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Amerikanische Soldaten begleiten Flüchtende an Bord eines Militärflugzeuges der US-Air-Force.
  • Amerikanische Soldaten begleiten Flüchtende an Bord eines Militärflugzeuges der US-Air-Force.
  • Foto: picture alliance/dpa/U.S. Air Force via AP | Senior Airman Taylor Crul

Das abrupte Ende der Evakuierung

Jetzt wird die Hauruck-Evakuierungsaktion in Afghanistan gestoppt: Am Dienstagabend bekräftigte US-Präsident Joe Biden, dass die US-Truppen das Land wie geplant am 31. August verlassen werden. Die G7 konnten ihn nicht umstimmen. Schon Donnerstag wollen die Franzosen ihre Flüge einstellen. Freitag könnte der letzte deutsche Rettungsflieger starten. Tausende Menschen bleiben zurück.

Wann genau die letzte deutsche Maschine in Kabul startet, die Menschen aus Afghanistan raus nach Taschkent bringt, ist noch unklar. Von der Bundesregierung heißt es, die Evakuierungsaktion solle so lange wie möglich andauern. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach gestern von einem Ende in „einigen Tagen“. Dem „Spiegel“ zufolge könnte der letzte Flug am Freitag gehen, ARD-Informationen zufolge sogar noch früher.

Frist Ende August: Biden besiegelt Evakuierungsstopp

Besiegelt hat den Evakuierungsstopp die Entscheidung des US-Präsidenten Joe Biden, der am Truppenabzug am 31. August festhält – trotz Bitten der europäischen Verbündeten um eine Verlängerung. Zwar arbeite die Regierung an einem „Plan B“, man gehe jedoch davon aus, dass alle US-Staatsbürger bis dahin ausgeflogen sein werden, erklärte die US-Regierung. Und weil der Flughafen in Kabul überwiegend von amerikanischen Soldaten gesichert wird, müssen auch die anderen westlichen Truppen bis dahin abgezogen sein.

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Alleine die USA haben nach eigenen Angaben seit dem 14. August rund 82.300 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Von Dienstag- bis Mittwochmorgen wurden innerhalb von nur 24 Stunden von allen Beteiligten insgesamt 19.000 Menschen aus dem Land gebracht. Für die deutsche Bundeswehr ist die Evakuierungsaktion die größte ihrer Geschichte: Mit rund 30 Flügen hat sie mehr als 4850 Menschen außer Landes gebracht, darunter 540 Deutsche. Trotzdem sollen sich am Mittwochnachmittag noch mehr als 200 deutsche Staatsbürger in Afghanistan befunden haben.

Tausende afghanische Ortskräfte bleiben zurück

Tausende afghanische Ortskräfte werden zurückbleiben. Zum einen, weil die Zeit nicht reicht. Zum anderen, weil sie kaum noch zum Flughafen in Kabul durchkommen. Dem Auswärtigen Amt zufolge hat sich am Mittwoch noch eine „hohe vierstellige oder niedrige fünfstellige Zahl“ schutzbedürftiger Menschen in Kabul befunden, die für eine Evakuierung infrage kämen. Der Vorsitzende des Partnerschaftsnetzwerks Afghanische Ortskräfte, Marcus Grotian, sagte sogar, dass bisher nur rund 2000 der 8000 Ortskräfte, die mit Deutschland zusammengearbeitet haben, und ihre Angehörigen ausgeflogen worden seien.

Die US-Regierung verteidigt ihren Abzug mit dem hohen Risiko von Terroranschlägen in Kabul. Dieses Risiko sieht auch die Bundeswehr. In den USA wird Biden aber vorgeworfen, sich dem Druck der radikal-islamischen Taliban zu beugen. Sie hatten erklärt, Evakuierungsaktionen über den 31. August hinaus nicht zuzustimmen, hatten gar mit „Konsequenzen“ gedroht.

Nach Luftbrücke: Afghanen sollen über zivilen Flughafenbetrieb ausreisen

Das Ende der Luftbrücke dürfe aber nicht das Ende der Bemühungen bedeuten, afghanische Ortskräfte zu schützen und Afghanen vor Ort zu helfen, sagte Merkel am Mittwoch in ihrer Regierungserklärung. So soll der Flughafen nach dem 31. August zivil betrieben werden. Die Taliban hätten zusagt, dass so auch künftig Afghanen mit gültigen Ausweisdokumenten ausreisen könnten, erklärte der deutsche Verhandlungsführer.

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Derzeit lassen die Taliban Berichten zufolge nur noch Menschen mit ausländischen Pässen die Kontrollpunkte zum Flughafen passieren. Gut ausgebildete Afghanen wollen sie nicht ziehen lassen, man brauche sie, um das Land wieder aufzubauen, sagte ein Sprecher. Die US-Rettungsaktion gehe ihnen zu schnell, die Amerikaner forderten Afghanen auf, das Land mit ungewissem Ziel zu verlassen, erklärten die Taliban am Mittwoch. „Wir ermahnen die Amerikaner, ihre Politik diesbezüglich zu ändern.“

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