Facebook down
  • Facebook, WhatsApp und Co. waren am Montagabend stundenlang down.
  • Foto: dpa

Facebook & WhatsApp: Mega-Ausfall macht ernstes Problem deutlich

Von einem Netzwerk für Studenten zum größten Player weltweiter Kommunikation: Mark Zuckerberg hat mit Facebook eine Erfolgsgeschichte geschrieben – einerseits. Denn die Marktmacht des Konzerns birgt auch Schattenseiten. Der weltweite Totalausfall am Montagabend rückt die Probleme in den Vordergrund.

Knapp sieben Stunden lang geht nichts mehr: weder bei Facebook, noch bei Instagram oder bei WhatsApp. Millionen Nutzer weltweit sind betroffen. Grund für die Panne: ein Router-Problem. Nach Angaben des Konzerns wurde die Konfiguration der entscheidenden Router geändert, die den Datenverkehr zwischen den Datenzentren des Unternehmens regeln. Dabei sei es zu einem Fehler gekommen, der Datenverkehr wurde abgebrochen – mehrere Dienste des Unternehmens funktionierten nicht mehr.

Ein kleiner Fehler mit massiven Auswirkungen weltweit: Denn für viele Menschen sind Facebook, Instagram und WhatsApp mehr als Plattformen des fröhlichen Austauschs, der leichten Unterhaltung oder des müßigen Zeitvertreibs. Hier wird Arbeit koordiniert, Geld verdient oder mit den Liebsten in weit entfernten und teils gefährlichen Ecken der Welt Kontakt gehalten.

WhatsApp in einigen Ländern einziger Kommunikationskanal

In einigen Ländern wie Indien ist WhatsApp der wichtigste und oft einzige Kanal für persönliche Kommunikation, aber auch für den Empfang von Nachrichten über Ereignisse in ihrer Region – es ist die Verbindung zur Außenwelt. Weltweit nutzen Firmen, Kleinstunternehmer und Selbstständige die drei Plattformen für ihre täglichen Geschäfte. Jede Minute des Ausfalls ist für sie ein potentieller Verlust von Einnahmen, auf die sie angewiesen sind.

Dabei waren Facebook, Instagram und WhatsApp ursprünglich eigenständige Konzerne. Im Jahr 2012 jedoch, wenige Wochen nach dem Börsengang, kauft Facebook den Fotodienst Instagram für eine Milliarde Dollar (760 Millionen Euro) auf. 2014 folgt der Kauf des Konkurrenten WhatsApp für 19 Milliarden Dollar. Der Großteil der vernetzten Welt liegt ab diesem Moment in Zuckerbergs Händen.

„Es ist fast so, als hätte Facebooks monopolistische Mission, jede konkurrierende Plattform entweder zu besitzen, zu kopieren oder zu zerstören, unglaublich zerstörerische Auswirkungen auf die freie Gesellschaft und die Demokratie“, kritisiert die demokratische US-Abgeordnete Alexandria Ocasio Cortez gestern. Ihre Forderung: Die Monopolmacht der weltweiten Kommunikation müsse zerschlagen werden. Dem schloss sich US-Whistleblower Edward Snowden an: Dass alle drei Dienste gleichzeitig ausfielen, sei „ein leicht verständliches Beispiel dafür, warum die Aufteilung eines bestimmten Monopols in mindestens drei Teile keine schlechte Idee sein könnte.“

Mega-Konzern steht durch „Facebook Files” in der Kritik

Es ist nicht nur die Monopolstellung, die Facebook immer wieder Kritik einbringt. Ganz aktuell sieht sich der Konzern mit den „Facebook Files” konfrontiert. Die Whistleblowerin und Ex-Facebook-Mitarbeiterin Frances Haugen hat Tausende Dokumente veröffentlicht, die Zuckerberg und Co. in Bedrängnis bringen. Demnach gelingt es der Plattform kaum, gegen Falschinformationen und Hass auf Facebook vorzugehen, Menschenhändler sind auf der Plattform aktiv und Drogenkartelle suchen via Facebook nach Auftragskillern – ohne, dass nachhaltig interveniert werden würde.

Außerdem weiß der Konzern laut internen Studien, dass Instagram dazu beiträgt, der Psyche von Minderjährigen zu schaden. Vor allem junge Mädchen, die mit ihrem Körper unzufrieden seien, gehe es durch Instagram noch schlechter. Öffentlich behaupten die Verantwortlichen bislang jedoch immer, dass dies nicht der Fall sei.

Haugen erhebt den Vorwurf, dass all dies von Facebook besser bekämpft werden könne, aber sich der Konzern lieber für Profit entscheiden würde. „Es gab Interessenkonflikte zwischen dem, was für die Öffentlichkeit gut war und was für Facebook gut war”, sagte sie bei einem Interview im US-Fernsehen. Und Facebook habe sich immer und immer wieder dafür entschieden, für eigene Interessen das Geschäft zu optimieren: „Profit over people“. Laut eines internen Protokolls, das dem „Wall Street Journal“ vorliegt, soll ein Facebook-Manager gesagt haben, dass sie eine Maschine erschaffen hätten, die nicht mehr zu kontrollieren sei.

Facebook: Whistleblowerin appelliert an die Politik

Facebook selbst widersprach den Anschuldigungen. Man sei sich „der großen Verantwortung bewusst, die der Betrieb einer globalen Plattform mit sich bringt. Wir nehmen sie ernst und scheuen uns nicht vor Hinterfragung und Kritik. Aber wir weisen diese falsche Charakterisierung unserer Arbeit und die Unterstellung der Motive des Unternehmens grundsätzlich zurück”, hieß es in einer Stellungnahme des Unternehmens.

Dienstag stellte sich Whistleblowerin Haugen indes den Fragen des Untersuchungsausschusses im US-Senat. Ihr eindringlicher Appell an die Politik: „Aus eigenem Antrieb wird Facebook weiter Entscheidungen treffen, die gegen das öffentliche Wohl gehen.” 

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