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Christian Lindner
  • Die aktuellen Umfragen bringen FDP-Chef Christian Lindner in eine komfortable Situation: die des Königsmachers.
  • Foto: picture alliance / dpa/Stefan Sauer

Laschet, Bearbock oder Scholz? Der Königsmacher könnte ein Vierter sein

Noch vor knapp eineinhalb Jahren blickte Christian Lindner in den Abgrund. Nach dem Pakt von Thomas Kemmerich mit der AfD in Thüringen musste der FDP-Chef mit ansehen, wie seine Partei in Umfragen auf unter fünf Prozent abrutschte. Heute ist die FDP wieder locker zweistellig. Das bringt sie nach der Bundestagswahl in eine Schlüsselposition. Lindner könnte zum Königsmacher werden.

„In meinen Augen hat sich bereits geklärt, wer in das Kanzleramt einziehen wird“, sagte Lindner noch vor gut drei Wochen. Und meinte damit Armin Laschet. Was folgte, war ein drastischer Absturz des CDU-Kandidaten und der Union in den Umfragen. Heute scheint das Rennen ums Kanzleramt offener denn je.

Nächste Koalition: Es wird drei statt zwei Parteien brauchen

Union, Grüne und SPD liegen in den verschiedenen Umfragen alle etwa in dem Korridor zwischen 19 (SPD) und 23 Prozent (Union). Die FDP bei etwa zwölf Prozent. Bleibt es so, ist ein Szenario sicher: Es braucht drei statt wie bisher zwei Parteien (CDU und CSU als eine gerechnet), um eine Regierung zu bilden. Heißt: Von den vier Parteien der Mitte (ohne Linke und AfD), müsste wohl eine auf die Oppositionsbank.

Momentan lassen die Umfragen zwar auch andere Koalitionen am 26. September möglich erscheinen: Rot-Rot-Grün oder Grün-Rot-Rot beispielsweise. Allerdings ist der Unwille zu einem solchen Bündnis groß. So forderte Robert Habeck (Grüne) von der Linkspartei für eine Regierungsbeteiligung unter anderem bereits ein Bekenntnis zur NATO – was dort einem Sakrileg gleich käme und die Partei möglicherweise zerreißen würde. Vor allem in der Außenpolitik wären die Gräben riesig.

Die SPD will „entweder führen oder nichts“

Dass sich die SPD nach acht Jahren Großer Koalition als Mehrheitsbeschaffer für Union und FDP – der eigentlich von Lindner und Laschet favorisierten Koalition – beteiligt, gilt als höchst unwahrscheinlich. Dieses „Deutschland-Koalition“ genannte Bündnis würde die SPD wohl vor eine ähnliche Zerreißprobe stellen wie die GroKo 2017. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans hat bereits die Parole „Entweder führen oder nichts“ ausgegeben.

2017 verhandelten Union, Grüne und FDP schon einmal über „Jamaika“. Aber das scheiterte – an der FDP. picture alliance / Kay Nietfeld/dpa | Kay Nietfeld
Jamaika
2017 verhandelten Union, Grüne und FDP schon einmal über „Jamaika“. Aber das scheiterte – an der FDP.

Und so verbleiben möglicherweise nur zwei Option, in denen die FDP aber immer das Zünglein an der Waage spielen würde: Zum einen ein „Jamaika“-Bündnis aus Union, Grünen und FDP. Über diese Koalition wurde bereits 2017 verhandelt. Bis die FDP ausstieg. Damals sagte Lindner den berühmt gewordenen Satz: „Besser nicht regieren, als falsch regieren.“ Die FDP-Oberen betonen immer wieder, dass das Bündnis damals vor allem an der Person Angela Merkel (CDU) scheiterte.

Bundestagswahl 2021 für taktische Wähler besonders schwer

Die andere Option ist eine „Ampel“-Koalition aus SPD, Grünen und FDP, wobei momentan noch offen ist, ob SPD oder Grüne das Kanzleramt besetzen würden. Die „Ampel“ ist das favorisierte Bündnis von Olaf Scholz. Dem SPD-Kanzlerkandidat würde die FDP wohl noch lieber zur Kanzler-Macht verhelfen, als der Grünen Annalena Baerbock.

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Klar scheinen momentan nur zwei Dinge: Die FDP könnte nach 2017 wohl nicht noch einmal einen Regierungseintritt ablehnen, will sie glaubwürdig bleiben. Und: Taktische Wähler haben es wegen der vielen Möglichkeiten in diesem Jahr besonders schwer.

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