Plan A gescheitert: Was Putin jetzt anscheinend in der Ukraine vorhat
Seit gut einem Monat ist in der Ukraine Krieg, angezettelt von Russlands Präsident Wladimir Putin. Der hatte wohl nicht damit gerechnet, dass überhaupt so lange gekämpft wird. Doch Plan A seines Angriffs ging nicht auf – Beobachter glauben, dass er nun seine Taktik geändert hat.
Die Invasion kommt ins Stocken: Schon seit mehreren Tagen gibt es Berichte, wonach die russischen Streitkräfte kaum noch vorankommen. Im Gegenteil: An mehreren Orten sollen die Ukrainer bereits an Russland verlorene Gebiete zurückerobert haben. So sind etwa Irpin, Bucha und Hostomel nördlich der Hauptstadt nach Angaben aus Kiew wieder unter vollständiger Kontrolle der Ukrainer.
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Seit gut einem Monat ist in der Ukraine Krieg, angezettelt von Russlands Präsident Wladimir Putin. Der hatte wohl nicht damit gerechnet, dass überhaupt so lange gekämpft wird. Doch Plan A seines Angriffs ging nicht auf – Beobachter glauben, dass er nun seine Taktik geändert hat.
Die Invasion kommt ins Stocken: Schon seit mehreren Tagen gibt es Berichte, wonach die russischen Streitkräfte kaum noch vorankommen. Im Gegenteil: An mehreren Orten sollen die Ukrainer bereits an Russland verlorene Gebiete zurückerobert haben. So sind etwa Irpin, Bucha und Hostomel nördlich der Hauptstadt nach Angaben aus Kiew wieder unter vollständiger Kontrolle der Ukrainer.
Damit dürfte das ursprünglich von Moskau geplante Szenario gescheitert sein. Präsident Wladimir Putin wollte, so berichten es Insider, die Ukraine eigentlich in einem viertägigen Blitzkrieg bezwingen und unterwerfen. Nun mehren sich die Anzeichen, wonach der Kremlchef seine Strategie geändert hat.
Plan A gescheitert: Was jetzt Putins Kriegsziel sein könnte
Man konzentriere sich nun auf „das Erreichen des Hauptziels – die Befreiung des Donbass“, sagte Russlands Vize-Generalstabschef Sergej Rudskoj am Freitag. Die Ankündigung überrascht, schließlich betonte Putin selbst doch stets, es ging ihm bei seinem Angriffskrieg um die „Entnazifizierung“ des kompletten, von einem jüdischen Präsidenten regierten Nachbarlandes. Auch unterstrich der Kremlchef, die Ukraine solle durch seine Invasion gänzlich demilitarisiert werden.
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Dazu passte seine Angriffstaktik: Russische Truppen fielen über die russisch-ukrainische Grenze, die Regionen Donetsk und Luhansk sowie die Krim-Halbinsel in den Süden und Osten des Landes ein. Gleichzeitig starteten von Belarus aus Attacken auf die Hauptstadt Kiew – maximaler Druck an mehreren Flanken.
Putin spekulierte, so beschrieben es Beobachter, auf überrumpelte ukrainische Streitkräfte, willfährige Bürger, schnelle Gebietsgewinne und vor allem auf ein sofortiges Fallen der Hauptstadt. Doch man sehe „glasklar, dass die Russen nicht einmal annähernd genug Kräfte und Ressourcen für diesen maximalistischen Plan haben“, schrieb der ukrainische Journalist Illia Ponomarenko auf Twitter.
Das sieht Moskau freilich anders: „Im Großen und Ganzen sind die grundlegenden Aufgaben der ersten Etappe der Operation erfüllt“, behauptete Rudskoj. Wie viele Operationsphasen vorgesehen sind, sagte er aber nicht.
Krieg in der Ukraine: Warum der Donbass jetzt in den Fokus rückt
Der Donbass dürfte künftig jedoch eine entscheidende Rolle spielen: Gelingt es Russland, die dort kämpfenden ukrainischen Soldaten einzukesseln, droht der Ukraine im Osten des Landes eine heftige Niederlage. Schon jetzt sollen nach Rudskojs Angaben 93 Prozent der Region um Luhansk unter russischer Kontrolle sein.
Und Putin lässt dort offenbar weiter Truppen zusammenziehen. So sollen sich die Russen in den letzten Tagen aus den heftigen umkämpften Vororten Kiews, sowie aus Mykolajiw im Südwesten und Charkiw nördlich der Donbass-Region zurückgezogen haben. Stellenweise verzeichneten die Ukrainer dabei Gebietsgewinne von bis zu 35 Kilometern, das ging aus britischen Geheimdienstinformationen hervor. Die verbliebenen Russen sollen sich nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums „eingegraben“ haben. „Sie bauen Verteidigungspositionen auf“, sagte ein Pentagon-Vertreter am Freitag bei einem Journalisten-Briefing.
Warum aber jetzt die Konzentration auf den Donbass? Kyrylo Budanow, Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, glaubt, dass Putin an der Teilung des Landes arbeitet. Demnach sei Russland bestrebt, einen stabilen Landkorridor zwischen den besetzten Gebieten im Südosten und der annektierten Krim-Halbinsel zu schaffen, schrieb Budanow am Sonntag auf Facebook.
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Mittelpunkt der neuen Verbindungsachse solle Mariupol sein. Das könnte erklären, warum die Hafenstadt in den letzten Tagen besonders heftig unter Beschuss genommen wurde. Nach Augenzeugenberichten soll Mariupol beinahe ausradiert sein, Menschen bestatten ihre toten Angehörigen aus der Not heraus mitten auf der Straße.
Wie Korea: Offenbar will Putin die Ukraine in zwei Teile zerbrechen
Der russische Präsident habe gemerkt, dass er „nicht das ganze Land schlucken“ könne, so der Geheimdienstchef weiter. Daher versuche er nun, über den Landkorridor ein geschlossenes Gebiet unter russischer Kontrolle zu etablieren. Das Ziel: Putin wolle die Ukraine wie Nord- und Südkorea in zwei Teile zerbrechen und „eine Trennlinie zwischen den besetzten und unbesetzten Regionen“ ziehen, erklärte Budanow.
Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleg Nikolenko, sprach von einem erneuten Versuch, „die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine zu untergraben“. Dass Putin mit seinem Strategiewechsel Erfolg hat, schloss auch Präsident Wolodymyr Selenskyj aus. In einer Videobotschaft betonte er am Sonntagabend unmissverständlich: „Die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine stehen außer Zweifel.“