Bolsonaro
  • Jair Bolsonaro, Klimasünder. Er erscheint gar nicht erst zum Gipfel.
  • Foto: dpa-Bildfunk

Das sind die sieben Klima-Todsünder

Noch knapp zwei Wochen tagt der UN-Klimagipfel COP26. Unter den teilnehmenden Staaten sind auch die weltweit größten Klimasünder. Auf sieben davon, vielleicht die schlimmsten – je nach Rechnung –, will die MOPO heute einen genaueren Blick werfen: Wie positionieren sie sich auf der Konferenz in Glasgow? Denn: Von ihnen wird der Erfolg der Klimaschutz-Maßnahmen entscheidend abhängen!

Keine der reichen Industrienationen, auch Deutschland nicht, halte sich gerade an seine Zusagen zum Klimaschutz, prangerte Klima-Aktivistin Luisa Neubauer im Vorfeld des Gipfels an. Allein die G20-Staaten sind für etwa 80 Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. „Sie alle rauben dem globalen Süden und den jungen Generationen wissentlich ihre Perspektiven“, so Neubauer. „Wo sind die Regierungen, die diesen Betrug beenden?“

Ja, wo sind sie? Und wer sind eigentlich die größten Klimasünder? Bei den Ländern, die insgesamt das meiste CO2 pro Jahr ausstoßen, liegt etwa China an der Spitze, gefolgt von den USA und Indien. Schaut man sich aber den Pro-Kopf-Verbrauch an – bricht also diese Zahlen runter auf die Bevölkerung – dann schneidet Indien weltweit gar nicht so schlecht ab. Spitzenreiter ist in dieser Betrachtung Katar. Aber: Reiche Industrienationen wie Deutschland können sich auch nicht aus der Verantwortung ziehen.

China ist der größte Klimasünder

China: Die Volksrepublik ist mit derzeit weit über 11 Milliarden Tonnen CO2 der größte Klimasünder und für gut 30 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Erst 2060 peilt das Land Klimaneutralität an – viel zu spät, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. Entsprechend kritisch wurde aufgenommen, dass Staatspräsident Xi Jinping den Klima-Gipfel schwänzt und lediglich eine Erklärung übermittelte. Andererseits: Dass die meisten Staatschefs per Flugzeug anreisen, dazu mehr als 50 Promis und Unternehmer per Privatjet – auch nicht gerade klimafreundlich. Xi indes machte zunächst keine konkreten neuen Zusagen, forderte jedoch alle Seiten auf, „ihre Versprechen einzuhalten“.

USA: Die Vereinigten Staaten liegen sowohl beim Pro-Kopf-Verbrauch als auch insgesamt ziemlich weit vorne in der Sünderliste. Eine Studie von Germanwatch und dem New Climate Institute bezeichnete die Klima-Lage der größten Industrienation der Welt jüngst als „desaströs.“ Zwischenzeitlich war das Land unter Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten. Nachfolger Joe Biden entschuldigte sich ausdrücklich dafür. Er selbst war als eine Art Klima-Präsident in den Wahlkampf gegangen, hatte Großes versprochen. In Glasgow fiel er zunächst auf, weil er bei einer Rede kurz einnickte. Dann aber kündigte er ambitionierte Ziele an, dabei seien technische Innovation „der Schlüssel zur Erschließung unserer Zukunft“.

Wladimir Putin bleibt dem Gipfel fern

Russland: Auch Wladimir Putin bleibt dem Klima-Gipfel fern, allerdings nimmt er per Videoschalte teil. Es ist noch gar nicht allzu lange her, dass der Präsident den Klimawandel als Erfindung des Westens verspottete, um das rohstoffreiche Russland an den Rand zu drängen. Und Umweltschützer sind alarmiert: In den letzten Jahren gab es verheerende Waldbrände historischen Ausmaßes, bis zu sechs Millionen Hektar könnten verbrannt sein. Immerhin: In seiner „Rede an die Nation“ sprach Putin jüngst erstmals über Klimaziele als „nationale Priorität“. Und: Dieser Tage kündigte er an, bis 2060 sein Land klimaneutral machen zu wollen.

Brasilien: Präsident Jair Bolsonaro hat eine Klage von Klima-Aktivisten an der Backe. Weil er bislang den Regenwald, die „Kathedralen der Natur“ (Boris Johnson) gnadenlos abholzen lässt. Statt nach Glasgow zu fahren, tingelt er derzeit durch Italien. Nun aber schloss Brasilien sich auf dem Klima-Gipfel einer Initiative von 100 Staaten an, die 2030 das Abholzen stoppen wollen. Greenpeace kommentierte, das sei grünes Licht für „ein weiteres Jahrzehnt der Entwaldung“.

Katar: Der Golfstaat steht beim Pro-Kopf-Verbrauch von CO2 an der Spitze. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien belegen Spitzenplätze. Sie alle entdecken, sehr langsam, das Thema Klimaschutz. Katar will den CO2-Ausstoß bis 2030 nun immerhin um 25 Prozent reduzieren.

Überraschung: Auch Kanada ist Top-Klimasünder

Kanada: Hätte man eventuell nicht sofort auf dem Zettel. Dennoch: Kanada ist sowohl insgesamt als auch pro Kopf auf traurigen Spitzenplätzen zu finden. Bitter auch: Das Land lässt Wälder abholzen, um an noch mehr Erdöl zu kommen, das zur Energiegewinnung genutzt werden soll. Premier Justin Trudeau versprach nun aber: Bis 2030 soll der Kohle-Export verboten werden.

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Deutschland: Ja, auch wir sind in der Reihe der Klimasünder nach wie vor ganz vorne mit dabei. Vor allem im Vergleich zum Rest der EU schneidet Deutschland sehr schlecht ab. Noch immer verheizen wir zu viel Kohle und Öl. Auch Kanzlerin Merkel hat wenig für den Klimaschutz getan – das urteilte jüngst sogar das Bundesverfassungsgericht. Die schwedische Klima-Ikone Greta Thunberg jedenfalls war sich auf einer Demo vor dem Konferenz-Gelände sicher: „Wandel kommt nicht von da drinnen.“

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