Einige der Opfer von Kramatorsk starben am Gleis, als sie auf Züge in Richtung Westukraine warteten.
  • Einige der Opfer von Kramatorsk starben am Gleis, als sie auf Züge in Richtung Westukraine warteten.
  • Foto: ANATOLII STEPANOV/AFP

„Für die Kinder“: Raketenangriff auf Evakuierungsbahnhof – Dutzende Tote

Sie hofften auf Rettung – und fanden den Tod: In der ukrainischen Stadt Krematorsk sind am Freitagvormittag mehrere Dutzend Menschen ums Leben gekommen, als der örtliche Bahnhof bombardiert wurde. Russen und Ukrainer geben sich gegenseitig die Schuld an dem Blutbad.

Bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk sind nach offiziellen Angaben Dutzende Menschen getötet und verletzt worden. Es gebe 30 Tote und 100 Verletzte, sagte Eisenbahnchef Olexander Kamischyn am Freitagmorgen. Dem ukrainischen Geheimdienst SBU zufolge wurden mindestens 39 Menschen getötet – 35 Erwachsene und 4 Kinder.

Menschen wollten über Krematorsk aus der Ostukraine fliehen

Besonders perfide: Nach Angaben von Gouverneur Pawlo Kyrylenko waren Tausende Menschen zum Bahnhof in Kramatorsk gekommen, um von dort aus evakuiert zu werden. Ein AFP-Reporter hatte am Morgen hunderte Menschen gesehen, die auf einen Zug Richtung Westen warteten. Russland hatte zuvor angekündigt, sich militärisch künftig auf die „Befreiung“ des Donbass im Osten der Ukraine zu konzentrieren. Die Regionalbehörden hatten die Bewohner der Region daher aufgefordert, weiter nach Westen zu fliehen.

Sie warteten auf ihre Evakuierung: In Kramatorsk sind Dutzende Menschen bei einem Raketen-Angriff getötet worden. Ihre Leichen wurden zum Teil mit Planen abgedeckt. HERVE BAR/AFP
Sie warteten auf ihre Evakuierung: In Kramatorsk sind Dutzende Menschen bei einem Raketen-Angriff getötet worden. Ihre Leichen wurden zum Teil mit Planen abgedeckt.
Sie warteten auf ihre Evakuierung: In Kramatorsk sind Dutzende Menschen bei einem Raketen-Angriff getötet worden. Ihre Leichen wurden zum Teil mit Planen abgedeckt.

Kramatorsk liegt in dem Teil des umkämpften ostukrainischen Gebiets Donezk, der von der Ukraine kontrolliert wird. Prorussische Separatisten erheben Anspruch auf das gesamte Verwaltungsgebiet. Die Menschen, die Koffer und Taschen bei sich hatten, wollten aus Angst vor Angriffen die Stadt verlassen.

„Für die Kinder“: Raketenangriff auf Evakuierungsbahnhof in Krematorsk

Nach Angaben eines „Spiegel“-Reporters in Kramatorsk kamen an dem Bahnhof mindestens 35 Menschen ums Leben, darunter sollen vier Kinder sein. Die meisten Opfer seien aber ältere Frauen gewesen, so der „Spiegel“ unter Berufung auf örtliche Quellen.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters wurde das Bahnhofsgebäude um 10.32 Uhr ukrainischer Zeit direkt von mindestens einer Rakete getroffen. Auf dem Gleis, im Gebäude selbst und auf dem Platz vor dem Bahnhof herrsche „eine ungeheure Verwüstung.“ Bilder von AFP-Fotografen vor Ort bestätigten diese Schilderungen. An mehreren Stellen seien riesige Blutlachen zu sehen, schrieb Reuters weiter. Auf einem Grünstreifen vor dem Bahnhof sei das Triebwerk der Rakete gefunden worden – darauf stehe eine Inschrift, die man mit „für die Kinder“ oder „wegen der Kinder“ übersetzen könne, so Reuters.

Das Triebwerk der Rakete. Auf dem Rumpf soll laut Reuters „für die Kinder“ stehen. ANATOLII STEPANOV/AFP
Das Triebwerk der Rakete. Auf dem Rumpf soll laut Reuters „für die Kinder“ stehen.
Das Triebwerk der Rakete. Auf dem Rumpf soll laut Reuters „für die Kinder“ stehen.

Russen und Ukrainer geben sich gegenseitig die Schuld an dem Blutbad

Laut Eisenbahnchef Kamischyn schlugen zwei Raketen ein. Die ukrainische Seite gab russischen Truppen die Schuld. Kyrylenko warf Russland vor, absichtlich auf Zivilisten gezielt zu haben. „Sie wollten so viele friedliche Menschen wie möglich als Geiseln nehmen, sie wollten alles Ukrainische zerstören“, schrieb er bei Telegram. Auch Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj machte Russland für die Attacke verantwortlich. Seinen Angaben zufolge handelte es sich bei den Geschossen um Raketen des Typs „Totschka-U“.

Auch prorussischen Separatisten sprachen von einer „Totschka-U“, behaupteten aber, ukrainische Truppen hätten sie abgefeuert. „Unsere Streitkräfte nutzen diesen Raketentyp nicht“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Agenturen zufolge. (mik/afp/dpa)

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