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Paul Ziemiak
  • CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak vor einem Wahlplakat. Es zeigt keine Polizistin, sondern die Online-Kampagnenleiterin der Partei.
  • Foto: xF.xKernx/xFuturexImage

CDU erleidet Bruchlandung mit Schummel-Plakaten

Irgendwie war in der Plakat-Kampagne der CDU von Anfang an der Wurm drin. Schon bei der Vorstellung im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin fehlte der Dreh- und Angelpunkt: CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Dann kam heraus: Statt echter Fachkräfte waren nur CDU-Mitarbeiter auf den Plakaten zu sehen. Und schließlich zerpflückten auch noch Fans und Gegner der Partei die Aktion – aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Die CDU preist sich gerne als letzte große Volkspartei, nah an den Menschen. Glaubwürdig. Das sollen auch die Plakate für die Bundestagswahl klar machen: Sie zeigen beispielsweise eine Polizistin, eine Pflegerin oder eine Ingenieurin. Doch dabei handelt es sich nicht echte Fachkräfte, sondern vornehmlich um Mitarbeiter aus der CDU-Zentrale.

Sogar die Polizei zeigt sich verärgert

Für das Motiv mit der Polizistin („Mit Sicherheit“) hat sich beispielsweise die Co-Chefin der CDU-Online-Kampagne, Clara von Nathusius (25), in Uniform geworfen. Bei der Polizei kommen derlei Verkleidungskünste gar nicht gut an: „So wie Polizisten nicht in Uniform auf Parteiversammlungen gehen dürfen, sollten Parteien auch nicht mit Fake-Polizisten in unserem Outfit für sich werben. Wir sind für alle Bürger da und nicht die Garnitur für Wahlprogramme“, sagte Jörg Radek von der Gewerkschaft der Polizei der „Bild“.

Auch in der Pflegebranche stößt das dazugehörige Schummel-Plakat („Für ein gutes Leben im Alter“) auf Unverständnis. Intensivpfleger Ricardo Lange, der in der Corona-Krise zum bekanntesten Gesicht seines Berufsstands aufstieg, empörte sich: „Pflegekräfte, die monatelang im Stich gelassen wurden, sollen jetzt für den Wahlkampf herhalten. Vielleicht hätte man besser große Firmen abdrucken sollen, den für sie wird Politik gemacht.“

Paul Ziemiak: „Wollten niemanden von der Arbeit abhalten“

Aber warum steckte die CDU überhaupt ihre Partei-Mitglieder in Kostüme? Man habe Krankenschwestern oder Polizisten nicht von der Arbeit abhalten wollen, begründete CDU-General Paul Ziemiak die Entscheidung. Außerdem sei die Kampagne zu einem Zeitpunkt mit vielen Corona-Beschränkungen fotografiert worden.

Ein weiteres Problem, das offenbar ignoriert wurde: Die Plakate, die bald deutschlandweit zu sehen sein werden, zeigen keinen einzigen Menschen mit erkennbarerer Migrationsgeschichte. Dabei hat rund ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland eine Migrationsgeschichte.

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Die politischen Gegner der CDU zerpflücken die Plakatmotive im Internet reihenweise. So schnitt beispielsweise der SPD-Mitarbeiter Simon Lavo-Braumann unter dem Motto „Wahlplakat vs. Wirklichkeit“ die CDU-Werbung („Für bezahlbares Wohnen“) mit einem Bericht der FAZ aus dem Juni gegen. Der Titel: „Unionsfraktion blockiert Vermieter-Beteiligung am CO2-Preis“.

Und als sei all dies nicht genug, empörte sich schließlich sogar noch Ulf Poschardt, Chef der konservativen Tageszeitung „Die Welt“, über den fragwürdigen Satzbau des zentralen CDU-Slogans: „Deutschland gemeinsam machen. Euer Ernst, CDU?“, fragte er entgeistert auf Twitter.

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