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Butscha
  • Satelliten-Bilder von Mitte März zeigen Leichen in Butscha. Damals war die Stadt von russischen Truppen besetzt.
  • Foto: Twitter/@nytimes

Grauen von Butscha: Satelliten-Bilder widerlegen russische Propaganda

Seit Tagen ist die Welt erschüttert: Wohl Hunderte Zivilist:innen sind nach ukrainischen Angaben im Kiewer Vorort Butscha von russischen Einheiten getötet worden. Der Kreml bestreitet dies, als sie abgezogen seien, habe es noch keine Leichen gegeben. Nun scheinen US-amerikanische Satelliten-Bilder zu belegen, dass schon Mitte März die Straßen Butschas voll toter Körper waren. Putin und Russland könnte Klage wegen Kriegsverbrechen drohen.

Die Bilder waren zuerst in der „New York Times“ zu sehen. Deutlich zu sehen auf dem Material: Schon vor rund drei Wochen lagen Leichen an exakt den gleichen Stellen wie vor einigen Tagen, als ukrainische Kräfte in den Vorort von Kiew vorrückten, den russische Truppen kurz zuvor verlassen hatten.

Außenminister Lawrow: „Erfundener Angriff“

Russische Offizielle hatten zuvor nicht nur bestritten, dass ihre Armee die Zivilist:innen getötet hatte. Sie hatten auch von Propaganda des Westens und der Ukraine gesprochen. Außenminister Sergej Lawrow etwa sprach von einem von der Ukraine inszenierten „erfundenen Angriff“. Das Moskauer Verteidigungsministerium hatte behauptet, die Fotos und Videos von Leichen in Butscha seien „Fälschungen“.

Doch auch internationale Journalist:innen berichten glaubhaft von den Leichen vor Ort. Stellvertretend sei etwa Enno Lenze aus Berlin genannt. Mit eigenen Augen habe er die Toten von Butscha gesehen. „Es gibt aufgeplatzte Körper, zerteilte und verbrannte. Zudem fehlende Gliedmaßen.“

„Glaubt ihr, wir denken uns hier Kriegsverbrechen aus?“

Umso mehr entsetze ihn, dass auch im Netz Menschen die russischen Lügen glaubten: „Was meint ihr? Dass alle Journalisten sich abends zusammensetzen und sagen: Lasst uns mal Kriegsverbrechen ausdenken? Und dann schminken wir hier Leute und schleppen sie 50 Kilometer weit, nur um den Knut und den Willi auf Twitter zu verschaukeln?“

https://twitter.com/ennolenze/status/1510646041971937281

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenkyj indes hat nach seinem Besuch in Butscha bekräftigt, die „Kriegsverbrechen“ aufklären lassen zu wollen. Dazu arbeite man unter anderem mit der EU und dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zusammen, sagte er. UN und EU haben unterdessen Ermittler:innen geschickt, wollen vor Ort ermitteln.

Noch mehr Tote Zivilist:innen in Borodjanka?

Die Berichte über weitere Kriegsverbrechen in mehreren Ortschaften rund um Kiew häufen sich, mehr als 7000 wurden bislang gemeldet. Die meisten Opfer habe es dabei nicht einmal in Butscha, sondern in Borodjanka gegeben, sagte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa. „Ich denke, wir werden gesondert über Borodjanka sprechen.“


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Auch die USA sammeln derweil Beweismaterial, um eine internationale Anklage gegen Russland und Präsident Wladimir Putin wegen Kriegsverbrechen anstrengen zu können. Das sagte der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan. Ob die Gräueltaten als „Völkermord“ einzustufen seien, dafür gebe es noch keine Beweise, so Sullivan.

Pentagon: „Offensichtlich russische Kräfte verantwortlich“

Aus dem Pentagon aber hieß es: „Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich – nicht nur für uns, sondern für die Welt – dass russische Kräfte für die Gräueltaten in Butscha verantwortlich sind“, so Sprecher John Kirby. Auch US-Präsident Joe Biden bekräftigte noch einmal in einer Rede, dass er Putin für einen „Kriegsverbrecher“ halte.

Die USA und Großbritannien bemühen sich daher auch um eine Suspendierung Russlands aus dem UN-Menschenrechtsrat. Auch Russland hatte um eine Sondersitzung der UN-Vollversammlung gebeten. Allerdings, um angebliche ukrainische „Fake News“ rund um die Ereignisse in Butscha zu thematisieren.

Lesen Sie auch: Das Massaker von Butscha: Straßen voller Leichen – Klitschko spricht von „Völkermord“

Der Bürgermeister des Ortes, Anatoli Fedoruk, bat per Video Ärzt:innen und Mitarbeitende von Hilfsorganisationen: „Wenn Sie können, kommen Sie zurück!“ Seine Stadt brauche Hilfe, nachdem sie „in ein Konzentrationslager“ umgewandelt worden sei. „Meine Leute wurden aus Spaß oder aus Wut erschossen“, so Fedoruk fassungslos. (km)

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