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Günther Merz
  • Parteifreunde – und bald auch Konkurrenten? Daniel Günther und Friedrich Merz (beide CDU, v.l.)
  • Foto: picture alliance/dpa/Georg Wendt

Daniel Günther: Wie der „Anti-Merz“ seinem Parteichef gefährlich werden könnte

Als Friedrich Merz vor rund 20 Jahren noch Steuermodelle auf Bierdeckel schrieb, zählte man ihn zum wirtschaftsliberalen Flügel der CDU. Mittlerweile aber vertritt der heutige Parteichef vor allem konservative Positionen, geriert sich manchmal als Speerspitze eines Kulturkampfes gegen Links-Grün. Schleswig-Holsteins Landesvater Daniel Günther hingegen ging den umgekehrten Weg. Gab es früher auch mal konservative Töne von ihm, vertritt der Kieler schon länger nur noch eine moderne, liberale CDU-Position. Es sei denn, im Bierzelt läuft der Party-Hit „Layla“. Taugt Günther als Merz-Alternative, gar als „Anti-Merz“?

„Ich hab nen Puff / Und meine Puffmama heißt Layla / Sie ist schöner, jünger, geiler“ – Das Entsetzen war bei vielen groß, als Daniel Günther auf der Kieler Woche im Bayernzelt den Party-Hit auf offener Bühne mitgrölte – hüpfend und den Zeigefinger in der Luft. Der liberale Landesfürst, der Chef einer erfolgreichen schwarz-grünen Koalition, der Verfechter einer modernen CDU-Linie, der ein als sexistisch verschrienes Lied singt? Demonstrativ?

Günther verteidigt „Layla“-Auftritt auf Kieler Woche

Und als wäre das nicht genug, legte Günther nun bei den Funke-Medien im Interview nach: „In dem Zelt war richtig Partyatmosphäre. Und als die Band mich gebeten hat, auf die Bühne zu kommen und mit ihnen zu singen, habe ich das wirklich gerne gemacht“, verteidigte er sich. Und das, obwohl er noch vor einem Jahr der „Bild“ gesagt hatte: „Kein Lied, was ich auf meiner Party spielen würde.“

Gleichzeitig aber macht der plötzliche Layla-Fan von sich reden, indem er offen CDU-Chef Merz für seine konfrontative, populistische Linie rügt. Und sich nebenbei indirekt für NRW-Landesvater Hendrik Wüst als möglichen Kanzlerkandidaten ausspricht. Dass Merz es mache, sei kein Automatismus. „Wir werden die Frage der Kanzlerkandidatur im Spätsommer 2024 beantworten“, sagte er den Funke-Medien. Und die eigenen Ambitionen? Sein Platz sei in Kiel – „nicht nur aktuell“.

Günther als Alternative zu Merz und Wüst?

Und doch: Viele sehen in Günther eine echte Alternative zum gegen die Grünen polternden Merz, der noch besser als Wüst eine liberale Alternative verkörpern könnte.

Ein Pfund: seine „relativ schnörkellose Sprache“ wie der Politologe Wilhelm Knelangen es mal in der „Frankfurter Rundschau“ ausdrückte, gepaart mit einer Zugewandtheit (die man von Privatjet-Merz etwa nicht so kennt), und einer beeindruckenden Kompromiss-Fähigkeit, die ihn erfolgreich eine Jamaika-Koalition in Kiel regieren ließ.

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Als nun schon längerer Grünen-Partner hält Günther wenig von populistischem Gerede á la Merz und von dessen Erklärung, die Ökopartei sei der „Haupt-Gegner“. „Populistisches Draufhauen“ helfe der CDU nicht, so Günther. Er empfehle: „Kurs der Mitte, sprachlich sauber bleiben, keine Debatten über das Gendern und andere Nebensächlichkeiten – den Leuten halt keinen Scheiß erzählen.“ Schnörkellose Sprache.

Und wie passt da das Layla-Grölen auf der Kieler Woche? Günther wusste stets, dass die CDU als Volkspartei viele Felder bespielen muss. Auch wenn er sich nun für Wüst stark gemacht hat. Der Verdacht liegt nahe, dass Günther auch eine Botschaft an die Konkurrenz schicken wollte: Von Kiel ist es nicht so weit bis Berlin.

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