascht eigentlich heute niemanden mehr.“ Trittin sagte, man werde jetzt auch mit der neuen Regierung in Kabul reden müssen, „gerade wenn man noch Spielräume haben möchte, um Menschen dort rauszuholen oder um gegebenenfalls konkrete humanitäre Hilfe und ähnliches zu leisten“.

Der FDP-Außenpolitiker Bijan Djir-Sarai bezeichnete die Rolle der Bundesregierung als „katastrophal“. Seine Partei habe schon seit langem eine Exit-Strategie für Afghanistan verlangt. „Es gab genügend Zeit, um diesen Tag vorzubereiten. Die Bundesregierung hat das nicht gemacht.“ Die politische Verantwortung dafür müsse Außenminister Maas übernehmen. „Diese Fehler wären vermeidbar gewesen“, betonte Djir-Sarai.

Der FDP-Politiker warnte davor, sich Illusionen hinzugeben: „Die Evakuierungen sind derzeit überhaupt möglich, weil die Taliban das zulassen. Sollten die Taliban in den nächsten Tagen andere Parameter setzen, dann wird diese Frage sich erledigen.“ Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan werde sich nicht erweitern lassen. „Wir werden auch nicht gegen den Willen der neuen Machthaber in Kabul irgend was bewegen können.“

Der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour sagte, es gehe jetzt nicht um einen Rücktritt des Außenministers. „Heiko Maas ist federführend. Aber wir haben hier ein Komplettversagen der Bundesregierung.“ Alle hätten sich mit dem Problem nicht beschäftigt. „Man hat einfach weggeschaut.“ Dies werde nach der Evakuierung zu besprechen sein. „Jetzt gilt es Menschenleben zu retten.“

CDU-Politiker Röttgen: Lage in Afghanistan „dramatischer Scherbenhaufen”

12.14 Uhr: Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hat die Situation in Afghanistan nach der faktischen Machtübernahme der Taliban als „dramatischen Scherbenhaufen“ bezeichnet. „Es ist ein menschliches Drama und eine Katastrophe, es ist eine politische Katastrophe, es ist ein moralisches Scheitern des Westens“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags am Mittwoch vor Beginn einer Sondersitzung des Gremiums. Die geostrategischen Auswirkungen seien noch gar nicht überschaubar. „Es ist eine Zäsur, die wir erleben, die alles ergreift und betrifft – vom individuell Menschlichen bis zur Weltlage.“

Röttgen machte deutlich, dass Deutschland bei der Evakuierung von Bundesbürgern und afghanischen Ortskräften nun voll auf das Wohlwollen der militant-islamistischen Taliban angewiesen sei. „Die Taliban sind jetzt die Machthaber im Land“, sagte er. „Alles, was dort stattfindet, findet statt, weil die Taliban es noch dulden. Und nur, sofern die Taliban es dulden.“ Er sehe nicht, welches Druckinstrument der Westen in den Gesprächen mit den Islamisten haben könnte. „Das ist eine der Veränderungen, die stattgefunden hat: dass wir jetzt bitten müssen, dass Rettung möglich bleibt und wie lange sie möglich bleibt. Alles ist jetzt in der Hand der Taliban.“

Jetzt sei nicht die Zeit für parteipolitische Schuldzuweisungen, sagte der CDU-Politiker mit Blick auf Kritik der Opposition an der Bundesregierung. „Das wird alles kommen, das wird alles aufgearbeitet werden“, versicherte er. In der Sitzung unterrichtete Außenminister Heiko Maas (SPD) die Abgeordneten über die aktuelle Lage in Kabul und die Evakuierung deutscher Bürger und afghanischer Helfer.

Leichenteile an US-Militärjet gefunden

08.44 Uhr Die Bilder gingen um die Welt: Verzweifelt versuchen Menschen, sich an eine startende Maschine zu klammern, einige starben. Die US-Luftwaffe hat jetzt eine Untersuchung zu den tödlichen Vorfällen rund um den Abflug gestartet. Nach der Landung der Maschine in Katar seien „menschliche Überreste“ im Fahrwerkschacht entdeckt worden.

Die Maschine bleibt zu weiteren Untersuchungen am Boden, hieß es weiter. Auch Videos und Beiträge aus sozialen Medien würden in die Nachforschungen einbezogen. Die Maschine vom Typ C-17 war am Montag auf dem Flughafen Kabul gelandet, um Ausrüstung für Evakuierungsaktionen zu liefern. Bevor die Besatzung das Material habe entladen können, sei der Flieger jedoch von Hunderten Afghanen umringt gewesen, die Sicherheitsabsperrungen durchbrochen hätten. Angesichts der sich rapide verschlechternden Sicherheitslage habe die Crew entschieden, das Rollfeld so schnell wie möglich wieder zu verlassen.

Erster Evakuierungs-Flieger in Deutschland gelandet

07:30 Uhr Die Evakuierung von Deutschen und afghanischen Ortskräften aus Kabul kommt auf Touren. In Frankfurt am Main landete am frühen Mittwochmorgen eine Lufthansa-Maschine mit rund 130 Evakuierten. In Kabul startete zudem am Dienstagabend ein dritter Evakuierungsflug mit 139 Menschen an Bord, wie Außenminister Heiko Maas (SPD) mitteilte. Die Maschine landete in der Nacht zum Mittwoch in Taschkent. Bereits am Dienstag waren in Berlin erste evakuierte Mitarbeiter der Botschaft in Kabul angekommen.

Die Bundeswehr hatte am Dienstag mit einer Luftbrücke zur Rettung von Deutschen und Afghanen begonnen. Mit einem Transportflugzeug wurden 129 Menschen von Kabul in die usbekische Hauptstadt Taschkent geflogen. Von dort ging es mit einem gecharterten Lufthansa-Airbus nach Frankfurt. Die nach dpa-Informationen rund 130 Menschen landeten dort am frühen Mittwochmorgen.

In Kabul startete am Dienstagabend ein dritter Evakuierungsflug der Bundeswehr mit 139 Menschen an Bord. Von Taschkent aus sollen sie am Mittwoch per Lufthansa nach Deutschland gebracht werden. An diesem Mittwoch seien vier weitere Flüge nach Kabul vorgesehen, um einen am Vortag nicht durchgeführten Flug zu kompensieren, teilte die Bundeswehr via Twitter mit. Momentan sei die Flughafenfeuerwehr in Kabul nicht verfügbar.

Dänen wollen anderen Ländern bei der Evakuierung helfen

21.42 Uhr: Dänemark hat angekündigt, anderen Nationen bei der Evakuierung aus Afghanistan helfen zu wollen. Verteidigungsministerin Trine Bramsen sagte am Dienstag, nachdem man die eigenen Bürger und Helfer in Sicherheit gebracht habe, werde Dänemark die Operation in Kabul fortsetzen. „Wir sind immer noch in Afghanistan einsatzbereit und haben mehr Kapazitäten in dem Gebiet gewonnen.“ Nach Angaben des dänischen Verteidigungsministeriums gibt es bereits ein offizielles Hilfeersuchen der USA. Dänemark hat die pakistanische Hauptstadt Islamabad als Basis für die Operation in Afghanistan. Am Dienstagnachmittag war ein dänisches Militärflugzeug mit dänischen Diplomaten auf dem Flughafen von Kabul gelandet. Auch Schweden hat zwei Militärflugzeuge in die Region geschickt, die bei einer Stabilisierung der Lage am Flughafen von Kabul schnell nach Afghanistan fliegen können. „Jetzt werden wir versuchen, die einheimischen Mitarbeiter und ihre Familien nach Hause zu holen“, sagte Außenministerin Ann Linde dem schwedischen Fernsehen SVT. Das schwedische Botschaftspersonal wurde bereits evakuiert.

Tschechiens Präsident Zeman warnt vor Terrorbasis in Afghanistan

21.10 Uhr: Der tschechische Präsident Milos Zeman hat den Rückzug der USA und der Nato aus Afghanistan scharf kritisiert. Unter den Taliban drohe das Land zu einem „Zentrum des Terrorismus“ zu werden, sagte der 76-Jährige am Dienstag dem Nachrichtenportal „Parlamentni listy“. Damit drohten „im Grunde auf der ganzen Welt“ islamistische Terroranschläge. Mit dem Rückzug hätten die USA das Prestige der weltweiten Führungsmacht eingebüßt und die Nato habe „Zweifel an ihrer Existenzberechtigung“ ausgelöst, kritisierte Zeman. Eine der zentralen Aufgaben des Verteidigungsbündnisses sehe er im Schutz vor internationalem Terrorismus. Zugleich versicherte der Präsident: „Unsere Soldaten sind nicht umsonst gestorben.“ Während des fast zwei Jahrzehnte dauernden Einsatzes am Hindukusch kamen 14 tschechische Soldaten ums Leben. Unter tschechischer Ägide wurde dort unter anderem lange Zeit ein Feldkrankenhaus betrieben. Tschechien ist seit 1999 Nato-Mitglied.

US-Regierung: Taliban haben Flughafen-Zugang für Zivilisten zugesagt

20.21 Uhr: Bei den Evakuierungsbemühungen in Afghanistan haben die Taliban nach Angaben der US-Regierung zugesagt, Zivilisten unbehelligt zum Flughafen in Kabul zu lassen. Der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sagte am Dienstag vor Journalisten im Weißen Haus, man gehe davon aus, dass die Zusage bis zum Monatsende gelte, spreche über den genauen Zeitplan und Ablauf aber mit den Taliban. „Ich will nicht öffentlich verhandeln. Ich arbeite daran, die beste Methode zu finden, um die meisten Menschen auf möglichst effiziente Weise herauszubekommen“, sagte Sullivan. Sullivan wollte sich nicht darauf festlegen, ob die US-Soldaten in Afghanistan bleiben würden, bis alle geplanten Evakuierungen abgeschlossen seien.

Er sagte auf Nachfrage, nach US-Erkenntnissen gelinge es Menschen „im Großen und Ganzen“, zum Flughafen zu gelangen. „Es gab Fälle, in denen uns berichtet wurde, dass Menschen abgewiesen oder zurückgedrängt oder sogar geschlagen wurden.“ Diese Fälle würden bei den Taliban angesprochen, um sie zu lösen.

Bundesregierung will mit Taliban direkt über Evakuierung verhandeln

19.12 Uhr: Die deutsche Bundesregierung will nach einem Medienbericht direkt mit den Taliban über die Evakuierung afghanischer Ortskräfte sprechen. Nach „Spiegel“-Informationen soll dazu Botschafter Markus Potzel nach Doha in Katar reisen, wo die Verhandlungen stattfinden sollen.

Auch die EU will in Verhandlungen mit den Terroristen treten. Nach Einschätzung ihres Außenbeauftragten Josep Borrell werde man nicht umhin kommen, einen Dialog mit den neuen Machthabern in Afghanistan aufnehmen zu müssen. „Die Taliban haben den Krieg gewonnen, also werden wir mit ihnen reden müssen“, sagte er am Dienstagabend nach einer Videokonferenz der EU-Außenminister. Ziel soll es demnach sein, eine mögliche neue Migrationskatastrophe und eine humanitäre Krise zu verhindern. Um die Frage einer offiziellen Anerkennung der Taliban geht es laut Borrell nicht.

Details zu US-Evakuierung: Rund 640 Afghanen gerettet

19.04: Am Dienstagfrüh sorgte ein Foto für Aufsehen, auf dem hunderte Menschen zusammengepfercht in einer US-Transportmaschine saßen. Die Internetseite „Defense One“ hatte das Foto des vollgepackten Innenraums der Transportmaschine vom Typ C-17 ins Netz gestellt, in dem die Afghanen auf dem Boden sitzen – der vor lauter Menschen nicht mehr zu sehen ist. Mittlerweile ist klar: An Bord befanden sich rund 640 Geflüchtete.

Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums wollte am Dienstag keine Einzelheiten zu dem Vorfall nennen. Generalmajor Henry Hank Taylor erklärte aber unter Bezug auf das Foto, die Aktion zeige die „Menschlichkeit unserer Truppen bei dem Einsatz, die Fähigkeit und die Professionalität des US-Militärs“.

„Defense One“ berichtete am Montag, panische Afghanen hätten sich in Kabul über die halboffene Rampe ins Flugzeug gezogen. Die Besatzung habe sich entschieden zu fliegen, statt die Menschen wieder von Bord zu zwingen. Aus Sicherheitskreisen habe es geheißen, nach der Landung in Katar seien 640 Zivilisten aus der Maschine ausgestiegen. Nach Angaben des Herstellers Boeing ist die riesige Frachtmaschine eigentlich für bis zu 134 Passagiere ausgelegt.

Belgien will Frauenrechtlerinnen aus Afghanistan ausfliegen

18.33 Uhr: Belgien will Frauenrechtlerinnen aus Afghanistan ausfliegen. Keine Gruppe werde mehr unter den Folgen der Machtübernahme der Taliban leiden als die Frauen, schrieb der Staatssekretär für Asyl und Migration, Sammy Mahdi, am Dienstag auf Twitter. Zudem sagte er laut Nachrichtenagentur Belga, dass er für Afghanen, die über Belgien evakuiert werden, ein humanitäres Visum ausstellen werde. Dies sei eine moralische Pflicht.

Nach Angaben des Staatssekretariats soll sich die Evakuierung vor allem auf die mit Belgien verbundenen Frauenrechtsorganisationen konzentrieren. Neben Aktivistinnen sollen belgische Staatsangehörige, Dolmetscher sowie afghanische Familienangehörige von Belgiern ausgeflogen werden.

Ein erster Flieger sollte sich am Dienstag auf den Weg nach Pakistan machen, um sich dort in Stellung zu bringen. Insgesamt soll die Rettungsmission den Angaben zufolge mehrere Tage dauern.

Erste Evakuierte aus Kabul zurück in Deutschland

18.10 Uhr: Die ersten Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Kabul sind nach ihrer Evakuierung aus Afghanistan zurück in Deutschland. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur landeten sie am Dienstagnachmittag mit einer Linienmaschine auf dem Berliner Flughafen Schönefeld. In der Nacht zu Montag waren sie unter den ersten 40 deutschen Staatsbürgern, die mit einem US-Flugzeug nach Doha im Golfemirat Katar ausgeflogen worden waren. Wieviele genau von ihnen mit der Linienmaschine in Schönefeld ankamen, war zunächst unklar.

Erste Pressekonferenz seit Machtübernahme: Taliban sichert allgemeine Amnestie zu

18.09 Uhr: In der ersten Pressekonferenz seit ihrer faktischen Machtübernahme in Afghanistan haben die militant-islamistischen Taliban versöhnliche Töne angeschlagen. Die Taliban hätten keine Feindseligkeiten mit irgendjemandem, sagte der langjährige Sprecher der Islamisten, Sabiullah Mudschahid, am Dienstag in Kabul. Er versichere seinen Landsleuten, auch jenen, die in Opposition zu den Islamisten gestanden hätten, dass eine allgemeine Amnestie gelte.

Sie gelte auch für ehemalige Übersetzer von ausländischen Streitkräften. Man habe auch alle Soldaten begnadigt, die in den vergangenen Jahren mit ihnen gekämpft hätten, sagte Mudschadhid weiter. Auf eine Frage nach dem Tod vieler unschuldiger Zivilisten sagte er, das sei ohne Absicht passiert. 

Mudschahid versicherte zudem, dass die Sicherheit von Botschaften und der Stadt Kabul gewährleistet sei. Niemandem würde in Afghanistan etwas passieren. Das Chaos in Kabul der vergangenen Tage rühre von der Unfähigkeit der ehemaligen Regierung. Die Taliban setzten sich auch für die Rechte von Frauen im Rahmen der islamischen Scharia ein. Frauen könnten in den Bereichen Gesundheit, Bildung und anderen Bereichen tätig sein. Auch Medien sollten sich keine Sorgen machen. Sie müssten unparteiisch bleiben und Inhalte sollten nicht islamischen Werten entgegenstehen.

Mudschahid versprach zudem die Einbeziehung auch anderer Kräfte in eine neue Regierung. „Wenn die Regierung gebildet wird, werden alle einen Anteil haben“, sagte er. „Wir haben Afghanistan in elf Tagen eingenommen“, sagte er. Die Islamisten seien jedoch nicht für Macht hier, sondern um eine islamische Regierung aufzubauen. Ihre Kämpfer dürften private Häuser nicht betreten.

Nach ihrem rasante Eroberungszug und der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani haben die Taliban am Sonntag die Macht im Land de facto übernommen. Viele Afghanen befürchten eine Rückkehr der Schreckensherrschaft der Islamisten der 1990er-Jahre, während der etwa Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen waren und die Vorstellungen der Islamisten mit barbarischen Strafen durchgesetzt wurden. 

Kabinett will Bundeswehr-Evakuierungsaktion nachträglich beschließen

17.30 Uhr: Das Bundeskabinett will am Mittwoch (9.30 Uhr) den Entwurf für ein Bundeswehr-Mandat zum Evakuierungseinsatz in Afghanistan beschließen. In der kommenden Woche soll dann der Bundestag darüber entscheiden. Da die Aktion bereits läuft und auf breite Zustimmung stößt, gelten beide Entscheidungen als Formsache – dennoch muss das Parlament einen solchen offiziell neuen Auslandseinsatz nach Ende des Nato-Mandats in dem Land billigen.

In dem Entwurf könnte unter anderem die Zahl von bis zu 600 Soldaten festgeschrieben werden, die bei der Evakuierung von deutschen Staatsbürgern, afghanischen Ortskräften und anderen durch die Taliban-Machtübernahme gefährteten Personen zum Einsatz kommen sollen. Mit der Lage in Afghanistan wollen sich am Mittwoch auch der Verteidigungsausschuss des Bundestages (13 Uhr) und der Auswärtige Ausschuss (11.30 Uhr) befassen.

Das Kabinett will außerdem einen Gesetzentwurf für die Fluthilfe beschließen. Von dem verheerenden Hochwasser Mitte Juli betroffene Bürger und Unternehmen sollen staatliche Hilfen in Höhe von rund 30 Milliarden Euro erhalten – 16 Milliarden davon sollen noch in diesem Jahr ausgezahlt werden. Die Aufbauhilfe für Privathaushalte und Unternehmen soll geleistet werden, soweit Schäden nicht durch Versicherungen abgedeckt sind. An dem Fonds beteiligen sich Bund und Länder. Hauseigentümern sollen 80 Prozent der Kosten erstattet werden, die für die Wiederherstellung ihrer zerstörten Gebäude notwendig wären – in Härtefällen soll auch eine Erstattung der vollen Summe möglich sein.

Stoltenberg: Keine Truppen mehr unter Nato-Kommando in Afghanistan

17.21 Uhr: Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat öffentlich bestätigt, dass es in Afghanistan keine Truppen mehr unter Nato-Kommando gibt. Man sei bei Null, sagte er am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Brüssel. Die Deutsche Presse-Agentur hatte bereits Mitte Juli berichtet, dass sämtliche noch im Land weilenden Soldaten aus Staaten wie den USA, Norwegen und der Türkei vollständig unter der Führung der nationalen Kommandoketten stehen. Die Nato wollte das allerdings bis zuletzt nicht offiziell bestätigen.

Weiterhin im Land sind nach Angaben von Stoltenberg noch zivile Mitarbeiter des Bündnisses. „Die Nato arbeitet rund um die Uhr an der Aufrechterhaltung des Betriebs des internationalen Flughafens“, sagte er am Dienstag. Rund 800 zivile Nato-Mitarbeiter hätten unter sehr schwierigen Umständen wichtige Funktionen übernommen. Dazu gehörten Aufgaben bei der Flugsicherung, Treibstoffversorgung und Kommunikation.

„Schwerpunkt der Nato ist es jetzt, die sichere Abreise des Personals zu gewährleisten“, sagte Stoltenberg. Dazu gehörten das Personal aus Bündnis- und Partnerländern, aber auch Afghanen, die der Nato geholfen hätten. Der Betrieb des Flughafens werde derzeit schrittweise wieder aufgenommen, sagte Stoltenberg.

Uganda nimmt auf US-Bitte übergangsweise afghanische Flüchtlinge auf

17.05 Uhr: Nach der faktischen Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat sich das ostafrikanische Land Uganda bereit erklärt, vorübergehend afghanische Flüchtlinge aufzunehmen. Man komme damit einer Bitte der US-Regierung nach und erwarte mindestens 2000 Asylbewerber, sagte die ugandische Ministerin Esther Anyakun am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Flüchtlinge sollen demnach in Uganda bleiben, bis sie in ein sicheres Drittland reisen können. 

Die Menschen sollen nach einem Corona-Test und Aufnahmegesprächen zunächst in Hotels in der Nähe des Flughafens Entebbe und anschließend in Flüchtlingslager gebracht werden, sagte Anyakun. Man habe bereits Zelte und anderes Material zum internationalen Flughafen gebracht. Das ostafrikanische Binnenland mit 44 Millionen Einwohnern beherbergt bereits etwa 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo.

Zuletzt hatten sich auch Albanien und Kosovo auf eine US-Bitte hin bereit erklärt, vorübergehend afghanische Flüchtlinge aufzunehmen. Dabei geht es vor allem um frühere örtliche Mitarbeiter der US-Behörden und Streitkräfte in Afghanistan sowie deren Familien. In den USA sollen bis zu 22.000 von ihnen zunächst auf Militärstützpunkten untergebracht werden. Sie können in den USA erst nach positivem Abschluss des langwierigen Asylverfahrens ein neues Leben starten. Die US-Regierung hatte sich seit Monaten darum bemüht, auch Drittländer für die Aufnahme der Afghanen zu gewinnen.

Pentagon: US-Militär am Flughafen kommuniziert mit örtlichen Taliban

16.55 Uhr: Die Kommandeure der US-Truppen am Flughafen Kabul stehen nach Angaben des Pentagons in Kontakt mit den Taliban-Kämpfern außerhalb des Flughafengeländes. Es habe Gespräche gegeben, und „es gibt zwischen ihnen und uns eine Kommunikation“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Dienstag. Solche Kontakte gebe es mehrmals pro Tag. Kirby wollte sich nicht zum Inhalt der Gespräche äußern. Er verwies aber darauf, dass es bislang keine Angriffe gegen die Mission der US-Truppen am Flughafen gegeben habe.

Der Kommandeur der US-Truppen im Nahen Osten, Kenneth McKenzie, hatte sich am Wochenende im Emirat Katar mit Vertreten der Taliban-Führung getroffen. McKenzie habe dabei klargemacht, dass ein Angriff auf die US-Truppen oder den Einsatz am Flughafen der afghanischen Hauptstadt eine „schnelle und sehr schlagkräftige Antwort“ des US-Militärs nach sich ziehen würde, hatte Kirby am Montag erklärt.

Das US-Militär ist am Flughafen Kabul inzwischen mit rund 3500 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, im Lauf des Dienstags sollte die Zahl noch auf rund 4000 steigen. In einigen Tagen sollen es dann bis zu 6000 Soldaten sein. Sie sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.

Bei Nato-Pressekonferenz: Journalistin bricht in Tränen aus

16.54 Uhr: Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ist bei einer Pressekonferenz unmittelbar mit der menschlichen Dimension des Afghanistanrückzugs konfrontiert worden. Unter Tränen fragte die aus Afghanistan stammende Journalistin Lailuma Sadid, wie es möglich gewesen sei, dass Mächte wie die USA und Europa es nicht geschafft hätten, das Land vor den Taliban zu beschützen und nun Tausende Frauen nicht wüssten, was die Zukunft für sie bedeute. Sie rief zudem dazu auf, dass die Nato ein Emirat der Taliban nicht anerkennen dürften. Stoltenberg antwortete, er könne den Schmerz nachvollziehen, die Entscheidung den Einsatz in Afghanistan zu beenden, sei nicht leicht gewesen.

Als eine weitere Journalistin später nachhakte, wie die Nato gedenke, die Bevölkerung in Afghanistan weiter zu unterstützen, hieß es, das wichtigste sei, den Flughafen in Kabul in Betrieb zu halten. Über die Frage, wie lange dies der Fall sei wolle er nicht spekulieren, sagte Stoltenberg.

Lufthansa fliegt Afghanistan-Flüchtlinge weiter nach Frankfurt

16.43 Uhr: Nach den ersten Evakuierungen aus Kabul übernimmt die Lufthansa den weiteren Transport der Menschen nach Deutschland. Bereits in der Nacht zum Mittwoch werde eine erste Maschine aus dem usbekischen Taschkent in Frankfurt erwartet, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Lufthansa werde in Absprache mit der Bundesregierung auch Evakuierungsflüge aus Doha in Katar anbieten. Für die nächsten Tage sei eine noch unbekannte Zahl von Flügen geplant.

Taliban-Sprecher: Frauen sollen Universitäten besuchen dürfen

16.37 Uhr: Ein Taliban-Sprecher hat in Aussicht gestellt, dass Mädchen und Frauen auch nach der Machtübernahme der Islamisten in Afghanistan weiterhin Schulen und Universitäten besuchen dürfen. „Ja, sie können Bildung und höhere Bildung in Anspruch nehmen, das bedeutet auch Universitäten“, bestätigte der Taliban-Vertreter Suhail Shaheen am Dienstag auf Nachfrage in einem Fernsehinterview mit dem britischen Sender Sky News.

Die Frage, ob von Frauen in Afghanistan künftig erwartet werde, dass sie sich verschleierten und Burka trügen, verneinte der Sprecher. Ein Hijab, also ein Kopftuch, würde hingegen erwartet. „Das ist zu ihrer eigenen Sicherheit“, ergänzte der Taliban-Vertreter. Nach der Machtübernahme der Taliban wird eine massive Verschlechterung der Menschenrechtslage im Land erwartet, insbesondere für Frauen und Mädchen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mahnte an, besonders bedrohten Menschen zu helfen und nannte dabei auch explizit „mutige Frauen“.

Weißes Haus: Derzeit rund 3500 US-Soldaten am Flughafen Kabul

16.25 Uhr: Das US-Militär ist am Flughafen Kabul nach Angaben des Weißen Hauses inzwischen mit rund 3500 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Das erklärte ein Vertreter der US-Regierung am Dienstag. Das Verteidigungsministerium erklärte, die Zahl werde im Lauf des Tages noch auf rund 4000 ansteigen. In einigen Tagen sollen es dann bis zu 6000 Soldaten sein. Am Flughafen seien auf dem militärischen und dem zivilen Teil wieder Starts und Landungen möglich, erklärte das Weiße Haus. Die Soldaten sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.

Seit Montag seien neun US-Transportflugzeuge vom Typ Boeing C-17 in Kabul angekommen, um Soldaten und Ausrüstung an den Flughafen zu bringen, hieß es aus dem Pentagon. Sieben Maschinen seien wieder abgeflogen und hätten mehr als 700 Afghanen und US-Staatsbürger evakuiert. Derzeit könne etwa ein Flugzeug pro Stunde starten und landen, hieß es. Die Sicherheit des Flughafens sei gewährleistet.

Zweite Evakuierungsmaschine mit 125 Menschen in Taschkent gelandet

16.11 Uhr: Die zweite Evakuierungsmaschine der Bundeswehr mit 125 Menschen aus Afghanistan an Bord ist am Dienstagnachmittag in Taschkent im Nachbarland Usbekistan gelandet. Das sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr der Deutschen Presse-Agentur.

Das Verteidigungsministerium hatte nach dem Start der Maschine in der afghanischen Hauptstadt Kabul auf Twitter mitgeteilt: „Mit 125 Evakuierten ist der A400M von Kabul wieder auf dem Weg nach Taschkent/Usbekistan.“ An Bord seien „deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte sowie weitere zu Schützende“. Außenminister Heiko Maas (SPD) schrieb: „Die Luftbrücke ist angelaufen und wird intensiv fortgesetzt, sofern die Sicherheitslage dies irgendwie zulässt.“

Merkel setzt bei Fluchtbewegung aus Afghanistan auf Nachbarländer

15.39 Uhr: Nach der Machtübernahme der Taliban setzt Kanzlerin Angela Merkel im Fall einer größeren Fluchtbewegung zunächst einmal auf eine Unterbringung in den Nachbarstaaten Afghanistans. „Bevor man über Kontingente spricht, muss man erst mal über sichere Möglichkeiten für Flüchtlinge in der Nachbarschaft von Afghanistan reden“, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag in Berlin. Dies werde sie noch am selben Tag mit UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi besprechen. „Dann kann man in einem zweiten Schritt darüber nachdenken, ob besonders betroffene Personen kontrolliert und auch unterstützt nach Europa und in die europäischen Länder kommen.“

Die Kanzlerin räumte in einer Pressekonferenz mit Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas ein, „dass hier eine gemeinsame europäische Position nicht so einfach ist“. Zwar nähmen auch viele andere Länder Flüchtlinge auf. Aber: „Es ist eine Schwachstelle unser Europäischen Union, dass wir keine gemeinsame Asylpolitik bis heute geschafft haben. Daran muss mit Nachdruck weiter gearbeitet werden.“ Auch Kallas plädierte in der Flüchtlingsfrage für eine enge Zusammenarbeit mit den Nachbarn Afghanistans. Sie könnten diesen Menschen am schnellsten helfen.

Die Kanzlerin wies darauf hin, dass der Westen in Afghanistan nicht nur die akute terroristische Gefährdung bekämpft habe. Es sei auch versucht worden, ein nachhaltiges politisches System mit mehr Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten für Afghanistan aufzubauen. „Und an dieser Stelle müssen wir einfach konstatieren, dass wir unsere Ziele nicht erreicht haben.“ Nach der Machtübernahme der Taliban sehe man mit Sorge, „dass das alles jetzt zurückgedreht werden kann“. Man müsse darüber sprechen, welche Lehren für die Zukunft daraus zu ziehen seien.

Merkel betonte, Deutschland wolle „noch sehr vielen Menschen helfen, die uns geholfen haben“. Man werde alles tun, „um möglichst viele Menschen außer Landes zu bringen“.

Zweiter Evakuierungsflug verlässt Kabul mit mindestens 120 Menschen an Bord

15.22 Uhr: Mit einem zweiten Bundeswehrflugzeug sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums 125 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen worden. „Mit 125 Evakuierten ist der A400M von Kabul wieder auf dem Weg nach Taschkent/Usbekistan“, schrieb das Ministerium am Dienstagnachmittag auf Twitter. „An Bord sind deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte sowie weitere zu Schützende.“ Außenminister Heiko Maas (SPD) schrieb auf Twitter davon, dass „mehr als 120 Personen, Deutsche, Afghanen und Angehörige anderer Nationen“ an Bord seien. „Die Luftbrücke ist angelaufen und wird intensiv fortgesetzt, sofern die Sicherheitslage dies irgendwie zulässt.“

Nach der faktischen Machtübernahme der Taliban hatte eine erste Maschine in der vorangegangenen Nacht die ersten fünf Deutschen sowie einen Europäer und einen Afghanen aus Kabul unter schwierigen Bedingungen ins Nachbarland Usbekistan ausgeflogen. 

Innenausschuss kommt zu Sondersitzung zusammen

14.47 Uhr: Der Innenausschuss des Bundestags soll an diesem Donnerstag zu einer Sondersitzung zum Thema Afghanistan zusammenkommen. Angesichts der „dramatischen Entwicklungen“ in dem Land werde sie den Ausschuss für 12 Uhr zusammenrufen, sagte die Vorsitzende Andrea Lindholz (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Für den Mittwoch sind bereits Sitzungen der vorrangig zuständigen Ausschüsse für Auswärtiges und Verteidigung geplant.

Aus innenpolitischer Sicht stünden insbesondere Fragen zur Evakuierung und zur Luftbrücke, zur deutschen Verantwortung für die Ortskräfte und zur Hilfe in der Region im Fokus, sagte Lindholz. „Eine Situation wie 2015 darf sich keinesfalls wiederholen. Es sollte allen klar sein, dass eine Aufnahme in Deutschland nur in gut begründeten Einzelfällen eine Lösung sein kann.“ Deutschland dürfe nicht tatenlos zusehen, wie die Lage weiter eskaliere, sondern müsse internationale Antworten entwickeln, um die Situation in der Region zu stabilisieren. „Nationale Alleingänge vergrößern das Chaos, nur mit internationaler Kooperation lässt sich die Situation beruhigen.“

Flughafen-Zugang abgriegelt – auch für Deutsche und Ortskräfte

14.32 Uhr: Mittlerweile ist zwar eine weitere Evakuierungsmaschine am Flughafen in Kabul eingetroffen, doch ist unklar, wie viele deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte diese retten kann. Nach Berichten von Augenzeugen vor Ort wurde der Airport komplett abgeriegelt – unklar ist allerdings, von wem. Der Zugang ist somit nicht mehr möglich – auch nicht für Menschen, die gültige Ausreisepapiere haben.

Unterdessen versuchen weiter unzählige Afghanen, auf das Airport-Gelände zu gelangen. Sie klettern dabei an Seilen die Wände hoch und hoffen, so den Taliban zu entgehen, wie Aufnahmen von Reportern und Augenzeugen vor Ort zeigen.

Gleichzeitig wächst die Angst der Flüchtenden: Rund um das Flughafengelände patrouillieren Taliban-Kämpfer. Offenbar wird auch geschossen, wie ebenfalls auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken zu sehen ist. Menschen fliehen in Todesangst vor den bewaffneten Terroristen.

Zweiter Evakuierungsflieger der Bundeswehr in Kabul gelandet

13.32 Uhr: Die zweite Bundeswehrmaschine für die Evakuierungsaktion in Afghanistan ist auf dem Flughafen in Kabul gelandet. Das sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Dienstag in Berlin.

Zudem lobte sie den Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan und stellte weitere Transportflugzeuge in Aussicht. „Das war ein echtes Husarenstück, was die Piloten geleistet haben“, sagte die CDU-Politikerin über die Landung der ersten deutschen Maschine am Montag in Kabul. Das Flugzeug habe „mitgenommen, was mitzunehmen war“, das seien aber leider nur wenige Menschen gewesen. Kramp-Karrenbauer betonte: „Wir nehmen alles mit, was vom Platz her irgendwie in unsere Flugzeuge passt“ – das gelte für deutsche und internationale Kräfte ebenso wie für Afghanen. Der Auftrag der Bundeswehr sei, so viele Menschen wie möglich auszufliegen.

Dabei sei man nicht nur auf einen kurzen Einsatz zur Evakuierung am Flughafen Kabul vorbereitet, sondern auch auf eine „echte Luftbrücke“, sagte Kramp-Karrenbauer. Derzeit seien zwei Maschinen als Shuttle zwischen Kabul und Taschkent in Usbekistan im Einsatz. Sollte eine dauerhafte Luftbrücke, in Abstimmung etwa mit der US-Regierung, zustandekommen, könnten auch mehr Transportkapazitäten bereitgestellt werden.

Laschet zu Bildern vom Kabuler Flughafen: „Ohnmacht und Wut“

13.29 Uhr: Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) hat sich angesichts der dramatischen Bilder vom Kabuler Flughafen bestürzt gezeigt. „Das sind schreckliche Bilder. Man empfindet dabei Ohnmacht und Wut“, sagte der CDU-Chef am Dienstag nach einer Veranstaltung des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) in Rostock-Warnemünde.

Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban hatten sich am Montag auf dem Flughafen dramatische Szenen abgespielt. Verzweifelte Menschen versuchten, auf Flüge zu kommen, wie Videos und Bilder in sozialen Medien zeigten. Sie liefen auf das Rollfeld, kletterten unter anderem über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu gelangen. Zudem gab es Videos, die zeigen sollen, wie Menschen aus beträchtlicher Höhe von einem Militärflugzeug fallen. Es wurde gemutmaßt, dass die Menschen sich im Bereich der Flugzeugräder der Militärmaschine versteckt hatten. Diese Angaben konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.

Man lerne daraus für die Zukunft, dass man exakt überlegen müsse, in welchen Einsatz man gehe und wo man etwas leisten könne. „Und man lernt daraus, bei diesem Einsatz sind wir sehr auf die Entscheidungen der Amerikaner angewiesen, die den schnellen Rückzug entschieden haben.“ Europa müsse handlungsfähig werden und solle bei seinen Einsätzen nicht nur von Dritten abhängen, forderte Laschet.

UNHCR fordert offene Grenzen für afghanische Flüchtlinge

12.59 Uhr: Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat alle Länder aufgefordert, Flüchtende aus Afghanistan hereinzulassen und niemanden mehr dorthin abzuschieben. UNCHR-Sprecherin Shabia Mantoo begründete dies am Dienstag in Genf mit der sich verschlechternden Sicherheitslage, der Menschenrechtssituation und der humanitären Krise in Afghanistan, wo die militant-islamistischen Taliban faktisch die Macht übernommen haben. „Staaten haben die rechtliche und moralische Verantwortung, den aus Afghanistan Fliehenden Schutz zu gewähren und Flüchtende nicht zwangsweise zurückzuschicken“, sagte sie.

Das Nachbarland Usbekistan gab am Dienstag bekannt, dass es Fluchtbewegungen verhindern wolle. Auch Griechenland kündigte an, einen möglichen Zustrom stoppen zu wollen.

Laut Mantoo verfügt das UNHCR über keine genauen Statistiken zu den aktuellen Ausreisen aus Afghanistan. Im Vergleich zu den 550 000 Binnenvertriebenen innerhalb Afghanistans seit Anfang des Jahres seien Menschen jedoch bislang nur „sporadisch und in geringerem Maße“ über die Grenzen geflohen. Die Sprecherin begrüßte die Entscheidung mehrerer europäischer Staaten wie Deutschland, Frankreich und die Niederlande, Abschiebungen auszusetzen. Die UNHCR-Warnung gegen Zwangsrückführungen werde solange aufrecht bleiben, bis ausreichende Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte für eine sichere und menschenwürdige Rückkehr hergestellt seien.

Vizekanzler: Afghanistan muss für Regierung Priorität haben

12.55 Uhr: Die Evakuierung aus Afghanistan muss nach Ansicht von SPD-Vizekanzler Olaf Scholz für die Bundesregierung derzeit die wichtigste Aufgabe sein. „Das, was wir jetzt machen müssen, ist, unsere Aufgabe erledigen. Und die ist sehr, sehr schwer und sehr, sehr ernst“, sagte der SPD-Kanzlerkandidat am Dienstag bei einem Wahlkampftermin in Senftenberg auf die Frage, ob er weiter hinter Außenminister Heiko Maas (SPD) stehe.

„Das ist auch meiner Sicht ganz, ganz wichtig und hat auch Priorität vor allem anderen“, sagte Scholz. „Da darf überhaupt nie etwas unbedacht bleiben. Wir müssen sehr sorgfältig arbeiten, alles besprechen.“ Er zeigte sich sehr ernst: „Mein Herz ist bei all denjenigen, die jetzt erleben mussten, dass die eigene Regierung, die afghanische Regierung und das afghanische Militär nicht in der Lage war, das eigene Land zu verteidigen.“

Der Vizekanzler verteidigte die Evakuierungsaktion gegen Kritik. „Es sind ganz konkret zweieinhalbtausend identifiziert worden und davon sind über 1900 schon in Deutschland“, sagte Scholz. „Es wird dann so sein, dass wir auch gucken, ob wir weitere dazunehmen, die wir auch in diesem Sinne unterstützen wollen, dass sie eine Perspektive hierzulande entwickeln können. Das gilt zum Beispiel für Mitarbeiter von Medien, von anderen Hilfsorganisationen.“

Scholz sprach von einem „sehr robusten Mandat“ für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die die Evakuierung begleiten sollen. „Dann werden wir den Bundestag nachträglich um Zustimmung für diesen Einsatz bitten“, kündigte Scholz an. „Ein neuer längerfristiger Einsatz ist weder von uns noch von unseren Verbündeten oder gar den Vereinigten Staaten von Amerika geplant.“

Der Vizekanzler setzt mit Blick auf Flüchtlinge die Priorität auf Hilfe für Nachbarländer. „Gleichzeitig ist es wichtig, dass wir alles machen, was notwendig ist, um die wahrscheinlich vielen Flüchtlinge, die Schutz suchen in den Nachbarländern Afghanistans mit einer guten Perspektive dort vor Ort zu versehen.“ Das sei der richtige Weg, so Scholz.

Bundesregierung setzt Entwicklungshilfe für Afghanistan aus

12.10 Uhr: Nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hat die Bundesregierung die staatliche Entwicklungshilfe für das Land ausgesetzt. Das sagte Entwicklungsminister Gerd Müller am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur und der „Rheinischen Post“. Alle deutschen und internationalen Mitarbeiter der für die staatliche Entwicklungshilfe zuständigen Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hätten sicher das Land verlassen. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Ortskräfte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und mit uns kooperierender Hilfsorganisationen, die dies wollen, sicher aus Afghanistan zu bringen“, ergänzte Müller.

Afghanistan war bisher die Nummer eins unter den Empfängerländern deutscher Entwicklungshilfe. Für dieses Jahr waren 250 Millionen Euro veranschlagt. Davon ist aber noch kein Euro ausgezahlt worden. Daneben flossen bisher Gelder aus anderen Ressorts an Afhanistan, zum Beispiel für humanitäre Hilfe oder Polizeiausbildung. Insgesamt hatte Deutschland für dieses Jahr 430 Millionen Euro zugesagt.

Steinmeier: Sind für Tragödie in Afghanistan mitverantwortlich

11.37 Uhr: Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan wird nach Einschätzung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier langfristige weltpolitische Folgen haben. „Wir erleben in diesen Tagen eine menschliche Tragödie, für die wir Mitverantwortung tragen, und eine politische Zäsur, die uns erschüttert und die Welt verändern wird“, sagte das Staatsoberhaupt am Dienstag in Berlin.

Deutschland müsse jetzt alles daransetzen, die eigenen Landsleute und die Afghanen, die ihnen jahrelang zur Seite gestanden hätten, in Sicherheit zu bringen. „Darüber hinaus müssen wir gemeinsam mit unseren Verbündeten nach Möglichkeiten suchen, auch denjenigen zu helfen, die in Afghanistan jetzt von Gewalt oder Tod bedroht sind, darunter viele mutige Frauen.“ Steinmeier betonte: „Die Bilder der Verzweiflung am Flughafen von Kabul sind beschämend für den politischen Westen. Umso mehr müssen wir jetzt zu denen stehen, denen wir durch ihre Arbeit und Unterstützung für ihren Einsatz verpflichtet sind.“

Der rasche Zusammenbruch der afghanischen Regierung und ihrer Streitkräfte sowie die widerstandslose Übernahme der Herrschaft durch die Taliban werde „lange Schatten werfen“, sagte Steinmeier. „Das Scheitern unserer jahrelangen Anstrengungen in Afghanistan, ein stabiles, tragfähiges Gemeinwesen aufzubauen, wirft grundlegende Fragen für Vergangenheit und Zukunft unseres außenpolitischen und militärischen Engagements auf“, sagte der ehemalige Außenminister.

Es gebe „bittere Fragen“, die ehrlich und gründlich beantwortet werden müssten. Die Antworten müssten auch im westlichen Bündnis gemeinsam gesucht werden. „Denn ohne dieses Bündnis und die Solidarität im Bündnis wären wir vor 20 Jahren nicht nach Afghanistan gegangen.“

Menschen versuchen weiter verzweifelt, zum Flughafen zu gelangen – trotz Schüssen

11.24 Uhr: Die Start- und Landebahn des Flughafens Kabul in Afghanistan ist nach Angaben eines Nato-Vertreters wieder geöffnet.Zuletzt war der Flugverkehr eingestellt, da sich Menschentrauben auf dem Flugfeld aufhielten. Viele Afghanen versuchen, nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban das Land zu verlassen. Derzeit bemühen sich zahlreiche westliche Länder, ihre Staatsbürger und Ortskräfte, an denen Racheaktionen der Taliban befürchtet werden, aus Afghanistan in Sicherheit zu bringen. Es ist allerdings unklar, ob die zu Evakuierenden ohne Probleme auf das Flughafengelände gelangen können.

Der US-Sender CNN berichtete, Taliban-Kämpfer hätten in Humvees vor dem Flughafen Stellung bezogen und würden versuchen, die Menschenmassen rund um den Flughafen zu kontrollieren. Auf von CNN gezeigten Videos war zu sehen, wie Menschen versuchen, durch Tore oder über mehr als drei Meter hohe Sprengschutzmauern auf den Flughafen zu gelangen. Ortskräfte haben Angst, am Weg zum oder vor dem Flughafen von den Taliban kontrolliert zu werden. Sie sagen sie müssten Dokumente mitführen, die eine Berechtigung zur Evakuierung belegten.

Ein Augenzeuge sagte am Dienstag, Hunderte Menschen versuchten weiter, auf das Flughafengelände zu gelangen. Die Taliban würden diese mit einer Peitsche schlagen und auch in die Luft schießen, um sie auseinanderzutreiben. Nichtsdestotrotz würden es die Menschen weiter versuchen. Von der anderen Seite der Flughaufenmauer sei Tränengas in die Menge gefeuert worden.

Die Nichtregierungsorganisation Emergency, die ein Krankenhaus im Zentrum Kabuls betreibt, teilte am Dienstag auf Twitter mit, acht schwer verwundete Patienten seien am Montag eingeliefert worden. 46 Leichtverletzte seien an andere Gesundheitseinrichtungen verwiesen worden. Neun Personen seien bereits bei ihrer Ankunft tot gewesen. Es gab keine Angaben, woher die Opfer kamen. Am Montag war es am Flughafen zu Zusammenstößen gekommen, als Hunderte oder vielleicht noch mehr Menschen versuchten, mit Flugzeugen das Land zu verlassen.

Linke wirft Maas und AKK Versagen vor

11.16 Uhr: Linke-Spitzenkandidat Dietmar Bartsch hat Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) Versagen vorgeworfen. Er legte im Zusammenhang mit den Ereignissen in Afghanistan zugleich beiden einen Verzicht auf künftige Ministerämter nahe. „Außenminister und Verteidigungsministerin geben ein verheerendes Bild ab“, sagte Bartsch am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Nach der Evakuierung, die hoffentlich allen Ortskräften „trotz des Versagens2 beider Bundesminister möglich werde, sollten diese „den Anstand haben, deutlich zu machen, dass sie für die Bildung einer nächsten Bundesregierung nicht zur Verfügung stehen“. Bartsch warf Maas und Kramp-Karrenbauer vor, den Vormarsch der Taliban mit „Ignoranz und Behäbigkeit“ begleitet zu haben. Dies bringe das Leben von Tausenden Ortskräften und ihren Familien in Gefahr. „Dass der erste Rettungsflieger aus Afghanistan mit nur sieben Menschen an Bord gestartet ist, ist für Tausende, die auf Rettung vor den Schergen der Taliban warten, ein weiterer Schlag ins Gesicht.“

Zweiter Bundeswehr-Evakuierungsflug soll zeitnah starten

11.15 Uhr: Die zweite Evakuierungs-Maschine der Bundeswehr soll noch am Dienstagvormittag vom usbekischen Taschkent aus Richtung Kabul starten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Militärkreisen. Der erste Evakuierungsflieger vom Typ A400M war am Montagabend unter dramatischen Umständen in der afghanischen Hauptstadt gelandet. Wegen der gefährlichen Lage am Flughafen konnte er nur sieben Menschen ausfliegen: Fünf Deutsche, eine Person aus einem anderen europäischen Land und eine afghanische Ortskraft. Mehr dazu lesen Sie weiter unten.

Taliban-Vize: Kein Kämpfer darf Häuser in Kabul betreten

11.08 Uhr: Der Vizechef der militant-islamistischen Taliban hat seine Kämpfer angewiesen, keine Privathäuser in der afghanischen Hauptstadt Kabul zu betreten. Unter keinen Umständen sollte irgendjemand in die Häuser von Menschen gehen oder ihre Fahrzeuge mitnehmen, hieß es in einer vom lokalen TV-Sender ToloNews veröffentlichten Audionachricht, die dem Taliban-Vizechef Mullah Jakub zugeschrieben wurde. Sollte dies ein Beamter oder eine Einzelperson tun, sei das ein „Verrat am System“ und man ziehe sie zur Rechenschaft.

Hintergrund der Botschaft ist offensichtlich, dass sich seit der faktischen Machtübernahme der Taliban in Kabul Berichte mehrten, dass Taliban-Kämpfer sich Zutritt zu Wohnhäusern verschafften und Autos mitnahmen. Gleichzeitig sagten mehrere Bewohner Kabuls auch, dass einfache Kriminelle die Ankunft der Taliban ausnutzten und wohl vorgaben, Taliban zu sein.

Bereits am Dienstag hatte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid auf Twitter erklärt, dass niemand die Häuser von ehemaligen Regierungsbeamten betreten und sie bedrohen dürfte oder ihre Autos mitnehmen könne. Vor allem Menschen, die für die Regierung oder Ausländer gearbeitet haben, haben große Sorgen, die Taliban könnten zu ihnen nach Hause kommen und sich an ihnen rächen oder ihr Vermögen plündern.

Die Taliban hatten in den vergangenen Wochen in einem Siegeszug das ganze Land übernommen. Das Tempo kam offensichtlich auch für sie überraschend. Sie besetzen nur langsam Behörden. Die Taliban erinnerten in den vergangenen Tagen mehrmals an eine von der Taliban-Führung bereits früher ausgesprochene Amnestie und riefen die Menschen, auch Frauen, dazu auf, zu ihren Arbeitsstellen zurückzukehren.

Usbekistan will Flüchtlingszustrom verhindern

10.48 Uhr: Nach der faktischen Machtübernahme der Taliban in Afghanistan will das Nachbarland Usbekistan Fluchtbewegungen in das eigene Staatsgebiet verhindern. Jeder Versuch, die Grenze zu verletzen, werde gemäß usbekischem Recht strikt unterbunden, teilte das Außenministerium am Dienstag in der Hauptstadt Taschkent mit. Die Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien stehe in Fragen des Grenzschutzes und zur Lage an der Grenze eng in Kontakt mit den militant-islamistischen Taliban.

Am vergangenen Wochenende hatten nach usbekischen Angaben 22 Militärflugzeuge und 24 Hubschrauber mit zusammen 585 afghanischen Soldaten das Land erreicht. 84 afghanische Soldaten waren außerdem auf dem Landweg in die Ex-Sowjetrepublik geflohen. Darüber hinaus hatten 158 Zivilisten laut Staatsanwaltschaft illegal die Grenze überquert. Ein afghanisches Militärflugzeug wurde abgeschossen.

Dem Außenministerium zufolge will Usbekistan an den traditionell freundschaftlichen und guten nachbarschaftlichen Beziehungen zu Afghanistan festhalten. Man wolle sich weiterhin nicht in die inneren Angelegenheiten des Nachbarlandes einmischen und hoffe, dass die Machtübernahme friedlich verlaufe auf Grundlage „der allgemein anerkannten Normen des Völkerrechts“, teilte das Ministerium mit.

Britische Regierung in der Kritik: Mitten in Afghanistan-Krise ab in den Urlaub

10.28 Uhr: Der britische Premier Boris Johnson sowie Außenminister Dominic Raab sind wegen ihrer Urlaubsreisen während der Zuspitzung der Lage in Afghanistan in die Kritik geraten. Der britische Generalmajor Charlie Herbert, der zwischen 2007 und 2018 mehrfach in Afghanistan im Einsatz gewesen ist, sagte dem „Guardian“: „Es ist fast unmöglich zu glauben, dass der Premierminister am Samstag in den Urlaub gefahren ist, er sollte sich schämen. Das ist eine Pflichtverletzung außergewöhnlichen Ausmaßes.“

Johnson war am Samstag nach Somerset im Südwesten Englands aufgebrochen, allerdings bereits am Sonntag wieder zurückgekehrt. Außenminister Dominic Raab, der die Woche auf Zypern verbracht und Medienberichten zufolge am Wochenende noch am Strand gesichtet worden war, kehrte ebenfalls am Sonntagabend nach London zurück. Am Mittwoch sollen beide Kammern des britischen Parlaments trotz Sommerpause zu Sondersitzungen zusammenkommen.

Herbert erklärte, ranghohe Militärvertreter hätten bereits vor Wochen ihre Sorgen über die Entwicklung in Afghanistan in einem Brief dargelegt und die Regierung aufgefordert, sich um die Aufnahme afghanischer Übersetzer zu kümmern. „Dass sie diese Warnung nicht beachtet haben, ist symptomatisch für die katastrophale Selbstzufriedenheit, die zu dieser nationalen Blamage geführt hat.“

Der Admiral Alan West, früherer Erster Seelord, zeigte sich ebenfalls überrascht von der Urlaubsplanung der Spitzenpolitiker. „Urlaube sind wichtig, aber nicht entscheidend. Weltereignisse haben eine bemerkenswerte Gewohnheit, im August zu passieren und die Regierung muss in der Lage sein, schnell zu reagieren“, sagte er dem „Guardian“. Raab hatte zuvor zugegeben, vom Tempo der Machtübernahme der Taliban überrascht gewesen zu sein.

Initiativen rufen zu Demonstrationen auf

9.56 Uhr: Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan wollen Hilfsinitiativen am Dienstag für eine schnelle Rettung bedrohter Menschen demonstrieren. Angemeldet ist eine Demonstration mit 500 Teilnehmern um 17.00 Uhr vor dem Reichstagsgebäude in Berlin, wie eine Sprecherin der Initiative Seebrücke sagte. Auch in Potsdam, Köln und Bochum soll demonstriert werden. Bereits am Montag gab es kleinere Kundgebungen.

Seebrücke, eine Initiative, die sich für Seenotrettung und die dauerhafte Aufnahme von Flüchtlingen einsetzt, teilte mit: „Wir fordern die Bundesregierung auf, umgehend so viele Menschen wie möglich aus Afghanistan zu evakuieren. Die Evakuierung darf nicht nur einigen wenigen vorbehalten bleiben.“ Gerettet werden müssten auch Ortskräfte, Partner der Bundesregierung, Aktivisten, Frauenrechtlerinnen und Journalisten.

Deutschland fliegt nur sieben Menschen aus – mit dieser Begründung

9.45 Uhr: Mit nur sieben Menschen an Bord ist ein deutsches Rettungsflugzeug am frühen Dienstagmorgen aus Kabul gestartet – obwohl am Airport hunderte verzweifelte Afghanen auf eine Möglichkeit zur Flucht vor den Taliban hoffen. Warum nahm der deutsche Flieger nicht mehr Menschen mit? „Aufgrund der chaotischen Umstände am Flughafen und regelmäßiger Schusswechsel am Zugangspunkt war gestern Nacht nicht gewährleistet, dass weitere deutsche Staatsangehörige und andere zu evakuierende Personen ohne Schutz der Bundeswehr überhaupt Zugang zum Flughafen erhalten würden“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Dienstag zur Begründung.

Der Airbus A400M ist offiziell für 114 Passagiere ausgelegt. Es heißt aber, dass während der Evakuierungsaktion bis zu 150 Menschen mit ihm transportiert werden könnten. Bei den Ausgeflogenen handelt es sich um fünf Deutsche, eine Person aus einem anderen europäischen Land und eine afghanische Ortskraft, die für die Bundeswehr oder ein Bundesministerium tätig war oder ist.

Mehr Menschen konnten die Maschine auf dem Rollfeld nicht erreichen. Ein Zugang von Personen, die sich am zivilen Teil des Flughafens aufgehalten hätten, sei „von den Partnern, die die Sicherheitsverantwortung am Flughafen ausüben, nicht ermöglicht“ worden, erklärte der Sprecher weiter. Das Flugzeug habe den Flughafen außerdem nach kurzer Zeit wieder verlassen müssen. „Aufgrund der gerade abends und nachts äußerst gefährlichen Lage auf den Zufahrtswegen zum Flughafen wäre es ein untragbares Risiko für Leib und Leben der Menschen vor Ort gewesen, die zu Evakuierenden vor Erteilung der Landeerlaubnis und vor Sicherung des Zugangs durch Bundeswehrkräfte aufzurufen, sich zum Flughafen zu begeben.“

Die Bundeswehr hatte erst mit dieser ersten Maschine die Fallschirmjäger der für Evakuierungsaktionen speziell ausgebildeten Division Schnelle Kräfte nach Kabul bringen können. „Mit Unterstützung der jetzt in Kabul eingetroffenen Kräfte der Bundeswehr arbeiten wir unter Hochdruck daran, dies im Laufe der nächsten Stunden für erste Evakuierungsgruppen zu ermöglichen“, erklärte der Sprecher.

DPA: Nur sieben Menschen aus Kabul ausgeflogen

8.37 Uhr: Die erste Evakuierungs-Maschine der Bundeswehr hat am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur tatsächlich nur sieben Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen. Der Airbus A400M ist offiziell für 114 Passagiere ausgelegt. Es heißt aber, dass während der Evakuierungsaktion bis zu 150 Menschen mit ihm transportiert werden könnten.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte am Morgen in der ARD gesagt, dass der Flug unter äußerst schwierigen Bedingungen erfolgt sei. „Wir haben eine sehr unübersichtliche, gefährliche, komplexe Situation am Flughafen, vor allen Dingen durch die Menschenmengen“, sagte die CDU-Politikerin. Über die Zahl der Passagiere hatten zuvor auch andere Medien berichtet.

Nato-Offizieller: Flüge landen am Flughafen Kabul

8.01 Uhr: Die Start- und Landebahn des Flughafens Kabul in Afghanistan ist nach Angaben eines Nato-Vertreters wieder geöffnet. Der zivile Repräsentant der Nato in Afghanistan, Stefano Pontecorvo, schrieb am Dienstag auf Twitter, er sehe Flugzeuge landen und abheben. Zuletzt war der Flugverkehr eingestellt, da sich Menschentrauben auf dem Flugfeld aufhielten. Viele Afghanen versuchen, nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban das Land zu verlassen.

Derzeit bemühen sich zahlreiche westliche Länder, ihre Staatsbürger und Ortskräfte, an denen Racheaktionen der Taliban befürchtet werden, aus Afghanistan in Sicherheit zu bringen. Es ist allerdings unklar, ob die zu Evakuierenden ohne Probleme auf das Flughafengelände gelangen können.

Der US-Sender CNN berichtete, Taliban-Kämpfer hätten in Humvees vor dem Flughafen Stellung bezogen und würden versuchen, die Menschenmassen rund um den Flughafen zu kontrollieren. Auf von CNN gezeigten Videos war zu sehen, wie Menschen versuchen, durch Tore oder über mehr als drei Meter hohe Sprengschutzmauern auf den Flughafen zu gelangen. Es gibt unbestätigte Berichte, dass die Taliban sie zurückdrängen. Ortskräfte haben Angst, am Weg zum oder vor dem Flughafen von den Taliban kontrolliert zu werden. Sie sagen sie müssten Dokumente mitführen, die eine Berechtigung zur Evakuierung belegten.

Nur wenige Personen ausgeflogen: AKK erklärt Vorgehen

07.58 Uhr: Laut Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer erfolgte die Landung des ersten Bundeswehr-Flugzeugs in Kabul unter äußerst schwierigen Bedingungen. „Wir haben es gestern geschafft, in einer wirklich halsbrecherischen Landung unsere Maschine zu Boden zu bringen. Wir haben vor allen Dingen Soldaten dorthin gebracht, die jetzt absichern, damit die Leute, die wir rausfliegen wollen, auch überhaupt die Möglichkeit haben, zum Flugzeug zu kommen. Das war gestern der Hauptauftrag“, erklärte die Ministerin im ARD-„Morgenmagazin“.

„Wir hatten nur ganz wenig Zeit und deswegen haben wir nur die mitgenommen, die jetzt wirklich auch vor Ort waren, und die konnten gestern wegen der chaotischen Situation noch nicht in einer größeren Zahl am Flughafen sein“, sagte Kramp-Karrenbauer. Nach Informationen der dpa und von „Bild“ transportierte das Flugzeug nur sieben Personen, ausgelegt ist die Maschine für bis zu 150 Menschen.

Biden droht Taliban mit Vergeltung – und erhebt Vorwürfe gegen afghanisches Militär

07.37 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat den Taliban für den Fall eines Angriffs auf US-Kräfte mit einer „raschen und starken“ militärischen Reaktion gedroht. Das gelte für jede Handlung der Taliban in Afghanistan, die das US-Personal oder deren Mission gefährden würde, sagte Biden. „Wir werden unsere Leute mit vernichtender Gewalt verteidigen, falls nötig.“ Der US-Präsident verteidigte vehement seinen Entschluss, die amerikanischen Truppen aus dem Krisenland abzuziehen: Er stehe felsenfest zu seiner Entscheidung.

„Amerikanische Truppen können und sollten nicht in einem Krieg kämpfen und in einem Krieg sterben, den die afghanischen Streitkräfte nicht bereit sind, für sich selbst zu führen“, sagte Biden und erhob schwere Vorwürfe gegen die entmachtete politische Führung und die Streitkräfte des Landes. „Die politischen Anführer Afghanistans haben aufgegeben und sind aus dem Land geflohen“, beklagte er. „Das afghanische Militär ist zusammengebrochen, manchmal ohne zu versuchen zu kämpfen.“ Die jüngsten Ereignisse hätten bekräftigt, dass die Abzugsentscheidung richtig sei. Biden räumte aber ein, die USA hätten das Tempo des Taliban-Vormarsches unterschätzt: „Dies hat sich schneller entwickelt, als wir erwartet hatten.“

Biden sagte, die USA hätten die afghanischen Sicherheitskräfte ausgebildet und ausgerüstet. Die Vereinigten Staaten hätten ihnen aber nicht den Willen geben können, für ihre Zukunft zu kämpfen. Bereits in der vergangenen Woche hatte Biden mangelnden Kampfeswillen der afghanischen Sicherheitskräfte beklagt.

US-Maschine völlig überfüllt – Deutschland fliegt nur wenige Menschen aus

6.49 Uhr: Ein Flugzeug der US-Luftwaffe hat einem Medienbericht zufolge mit einem einzigen Flug rund 640 afghanische Zivilisten in Sicherheit gebracht. Die Internetseite „Defense One“ veröffentlichte am Montag ein Foto des vollgepackten Innenraums der Transportmaschine vom Typ C-17, in dem die Afghanen auf dem Boden sitzen – der vor lauter Menschen nicht mehr zu sehen ist. Das Bild ging auch auf Twitter viral:

„Defense One“ berichtete, panische Afghanen hätten sich in Kabul über die halboffene Rampe ins Flugzeug gezogen. Die Besatzung habe sich entschieden zu fliegen, statt die Menschen wieder von Bord zu zwingen. Aus Sicherheitskreisen habe es geheißen, nach der Landung in Katar seien 640 Zivilisten aus der Maschine ausgestiegen. Nach Angaben des Herstellers Boeing ist die riesige Frachtmaschine eigentlich für bis zu 134 Passagiere ausgelegt.

Am Montagabend landete unter schwierigen Bedingungen auch ein Transportflugzeug der Bundeswehr vom Typ A400M auf dem Flughafen in Kabul. Die Maschine setzte Fallschirmjäger ab, nahm auszufliegende Menschen an Bord und startete schnell wieder. Offenbar nahm das Flugzeug nur wenige Personen mit, nach Informationen der „Bild“ seien es lediglich sieben gewesen. Mehr Menschen, die auf der offiziellen Ausflugsliste standen, hätten es nicht rechtzeitig zum Flughafen geschafft, auch wegen der geltenden Ausgangssperre in Kabul ab 21 Uhr.

Das passierte am 16. August:

Peter Tschentscher: Hamburg will Afghanen aufnehmen

21.15 Uhr: Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat angesichts der Entwicklung in Afghanistan ein Statement auf Twitter veröffentlicht und die Lage als „dramatisch“ bezeichnet. „Die deutschen Staatsangehörigen und afghanischen Ortskräfte müssen so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht werden“, schreibt der SPD-Politiker. Er betont, Hamburg habe als erstes Bundesland heute angeboten, „unmittelbar und unbürokratisch 200 Gerettete aufzunehmen“.

Die Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte aus Kabul durch die Bundeswehr gestaltet sich zurzeit schwierig. Die Bundesregierung hatte am Nachmittag mehrfach Fehleinschätzung der Lage eingeräumt.

Merkel: „Entwicklung in Afghanistan ist überaus bitter“

20.29 Uhr Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den 20 Jahre dauernden internationalen Einsatz in Afghanistan als Enttäuschung bewertet. Jenseits der Bekämpfung des Terrorismus sei alles „nicht so geglückt und nicht so geschafft worden, wie wir uns das vorgenommen haben“, sagte die CDU-Politikern am Montag in Berlin. „Das ist eine Erkenntnis, die ist bitter.“ Es seien „keine erfolgreichen Bemühungen“ gewesen, sagte Merkel mit Blick auf den Versuch, das Land zu Demokratie und Frieden zu führen und dort eine freie Gesellschaft zu entwickeln.

Daraus müsse man Lehren ziehen und bei solchen Einsätzen „seine Ziele auch kleiner fassen.“ Die Taliban hätten das ganze Land erneut unter ihre Kontrolle gebracht. „Das ist eine überaus bittere Entwicklung“, sagte Merkel. „Bitter, dramatisch und furchtbar ist diese Entwicklung natürlich für die Menschen in Afghanistan.“ Bitter sei die Entwicklung aber auch für Deutschland. Merkel erinnerte an die vielen Soldaten der westlichen Verbündeten, die den Einsatz in Afghanistan mit dem Leben bezahlt haben, darunter 59 deutsche Soldaten.

Afghanische Soldaten flüchten ins Ausland

18.53 Uhr: Nicht nur die Zivilbevölkerung flieht – auch afghanische Soldaten versuchen verzweifelt, das Land zu verlassen: Der Generalstaatsanwaltschaft von Usbekistan zufolge erreichten am vergangenen Wochenende 22 Militärflugzeuge und 24 Hubschrauber mit zusammen 585 afghanischen Soldaten das Land. 84 afghanische Soldaten waren außerdem auf dem Landweg in die Ex-Sowjetrepublik geflohen. Zudem hätten 158 Zivilisten illegal die Grenze überquert.

Bundeswehrmaschine in Warteschleife über Kabul

18.19 Uhr: Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul verzögert sich. Zwei Militärtransporter vom Typ A400M wurden am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aufgehalten, weil sie wegen des Chaos auf dem Flughafen Kabul derzeit dort nicht landen können. Sie hingen deswegen nach einem Tankstopp zunächst im aserbaidschanischen Baku fest.

Eine der Maschinen startete dann am Nachmittag von dort nach Kabul, blieb aber zunächst in einer Warteschleife in der Luft. Zivilisten auf dem Flugfeld verhinderten weiterhin die Landung der Maschine, hieß es aus Militärkreisen.

Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban hatten sich am Montag auf dem Flughafen dramatische Szenen abgespielt. Verzweifelte Menschen versuchten, auf Flüge zu kommen, Videos und Bilder in sozialen Medien zeigten. Sie kletterten unter anderem über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu gelangen. Mehr dazu lesen Sie auch weiter unten. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts hatte am Vormittag gesagt: „Wir haben Meldungen dazu gesehen (…), dass dort derzeit keine Flugbewegungen stattfinden können, weil sich dort eine große Zahl verzweifelter Menschen auf dem Rollfeld aufhält.“

Auch das Weiße Haus in Washington teilte mit, dass die US-Truppen am Flughafen Kabul zunächst wieder Ordnung und Sicherheit herstellen müssen, bevor es voraussichtlich ab Dienstag erneut Evakuierungsflüge geben könne.

Maas zu Afghanistan: „Wir haben die Lage falsch eingeschätzt“

17.25 Uhr: Nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hat Bundesaußenminister Heiko Maas Fehler eingeräumt. „Es gibt auch nichts zu beschönigen: Wir alle – die Bundesregierung, die Nachrichtendienste, die internationale Gemeinschaft – wir haben die Lage falsch eingeschätzt“, räumte er am Montag ein.

Laschet gegen Zusage für Aufnahme afghanischer Flüchtlinge

16.01 Uhr: Der CDU/CSU-Kanzlerkandidat Armin Laschet lehnt eine Zusage Deutschlands für die Aufnahme afghanischer Flüchtlinge ab, die nach der Machtübernahme der Taliban erwartet werden. „Ich glaube, dass wir jetzt nicht das Signal aussenden sollten, dass Deutschland alle, die jetzt in Not sind, quasi aufnehmen kann“, sagte der CDU-Vorsitzende am Montag in Berlin nach Beratungen von Präsidium und Bundesvorstand seiner Partei. „Die Konzentration muss darauf gerichtet sein, vor Ort, jetzt diesmal rechtzeitig – anders als 2015 – humanitäre Hilfe zu leisten.“

Laschet betonte mit Blick auf den damaligen Flüchtlingsstrom nach Deutschland: „Wir dürfen die Fehler von 2015 nicht wiederholen.“ Diese hätten begonnen mit dem mangelnden humanitären Schutz in den Flüchtlingscamps des UN-Flüchtlingskommissars. Nötig sei jetzt eine „humanitäre Kraftanstrengung“. 2015 waren Hunderttausende Migranten weitgehend unkontrolliert nach Deutschland eingereist.

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hatte am Wochenende die Aufnahme von Kontingenten afghanischer Flüchtlinge in Europa, den USA und Kanada gefordert – jedoch keine Zahlen genannt.

Laschet nannte die Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan eine „politische und humanitäre Katastrophe“. Mit Blick auf den 20-jährigen westlichen Militäreinsatz in dem Land ergänzte er: „Es ist das größte Debakel, das die Nato seit ihrer Gründung erleidet.“ Der NRW-Ministerpräsident ließ auch Kritik an der Bundesregierung anklingen, indem er deren Evakuierungsaktion für deutsche Staatsangehörige und afghanische Ortskräfte als „längst überfällig“ bezeichnete. Auf die Frage, was dies bedeute, antwortete er: „Längst überfällig heißt längst überfällig.“ Die Evakuierungsmission sei „eher einer der gefährlicheren Einsätze der Bundeswehr“. Laschet forderte daher ein „robustes Mandat“ des Bundestags, also eines, das den Schusswaffengebrauch nicht nur zur Selbstverteidigung erlaubt.

Ex-US-Präsident Trump attackiert seinen Nachfolger

15.28 Uhr: Der frühere US-Präsident Donald Trump hat seinem Nachfolger Joe Biden vorgeworfen, sich den Taliban „ergeben“ zu haben. Biden habe mit seiner Afghanistan-Politik „das Vertrauen in die Macht und den Einfluss Amerikas zerstört“ erklärte Trump am Montag. Die Folgen des Abzugs der US-Truppen wären unter Führung seiner Regierung „komplett anders“ gewesen, behauptete Trump.

Trump hatte den Abzug der US-Truppen als Präsident durch ein Abkommen mit den Taliban auf den Weg gebracht. Wenn es nach Trump gegangen wäre, hätten die US-Soldaten Afghanistan schon im Mai verlassen. Biden verzögerte den Abzug, hielt im Grunde aber an dem Vorhaben seines Vorgängers fest. Im Frühjahr kündigte er an, dass die damals noch rund 2500 verbliebenen Soldaten bis zum 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September Afghanistan verlassen sollten. Zuletzt wurde das Abzugsdatum auf Ende August vorgezogen.

Trumps früherer nationaler Sicherheitsberater John Bolton sagte dem Radiosender NPR am Montag, dieser hätte vermutlich genauso gehandelt wie nun Biden. Der Präsident habe an der von Trump vorgegebenen „falschen“ Politik festgehalten, sagte Bolton. Trump hatte Bolton 2019 wegen Meinungsverschiedenheiten rausgeworfen.

Afghanisches Kampfflugzeug abgeschossen

15.26 Uhr: Die Lage wird zunehmend unübersichtlich: Ein afghanisches Kampfflugzeug ist im Süden des Nachbarlandes Usbekistan in Zentralasien abgeschossen worden. Es sei beim illegalen Grenzübertritt von einem Luftverteidigungssystem getroffen worden, teilte das Verteidigungsministerium am Montag in der Hauptstadt Taschkent usbekischen Medien zufolge mit.

Zu dem Vorfall war es demnach es am Sonntagabend nach der Einnahme der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die militant-islamistischen Taliban gekommen. Usbekische Medien veröffentlichten Fotos von einer am Boden liegenden Maschine, die beschädigt war.

Das usbekische Nachrichtenportal „Gazeta.uz“ berichtete, die Maschine sei in der Provinz Surchandarja abgestürzt. Die zwei Piloten hätten sich mit einem Fallschirm retten können. Sie seien in ein Krankenhaus gebracht worden. Unklar war, ob die Piloten vor den Taliban fliehen wollten oder weshalb das Flugzeug über Usbekistan flog. Auf dem Landweg hatten bereits viele Afghanen die Grenze überquert – auf der Flucht vor den Taliban. Erst am Samstag waren 84 afghanische Soldaten in die Ex-Sowjetrepublik geflohen.

Belgien will vier Flieger zum Evakuieren nach Afghanistan schicken

15.22 Uhr: Das belgische Verteidigungsministerium hat angekündigt, vier Flugzeuge nach Afghanistan zu schicken, um sich an der Evakuierung von Menschen auf dem Flughafen Kabul zu beteiligen. Das geht aus Angaben der zuständigen Ministerin Ludivine Dedonder hervor, wie die Nachrichtenagentur Belga am Montag berichtete. Afghanische Dolmetscher und andere Menschen, die für belgische Interessen gearbeitet hätten, könnten sich bei den belgischen Behörden melden, hieß es. Da diese Menschen häufig auch bei anderen Nationen beschäftigt gewesen seien, werde es auch die Möglichkeit geben, ein Visum für ein anderes Land zu beantragen.

Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Kabul verzögert sich

15.17 Uhr: Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul verzögert sich. Zwei Militärtransporter vom Typ A400M wurden am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aufgehalten, weil sie wegen des Chaos auf dem Flughafen Kabul derzeit dort nicht landen können. Sie hingen deswegen nach einer Zwischenlandung zunächst aufgetankt im aserbaidschanischen Baku fest. Eine der Maschinen startete dann am Nachmittag von dort nach Kabul, um sich im Luftraum für eine Landung bereitzuhalten, wenn das Flugfeld dafür wieder freigegeben wird.

Nach der Übernahme Kabuls durch die Taliban hatten sich am Montag auf dem Flughafen dramatische Szenen abgespielt. Verzweifelte Menschen versuchten, auf Flüge zu kommen, Videos und Bilder in sozialen Medien zeigten. Sie kletterten unter anderem über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu gelangen – mehr dazu lesen Sie auch weiter unten.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts hatte am Vormittag gesagt: „Wir haben Meldungen dazu gesehen (…), dass dort derzeit keine Flugbewegungen stattfinden können, weil sich dort eine große Zahl verzweifelter Menschen auf dem Rollfeld aufhält.“ Auch das Weiße Haus in Washinton teilte mit, dass die US-Truppen am Flughafen Kabul zunächst wieder Ordnung und Sicherheit herstellen müssen, bevor es voraussichtlich ab Dienstag erneut Evakuierungsflüge geben könne.

Dramatische Bilder: Afghanen klammern sich verzweifelt an Flugzeuge

15.07 Uhr: Die Verzweiflung ist kaum in Worte zu fassen: In Todesangst klammern sich Menschen in Afghanistan an Flugzeuge, die auf dem Flughafen von Kabul stehen. Sie hoffen, irgendwie an Bord zu gelangen, um mit den Maschinen das Land verlassen zu können.

Verzweifelte Afghanen versuchen irgendwie, einen Platz in Evakuierungsflugzeugen zu bekommen. Wakil Kohsar / AFP
Verzweifelte Afghanen versuchen irgendwie, einen Platz in Evakuierungsflugzeugen zu bekommen.
Verzweifelte Afghanen versuchen irgendwie, einen Platz in Evakuierungsflugzeugen zu bekommen.

Videos im Netz zeigen ähnliche Szenen. So kursieren etwa Aufnahmen, die am Flughafen von Kabul entstanden sein sollen. Sie zeigen offenbar Menschen beim Versuch, irgendwie noch an Bord einer US-Militärmaschine zu gelangen, um das Land zu verlassen. Zu Hunderten laufen Sie auf dem Rollfeld entlang, während die Maschine dort entlangfährt. Unklar ist, ob sie gerade gelandet oder im Begriff zu starten ist.

Linke: Bundesregierung hat Ortskräfte im Stich gelassen

15.03 Uhr: Die Linke hat der Bundesregierung vorgeworfen, Ortskräfte und Helfer in Afghanistan im Stich gelassen zu haben. „Diese unterlassene Hilfe der Bundesregierung, die wird Menschen das Leben kosten“, sagte die Spitzenkandidatin der Partei, Janine Wissler, am Montag in Berlin. Ortskräfte, Frauenrechtlerinnen und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen hätten beim Abzug der Bundeswehr Im Juni mitgenommen werden müssen. „Nein, man hat diese Menschen im Stich gelassen.“ Deshalb sei die Bundesregierung verantwortlich für die Gefährdung von Menschenleben in Afghanistan, jetzt, nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban.

Vorerst keine weiteren Evakuierungsflüge der Amerikaner

14.57 Uhr: Die US-Truppen am Flughafen Kabul müssen nach Angaben des Weißen Hauses zunächst Ordnung und Sicherheit wieder herstellen, bevor es ab Dienstag erneut Evakuierungsflüge geben kann. Die Soldatinnen und Soldaten würden „den Großteil des restlichen Tages“ damit verbringen, die Lage am Flughafen wieder unter Kontrolle zu bringen, sagte US-Präsident Joe Bidens stellvertretender nationaler Sicherheitsberater Jon Finer am Montag dem TV-Sender MSNBC. Im Laufe des Tages und am Dienstag würden noch mehr US-Truppen am Flughafen ankommen, sagte Finer.

Damit werde es „genügend Truppen geben, um die Sicherheit des Flughafens zu gewährleisten, damit es wieder Evakuierungsflüge für Zivilisten“ geben könne, erklärte Finer weiter. Die US-Streitkräfte wollen in Kürze bis zu 5000 Soldaten am Flughafen stationiert haben. Ein Teil der Verstärkung ist schon vor Ort. Sie unterstützen die rund 1000 US-Soldaten, die bis Anfang letzter Woche noch zur Sicherung der Botschaft und des Flughafens in Afghanistan geblieben waren.

„Schon jetzt rächen sich die Taliban“: Frauenrechtsorganisationen mit eindringlichem Appell

14.49 Uhr: Frauenrechtsorganisationen haben sich mit eindringlichen Appellen an die Bundesregierung gewandt, gerade Frauenrechtlerinnen und Mitarbeiterinnen von Hilfsorganisationen in Afghanistan bei der Ausreise zu unterstützen. Es müsse für deren Sicherheit gesorgt werden, „und das nicht nur mit Luftbrücken aus Kabul, sondern mit sicheren Fluchtwegen von überall im Land“, sagte die stellvertretende Terre-des-Femmes-Vorsitzende Inge Bell am Montag.

Insbesondere zivile Akteurinnen, die sich für die Rechte von Frauen eingesetzt hätten, schwebten nun in Todesgefahr, hieß es in einer Mitteilung der Organisation. „Schon jetzt rächen sich die Taliban an Frauen, die sich für ihre Rechte einsetzen oder eingesetzt haben“, sagte Bell.

Die Organisation „UN Women Deutschland“ rief die Bundesregierung in einem offenen Brief dazu auf, neben Botschaftsangehörigen, Ortskräften und Entwicklungshelfern „so viele Frauenrechtlerinnen wie möglich zusammen mit ihren Familien aus Afghanistan zu retten“. Viele hätten jahrelang gegen alle Widerstände vertrauensvoll mit den westlichen Ländern zusammengearbeitet. „Wir dürfen sie Folter und Mord durch die Taliban nicht schutzlos ausliefern“, hieß es in dem Schreiben.

Innenministerium: Evakuierte Afghanen dürfen einreisen

14.11 Uhr: Menschen, die angesichts der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan evakuiert werden, sollen nach dem Willen der Bundesregierung auch nach Deutschland weiterreisen dürfen. Das versicherte eine Sprecherin von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Montag in Berlin. Seehofer hatte am Freitag erklärt, Visa könnten auch erst nach der Einreise nach Deutschland erteilt werden. Auf Nachfrage, warum diese Ankündigung nicht eher erfolgt sei, sagte sie, Seehofer habe in den vergangenen Wochen immer wieder deutlich gemacht, dass er alles für die Ausreise von Ortskräften tun werde.

Die Bundeswehr setzt Maschinen vom Typ A400M ein, um Menschen außer Landes zu bringen. Sie sollen in den nächsten Tagen zentraler Bestandteil einer „Luftbrücke“ sein, über die neben den Botschaftsmitarbeitern auch andere deutsche Staatsbürger sowie Ortskräfte, die für die Bundeswehr oder Bundesministerien in Afghanistan gearbeitet haben oder noch arbeiten, nach Deutschland kommen. Die Flugzeuge bringen Betroffene aus Afghanistan zunächst nach Taschkent im Nachbarland Usbekistan, von dort geht es mit zivilen Maschinen weiter nach Deutschland.

„Unser Ziel ist es, möglichst schnell und möglichst viele zu Schützende nach Deutschland zu bringen“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts wollte keine Prognosen abgeben, wie lange eine solche Operation dauern könne. „So lange es möglich sein wird, solange die Umstände es irgendwie erlauben, werden wir alles daran setzen, diesen Menschen zu helfen.“ Er sagte auch, man sei im Kontakt mit internationalen Hilfsorganisationen und den Vereinten Nationen, um die Hilfe zur Versorgung afghanischer Flüchtlinge in den Nachbarländern Iran und Pakistan schnell substanziell ausbauen zu können.

Vorwürfe von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) vom Samstag, wonach Außenminister Heiko Maas (SPD) bei der Evakuierung von Ortskräften über Monate hinweg zu zögerlich gewesen sei, wies der Außenamts-Sprecher zurück. „Ich sehe dafür überhaupt keine Grundlage“, sagte er. Insbesondere sein Haus und das Verteidigungsministerium arbeiteten intensiv zusammen, was auch dessen Sprecher bestätigte.

Taliban haben überall in Kabul Posten bezogen

13.50 Uhr: Die Taliban haben nach ihrer faktischen Machtübernahme in Afghanistan am Montag überall in der Hauptstadt Kabul Polizeistationen und andere Behördengebäude besetzt. Das sagten Bewohner der Stadt am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Auch fuhren bewaffnete Kämpfer in Militär- und Polizeiautos sowie anderen Regierungsfahrzeugen durch die Stadt. Gleichzeitig errichteten sie weitere, eigene Kontrollpunkte in manchen Straßen, wie Bewohner weiter berichteten.

Aus dem Gesundheitsministerium hieß es in einer Erklärung vom Montag, der amtierende Gesundheitsminister Wahid Madschroh habe sich mit der Gesundheitskommission der Taliban getroffen. Demnach bedankten sich beide Seiten für die Gesundheitsdienstleistungen in dem jeweils von der anderen Seite kontrolliertem Gebiet. Der von den Taliban vorgesehene Gesundheitsminister habe alle Mitarbeiter des Gesundheitsbereiches – Männer wie Frauen – dazu aufgerufen, ihre Aufgaben im gesamten Land wieder aufzunehmen.

Das sagt Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer zur Katastrophe in Afghanistan

13.47 Uhr: Die Bundeswehr wird ihren Evakuierungseinsatz in Afghanistan nach Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) so lange wie irgend möglich fortsetzen. „So lange es möglich ist, wird die Bundeswehr so viele Menschen wie möglich aus Afghanistan rausholen und die Luftbrücke aufrecht halten“, sagte Kramp-Karrenbauer am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen in Beratungen des CDU-Vorstands in Berlin. Dies hänge aber an der Unterstützung der Amerikaner, den Flughafen von Kabul offen zu halten.

Die Bundeswehr habe ihre Ortskräfte mit notwendigen Papieren ausgestattet, sagte Kramp-Karrenbauer demnach weiter. Viele seien in der vergangenen Woche mit regulären Flugzeugen nach Deutschland gekommen. Was die Ortskräfte der Bundeswehr angehe, sei man auf gutem Wege gewesen. Schwieriger sei die Lage für die Hilfsorganisationen vor Ort. Die Ministerin betonte, die Lage werde stündlich neu analysiert. Es gebe einen intensiven Austausch mit den US-Streitkräften.

Sie habe in den vergangenen Tagen mit Angehörigen der Bundeswehr gesprochen, die in Afghanistan gewesen seien, sagte Kramp-Karrenbauer demnach weiter. „Sie waren erschüttert, über das was passiert“, wurde die Ministerin zitiert. Kramp-Karrenbauer betonte, das Verteidigungsministerium werde sich ganz auf die Evakuierungsoperation konzentrieren – sie selbst sagte deshalb Wahlkampfveranstaltungen ab. Spezialkräfte und Fallschirmjäger seien im Einsatz. „Das ist ein äußerst gefährlicher Einsatz für unsere Truppen“, sagte die Ministerin demnach.

Niederlande schicken mehrere Militärflugzeuge nach Afghanistan

13.40 Uhr: Die Niederlande wollen mehrere Militärflugzeuge nach Afghanistan schicken, um eigene Bürger sowie lokale Mitarbeiter zu evakuieren. Eine Maschine sei bereits unterwegs, teilte Verteidigungsministerin Ank Bijleveld am Montag über Twitter mit. Zunächst sollten „Dolmetscher, lokales Personal der Botschaft und Familien“ evakuiert werden. Das Ministerium machte bisher keine Angaben, um wie viele Menschen es geht. Unklar war auch, wann die Maschine in Kabul eintreffen soll.

Die Niederlande würden alles tun, um eigene Bürger, Hilfskräfte und „andere, die unseren Schutz verdienen“, aus Afghanistan zu holen, sagte Ministerpräsident Mark Rutte. Die Lage im Land sei aber „unübersichtlich und sehr besorgniserregend.“

Gefechte zwischen USA und Taliban am Flughafen

13.25 Uhr: Die Taliban versuchen offensichtlich mit Waffengewalt zu verhindern, dass Afghanen das Land verlassen. Auf Internetvideos ist zu sehen, wie Massen von Flüchtlingen auf den Flughafen in Kabul zuströmen – im Hintergrund hört man Schüsse. Die verängstigten Menschen, teilweise mit und teilweise ohne Gepäck unterwegs, schreien und versuchen schnellstmöglich zu entkommen.

Die Journalistin Natalie Amiri schrieb auf Twitter, dass das US-Militär Warnschüsse abfeuere und Sicherheitskräfte sich im Flughafengebäude Gefechte mit den Taliban liefern würden. Es seien Schusssalven zu hören.

EU-Außenminister beraten bei Sonderkonferenz über Afghanistan

13.17 Uhr: Die Außenminister der EU-Länder kommen angesichts der faktischen Machtübernahme der Taliban in Afghanistan am Dienstagnachmittag zu einer außerordentlichen Videokonferenz zusammen. Das kündigte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Montag auf Twitter an.

Die Ministerinnen und Ministerinnen sollen demnach eine erste Bewertung der Lage vornehmen. „Afghanistan steht an einem Scheideweg“, schrieb Borrell zudem. Die Sicherheit und das Wohlergehen der Afghaninnen und Afghanen sowie die internationale Sicherheit stünden auf dem Spiel.

AfD-Chef für Aufnahme afghanischer Ortskräfte und Angehöriger

12.48 Uhr: AfD-Co-Chef Jörg Meuthen hat sich für die Aufnahme afghanischer Ortskräfte und deren Angehöriger in Deutschland ausgesprochen. „Ja, wir haben eine moralische Pflicht, nach Maßgabe unserer Möglichkeiten nun auch jene Afghanen zu retten, die unmittelbar für uns gearbeitet haben und nun in äußerster Lebensgefahr sind“, schrieb Meuthen am Montag bei Facebook. Das gelte selbstverständlich auch für deren Angehörige, die ansonsten von den Taliban „per Sippenhaft gefoltert, missbraucht und getötet“ würden. Afghanen, die sich für die deutsche Mission eingesetzt hätten, müssten „aufgrund des Versagens des Westens nun auch nach Deutschland kommen können“.

Einen Antrag der Grünen-Fraktion im Bundestag vom 23. Juni auf die Aufnahme afghanischer Ortskräfte und deren Familienangehöriger hatte die AfD-Fraktion – ebenso wie CDU und SPD – noch abgelehnt.

AfD-Spitzenkandidatin und Fraktionschefin Alice Weidel äußerte sich ebenfalls bei Facebook. Auf das Thema Ortskräfte ging sie dabei nicht ein. Weidel forderte mit Blick auf eine mögliche Flüchtlingsbewegung eine Aussetzung des Asylrechts. Eine Migrationswelle aus Afghanistan stehe bevor. Deutschland sei weit davon entfernt, „die negativen Auswirkungen der Grenzöffnung von 2015“ bewältigen zu können. „Wir müssen zuerst an die Sicherheit der deutschen Bürger denken. Das Asylrecht muss daher ausgesetzt, die Grenzen geschützt und Migranten ohne Einreiseerlaubnis zurückgewiesen werden“, schrieb Weidel. 2015 waren fast 900.000 Migranten weitgehend unkontrolliert nach Deutschland eingereist, ein Großteil aus dem Bürgerkriegsland Syrien.

Auch Meuthens Co-Chef und Weidels Co-Spitzenkandidat Tino Chrupalla verwies auf 2015. „Einen weiteren Kontrollverlust wie 2015 kann sich Deutschland nicht erlauben“, teilte er mit. Die Bundesregierung müsse umgehend veranlassen, „dass die Bundespolizei die Grenzen lückenlos schützen und Migranten ohne Einreiseerlaubnis abweisen darf“.

Große Wut auf geflüchteten Präsidenten Ghani in den sozialen Medien

12.24 Uhr: Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban drücken viele Afghanen in sozialen Medien große Wut über den geflüchteten Präsidenten Aschraf Ghani aus. Er habe Afghanistan zerstört, durch ihn seien Tausende Kinder nun vaterlos, er habe dem Land jegliche Sicherheit genommen und schließlich dem Feind übergeben, schrieb die Sängerin Sedika Madadgar auf Facebook. Er werde als das „schmutzigste Tier“ in die Geschichte des Landes eingehen.

Eine junge Frau schrieb auf Facebook, dass wegen Ghani nun ihre Familie Bücher und Musikinstrumente verbrennen müsse, mit denen auch so viele Kindheitserinnerungen verbunden seien. Wieder andere teilten Bilder von Ghani und versahen diese lediglich mit Schimpfwörtern.

Verteidigungsausschuss plant Sondersitzung am Mittwoch

12.13 Uhr: Nach der faktischen Machtübernahme der islamistischen Taliban in Afghanistan soll sich der Verteidigungsausschuss des Bundestags noch diese Woche zu einer Sondersitzung treffen. Die Obleute des Gremiums seien sich einig, dass dies vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen und des Evakuierungseinsatzes der Bundeswehr zeitnah notwendig sei, heißt es in einem Schreiben des Vorsitzenden Wolfgang Hellmich (SPD) an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). Als Termin für die Sitzung komme dieser Mittwochmittag (13.00 Uhr) in Betracht, hieß es.

Außenminister Heiko Maas (SPD) berief angesichts der noch unübersichtlichen Lage nach dem Einmarsch der extremistischen Aufständischen für diesen Montagnachmittag ein weiteres Mal den Krisenstab der Bundesregierung ein. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte für diese Woche alle Termine wegen der Lage in Afghanistan ab.

Ex-Nato-Chef lehnt neuen Militäreinsatz in Afghanistan ab

12.01 Uhr: Der frühere britische Nato-Generalsekretär George Robertson hat einen neuen Militäreinsatz mit britischer Beteiligung in Afghanistan abgelehnt. „Wir können dort nicht militärisch reingehen – das ist vorbei, das ist beendet“, sagte Robertson am Montag dem Sender BBC. Der Abzug der Truppen aus dem Bürgerkriegsland sei „viel zu schnell“ gewesen, fügte der britische Labour-Politiker hinzu. Hätte man sich stärker an der Lage vor Ort orientiert und die Kräfte Schritt für Schritt abgezogen, „hätte diese Katastrophe vielleicht verhindert werden können“.

Die militant-islamistischen Taliban hatten in den vergangenen Tagen in Afghanistan in rasantem Tempo eine Stadt nach der anderen eingenommen. Am Sonntag drangen sie auch in die Hauptstadt Kabul ein und brachten den Präsidentenpalast unter ihre Kontrolle.

Man müsse nun seine Lektionen lernen und die eigene Verteidigung widerstandsfähiger machen, warnte Robertson. „Und wir müssen aufpassen, was die internationalen Auswirkungen dieses Scheiterns sein werden – sie werden nicht gut sein.“

Robertson hatte den Posten des Nato-Generalsekretärs auch während des Terroranschlags auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 inne, der sich in wenigen Wochen zum 20. Mal jährt. „Es ist tragisch, dass wir uns an das Desaster von 9/11 erinnern werden, während die Taliban im Präsidentenpalast in Kabul die Macht übernommen haben“, sagte der 75-Jährige.

Merkel spricht von bitteren Stunden in Afghanistan

11.26 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat angesichts der aktuellen Entwicklung in Afghanistan mit dem Vormarsch der militant-islamistischen Taliban von „bitteren Stunden“ gesprochen. Die Bundeskanzlerin machte in einer Sitzung des CDU-Präsidiums deutlich, wie wichtig die gerade angelaufene Aktion der Bundeswehr zur Rettung von deutschen Staatsangehörigen, Angehörigen der Botschaft und Ortskräften sei. Demnach wies sie ausdrücklich auch auf die Tatsache hin, dass die Sicherung des Flughafens in Kabul nur mit Unterstützung von US-Truppen möglich sei.

Dadurch werde deutlich, was man könne und was nicht, sagte Merkel nach diesen Informationen offenbar auch mit Blick auf die Möglichkeiten der Bundeswehr. Angesichts der drohenden Flüchtlingsbewegungen machte die Kanzlerin klar, wie wichtig es sei, die Nachbarländer Afghanistans sowie die gesamte Region zu unterstützen. Inwieweit Menschen Afghanistan verlassen könnten, werde aber abhängig von den Taliban sein, ergänzte sie demnach.

Merkel wies nach diesen Informationen auf die Richtungsentscheidung der US-Regierung zum Abzug aus Afghanistan sowie auf den Ursprung der westlichen Militäraktion in Afghanistan hin: Die Anschläge von Al-Kaida in den USA vom 11. September 2001 hatten den US-geführten Militäreinsatz in Afghanistan ausgelöst. Der Drahtzieher der Anschläge, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden, hielt sich unter dem Schutz der Taliban in Afghanistan auf.

Verzweifelte Flucht: Videos zeigen offenbar von Flugzeugen fallende Menschen

11.17 Uhr: In der afghanischen Hauptstadt Kabul sorgen in sozialen Medien geteilte Videos für Entsetzen, die zeigen sollen, wie Menschen aus beträchtlicher Höhe von einem Militärflugzeug fallen. Es wurde gemutmaßt, dass die Menschen sich im Bereich der Flugzeugräder der Militärmaschine versteckt hatten. Diese Angaben konnten bislang nicht unabhängig verifiziert werden.

Ein Mann, der in der Nähe des Flughafens lebt, schrieb der Deutschen Presse-Agentur auf Facebook, auf einem benachbarten Dach sei eine dieser Personen gelandet. Es habe gekracht, als habe es eine Explosion gegeben, schrieb der Mann. Er teilte Bilder und Videos der Leiche und sagte noch drei weitere Männer seien in der Nachbarschaft gefunden worden.

Hunderte oder vielleicht auch Tausende Menschen haben sich seit Sonntag zum Flughafen aufgemacht, um nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban aus dem Land zu kommen. Bilder in sozialen Medien zeigen, wie sie überall am zivilen Teil des Flughafengeländes stehen oder über Drehleitern klettern, um in ein Flugzeug zu gelangen.

Dramatische Lage am Flughafen in Kabul

11.10 Uhr: Am Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul spielen sich seit Sonntag dramatische Szenen ab. Auf Videos im Netz ist zu sehen, wie Menschen in Panik auf das Gelände laufen und versuchen, einen Platz in einer der wenigen noch da stehenden Maschinen zu bekommen.

Ihre verzweifelte Angst ist nachvollziehbar: Der Sicherheitsexperte der regierungsnahen Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Markus Kaim, geht davon aus, dass der Flughafen nach dem Einmarsch der Taliban noch höchstens bis zu einer Woche für Evakuierungen offen sein wird. „Der Flughafen Kabul bietet noch ein Zeitfenster zum Transport von vielleicht drei Tagen, vielleicht höchstens Woche, dann schließt sich dieses Zeitfenster und wer dann das Land nicht verlassen hat, wird dort bleiben müssen“, sagte Kaim im Interview mit dem Sender Phoenix.

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Die Bundesregierung ging laut Medienberichten davon aus, dass es für die Evakuierung von deutschen Staatsbürgern und Ortskräften ein „Operationsfenster bis zum 31. August“ gebe. Aber: Auch sie schloss nicht aus, dass sich das Zeitfenster früher schließen könnte. 

Kritik an Außenminister Maas: Lage falsch eingeschätzt

11.06 Uhr: Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner hat Außenminister Heiko Maas (SPD) wegen der aktuellen Entwicklung in Afghanistan kritisiert. „Der Außenminister hat die Lage wirklich falsch auch eingeschätzt“, so Klöckner. Deshalb müsse nun sehr schnell gehandelt werden. „Es wird auf die nächsten Stunden ankommen“, sagte Klöckner und ergänzte, es werde „darauf ankommen, jetzt unsere Leute rauszuholen“, und auch jene, die Deutschland vor Ort unterstützt hätten.

Sie erwarte, dass sich Maas mit den EU-Außenministern noch heute abstimme, sagte Klöckner. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) habe gehandelt und sei mit der Bundeswehr in Afghanistan, um vor Ort zu helfen. Sie sei auch enttäuscht über das Vorgehen etwa der USA oder Kanadas in Afghanistan, kritisierte Klöckner. Auch deswegen müsse man sich dringend europäisch abstimmen.

Flüchtlingsbewegungen wie im Jahr 2015 dürften sich nicht wiederholen, warnte Klöckner. Deshalb sei die Absprache in der Staatengemeinschaft so wichtig. 2015 und danach hatte eine große Flüchtlingsbewegung nach Deutschland zu einer schweren innenpolitischen Krise geführt. Alle wüssten, was es vor allem für Frauen und Mädchen bedeute, dass die militant-islamistischen Taliban das Land ohne großen Widerstand der dortigen Regierungstruppen „ins Mittelalter zurückbomben. Das heißt Vergewaltigung, das heißt Erniedrigung, das heißt am Ende: Keine Schule, kein Studienabschluss gerade für Frauen und Mädchen“, sagte Klöckner.

Integrationsbeauftragte: Aufnahme in Nachbarländern nötig

10.43 Uhr: Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), hat eine Versorgung afghanischer Flüchtlinge in der Region gefordert. „Die Lage in Afghanistan ist verheerend“, erklärte sie am Montag. „Jetzt muss es darum gehen, die Botschaftsangehörigen und die Ortskräfte mit ihren Kernfamilien schnell in Sicherheit zu bringen – dabei dürfen die Frauen und Mädchen nicht vergessen werden.“ Sie fügte hinzu: „Die Staatengemeinschaft muss jetzt alles dafür tun, die Nachbarländer in die Lage zu versetzen, Schutzbedürftige aufzunehmen und eine humanitäre Versorgung aufzubauen.“

Linke: „Holt jetzt die Leute da raus!“

10.07 Uhr: Die Linke hat die Bundesregierung aufgefordert, Ortskräfte und Frauenrechtlerinnen aus Afghanistan auszufliegen. „An die Bundesregierung: Holt jetzt die Leute raus!“, schrieb Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow am Montag bei Twitter. Der Spitzenkandidat der Linken, Dietmar Bartsch, forderte eine Kraftanstrengung, um eine „weitere humanitäre Katastrophe abzuwenden“.

Dazu habe Deutschland „als bisherige Kriegspartei“ dort „die verdammte Pflicht und Schuldigkeit“, schrieb er bei Twitter. Auf Nachfrage sagte er, Deutschland müsse afghanische Ortskräfte und Frauenrechtlerinnen „schnell und sicher“ aus dem Land holen. Auch Bartsch forderte, wie zuvor bereits Unionspolitiker, einen EU-Sondergipfel zur Lage in Afghanistan.

„Wenn Einsätze wie in Afghanistan in so einem Desaster enden, ist die Frage überfällig, was dieser Interventionismus soll“, schrieb Hennig-Wellsow.

China wirbt für friedliche Machtübergabe an Taliban

10.01 Uhr: China hat die militant-islamistischen Taliban zu einer friedlichen und reibungslosen Machtübernahme in Afghanistan aufgefordert. „Die Lage in Afghanistan hat sich wesentlich verändert, und wir respektieren den Willen und die Entscheidung des afghanischen Volkes“, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Hua Chunaying, am Montag vor der Presse in Peking. Ein Ende des Krieges und die Schaffung von Frieden seien sowohl der einhellige Wunsch der mehr als 30 Millionen Afghanen als auch die gemeinsame Erwartung der internationalen Gemeinschaft und der Länder in der Region.

Die Sprecherin wies auf eine Erklärung der Taliban vom Vortag hin, dass der Krieg vorbei sei und sie über eine offene und inklusive islamische Regierung verhandeln wollten. Auch wollten sie die Sicherheit der afghanischen Bürger und ausländischer Vertretungen wahren, zitierte Hua Chunying. „China erwartet, dass diese Erklärungen umgesetzt werden, um einen reibungslosen Übergang in Afghanistan sicherzustellen, jede Art von Terrorismus und Verbrechen einzudämmen und es dem afghanischen Volk zu ermöglichen, den Krieg hinter sich zu lassen und ein besseres Zuhause wiederaufzubauen.“

Evakuierung deutscher Staatsbürger hat begonnen

9.31 Uhr: Nach dem Einmarsch der militant-islamistischen Taliban in Kabul hat die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der afghanischen Hauptstadt begonnen. In der Nacht zu Montag landeten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar.

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Wenige Stunden später startete am frühen Morgen die erste Bundeswehr-Militärmaschine mit deutschen Soldaten an Bord, die die Evakuierung absichern sollen. Die Fallschirmjäger der Division Schnelle Kräfte sind speziell für solche Einsätze ausgebildet. Zudem sind deutsche Militärpolizisten («Feldjäger») und Bundeswehrsanitäter beteiligt.

Chaotische Szenen am Flughafen in Kabul

8.37 Uhr: Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban spielen sich dramatische Szenen am Flughafen der afghanischen Hauptstadt ab. Hunderte Menschen sind seit Sonntag zum Flughafen gefahren und versuchen, auf Flüge zu kommen, wie in sozialen Medien geteilte Videos und Bilder zeigen. Menschen kletterten über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu kommen. Auch Afghanen, die nicht einmal Reisepässe hätten, würden ihr Glück versuchen, sagten Bewohner von Kabul.

Es gab zudem am Sonntag erste noch unbestätigte Berichte, dass Menschen am Flughafen zu Tode gekommen seien. Davor hatte es Berichte gegeben, US-Soldaten, die den Flughafen absichern, würden Warnschüsse abgeben.

Am Montag verbreiteten sich in Kabul zudem Gerüchte, dass jeder, der es zum Flughafen schaffe, evakuiert werde, sagte ein Bewohner der Stadt. Es gibt jedoch keinerlei Hinweise, dass diese Gerüchte zutreffen. Die deutsche Botschaft warnte auf Twitter sogar davor, zum Flughafen ohne Aufforderung zu fahren. Dies könne gefährlich sein.

Die Fluglinie Emirates hat mittlerweile die Flüge nach Kabul eingestellt, wie aus einer Mitteilung auf der Website der Fluglinie von der Nacht zu Montag hervorgeht. Der Flughafen Kabul habe laut lokalen Medien eine Mitteilung herausgegeben, derzufolge keine kommerziellen Flüge mehr stattfänden. In der Mitteilung würden die Menschen aufgerufen, nicht zum Flughafen zu kommen.

UN plant Sondersitzung

7.12 Uhr: Nach dem Einmarsch der Taliban in die afghanische Hauptstadt Kabul und der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani befasst sich der UN-Sicherheitsrat mit der brisanten Lage in dem Krisenstaat. Auf Antrag Estlands und Norwegens kommt das Gremium an diesem Montagvormittag in New York (10 Uhr Ortszeit) zu einer Sondersitzung zusammen.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres äußerte sich tief besorgt und rief die islamistischen Aufständischen sowie alle anderen Konfliktparteien zu „äußerster Zurückhaltung“ auf. Die Vereinten Nationen seien weiter entschlossen, zu einer friedlichen Beilegung des Konflikts beizutragen sowie die Menschenrechte aller Afghanen, insbesondere die von Frauen und Mädchen, zu fördern. Überdies gelte es, lebensrettende humanitäre Hilfe und wichtige Unterstützung für Zivilisten in Not zu leisten, sagte er.  (mik/prei/dpa)

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