Elon Musk
  • Elon Musk (50), reichster Mann des Planeten.
  • Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild POOL/dpa

Für irre Summe: Elon Musk will Twitter kaufen

Wie man den Rest der Welt zum Staunen bringt, hat Tech-Milliardär Elon Musk voll raus. Neuester Coup: Er startet einen Versuch, Twitter zu kaufen. Der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla hat ein Angebot zum Kauf aller Aktien des Kurznachrichtendienstes bekanntgegeben. Der Clou: Musk will Twitter nach der Übernahme von der Börse nehmen. Weil, so findet er, der Dienst nur so das Potenzial als Plattform für Redefreiheit ausschöpfen kann.

Musk hält bisher gut neun Prozent an Twitter. Er bietet nun allen Aktionären 54,20 Dollar pro Aktie, wie aus einer Mitteilung bei der US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht. Das Papier schloss am Mittwoch bei knapp 46 Dollar. Die Offerte enthält somit keinen besonders hohen Aufpreis. Allerdings verweist Musk darauf, dass der vorgeschlagene Preis einen Aufschlag von mehr als 38 Prozent auf den letzten Preis vor Bekanntwerden seines Einstiegs bei Twitter bedeutet.

Musks Erfolgsaussichten sind unklar. Twitter war zuletzt gut 36 Milliarden Dollar wert, zu Musks Gebot wäre ein Deal rund 43 Milliarden Dollar schwer. Für den reichsten Mann der Welt, dessen Vermögen auf rund 260 Milliarden Dollar geschätzt wird, wäre das problemlos zu stemmen. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob genug heutige Aktionäre zu diesem Preis an Musk verkaufen wollen.

Musk-Übernahme: Twitter-Anleger sind skeptisch

Twitter hat neben dem Streubesitz mehrere Finanzinvestoren als große Anteilseigner, die jeweils zwischen zwei bis acht Prozent der Anteile halten. Es würde also nicht reichen, nur wenige Großaktionäre vom Verkauf zu überzeugen. Anleger zeigten sich zunächst recht skeptisch: Die Twitter-Aktie rückte zum Auftakt des US-Handels lediglich auf rund 48 Dollar vor.

Zugleich ist Twitter nicht so gut gegen feindliche Übernahmen geschützt wie etwa Facebook, Amazon oder Google, wo Gründer Aktien mit mehr Stimmrechten bekamen. Das erlaubt ihnen, die Kontrolle über das Unternehmen zu behalten, auch wenn sie nicht mehr die Mehrheit der Aktien halten.

Aber auch wenn Musk bei Twitter theoretisch allein schon mit der Aktienmehrheit ans Ziel kommen könnte – der Dienst hat viele Wege, sich zu verteidigen. Zu den sogenannten „Poison Pills“ (Giftpillen), mit denen Unternehmen sich gegen feindliche Übernahmen Wehr setzen, gehört zum Beispiel die Ausgabe neuer günstigerer Aktien an andere Aktionäre. Das verwässert den Anteil eines Angreifers wie Musk.

Musk schrieb, dass der Preis sein letztes Angebot sein. Scheitere mit dem Übernahmeversuch, müsse er sein Engagement bei Twitter überdenken. „Das ist keine Drohung, es ist einfach keine gute Investition ohne die Änderungen, die gemacht werden müssen“, schrieb Musk dazu. Drohung oder nicht – auf jeden Fall kann man dies als ziemlich durchsichtige Erinnerung an die Aktionäre sehen, dass der Kurs auch ganz schnell wieder sinken könne.

Das könnte Sie auch interessieren: Musk feiert in Berliner Fetischclub – und meckert über das Berghain

Dass Musk eine Übernahmeattacke starten könnte, wurde von Beobachtern bereits vermutet, nachdem er am Wochenende einen Sitz im Verwaltungsrat des Unternehmens ausgeschlagen hatte. Gemäß einer Vereinbarung mit Twitter hätte er sich damit nämlich verpflichtet, seinen Anteil nicht über 14,9 Prozent zu erhöhen. Der Verzicht auf die Mitgliedschaft in dem Aufsichtsgremium machte Musk den Weg frei, mehr Anteile zu kaufen.

Elon Musk hat mehr als 80 Millionen Follower bei Twitter

Der Tesla-Chef hat mehr als 80 Millionen Follower bei Twitter und zählt damit zu den populärsten Nutzern. Er sei bei dem Dienst eingestiegen, weil er an das Potenzial von Twitter „als Plattform für freie Rede rund um die Welt“ glaube – und das sei entscheidend für eine funktionierende Demokratie. Inzwischen sei er aber zu der Einsicht gekommen, dass die Firma in ihrer heutigen Form weder dieser Rolle gerecht werden noch finanziell prosperieren könne. „Twitter hat außerordentliches Potenzial. Ich werde es freisetzen“, glaubt Musk.

Wie genau Musk Twitter verändern will, bleibt weitgehend offen – zum Beispiel, wo er die Defizite bei der Redefreiheit sieht. In den vergangenen Jahren waren es in den USA vor allem die Konservativen und allen voran die Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump, die Twitter „Zensur“ vorwarfen. Dabei ging es meist um Maßnahmen gegen die Verbreitung falscher Informationen über das Coronavirus sowie Trumps Behauptungen, dass ihm der Sieg bei der Präsidentenwahl 2020 gestohlen worden sei. (dpa/miri)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp